Menden. Schwillt die Hönne ähnlich stark an wie im Juli 2021, steht der Neubau an der Walramstraße unter Wasser. Welche Maßnahmen die Stadt nun prüft.

Der 14. Juli 2021 dürfte sich bei vielen Mendenerinnen und Mendenern ins Gedächtnis eingebrannt haben. Seit dem verheerenden Jahrhundert-Hochwasser arbeitet die Stadt an Schutzmaßnahmen. Am Neubau des Hönne-Gymnasiums allerdings gibt es gleich mehrere Herausforderungen.

Topografie problematisch

Der Wiederaufbauplan in Menden ist auch gut eineinhalb Jahre nach dem Hochwasser noch immer in vollem Gange. So soll die Sanierung des stark betroffenen VHS-Gebäudes Mitte März abgeschlossen sein. Doch der Anbau des Hönne-Gymnasiums ist so etwas wie das Sorgenkind der Stadt. Derzeit ist der Immobilienservice Menden (ISM) dabei, Stück für Stück den Hochwasserschutz städtischer Gebäude entlang der Hönne sukzessive auszubauen, so ISM-Betriebsleiter Martin Niehage. Wasserdichte Fenster und Türen sollen ebenso schützen wie ein Umbau des Kriechkellers. Der stand bekanntermaßen 2021 unter Wasser. „Wir haben die Einläufe so angepasst, dass sie nicht mehr auf Bodenhöhe sind“, erklärt Niehage auf WP-Anfrage. Ein kaminartiger Ausbau soll nun verhindern, dass das Wasser dort Elektrik und Keller unter Wasser setzt. „Wir haben nachgerüstet – und tun es auch weiterhin“, betont Martin Niehage.

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Am Hönne-Gymnasium sind nun zwei Varianten untersucht worden, die Gebäude und Schulhof im Ernstfall schützen sollen. Das Problem: Bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis würden Bestandsgebäude und Neubau aktuell regelrecht absaufen. Vor allem aber der Neubau birgt Gefahren. Noch sind die Arbeiten nicht gänzlich abgeschlossen, doch alleine mit Blick auf die Topografie ergeben sich Probleme. Die Aula – und spätere Veranstaltungshalle, die nach Außen hin mit großen Glastüren geöffnet werden kann – liegt auf dem Gelände vergleichsweise tief.

Konkret geht es um Spundwände, ähnlich denen an der Kaiserstraße, oder aber fest verbaute Mauern in unmittelbarer Ufernähe und wie diese Varianten sich auf die umgebenden Flächen auswirken. Bei einem Pegelstand von 3,74 Metern – 2021 lag der Hönne-Pegel in der Spitze bei 3,26 Metern – steht der Schulhof laut einer Analyse 80 Zentimeter tief unter Wasser. In Variante A werden Spundwände an den Bestandsgebäuden zur Walramstraße hin und am Schulhof zur Hönne hin aufgebaut; der Schulhof vor dem Neubau stünde schutzlos da. In Variante B hat der ISM eine fest verbaute Schutzmauer vor dem Neubau in Ufernähe hinzufügen lassen.

Umliegende Straßenzüge im Blick

Während Variante A zwar den Schulhof größtenteils schützt und auch keinerlei Auswirkungen auf umliegende Flächen und Straßen zu befürchten sind, sieht das Ganze bei Variante B gänzlich anders aus. Durch eine fest verbaute Mauer würde sich laut hydraulischem Gutachten der Fließquerschnitt deutlich verändern. Die Obere Promenade stünde demnach zehn Zentimeter höher unter Wasser als bei Variante A. Das könnte im Zweifel zu größeren Schäden an der Wohnbebauung in der Nachbarschaft führen.

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Wie kommt es aber, dass der Hochwasserschutz am Neubau erst jetzt so richtig Fahrt aufnimmt? „Als wir das Hochwasser 2021 hatten, stand das Gebäude schon“, erklärt Martin Niehage. Der Hochwasserschutz habe in den Planungen eine eher marginale Rolle gespielt. Allerdings gehe es nun nicht nur um kurzfristig umsetzbare Maßnahmen. „Solche Spundwände müssen mit gewissem Vorlauf eingebaut werden. Gleichzeitig müssen sie bei Tag und Nacht oder aber am Wochenende einzubauen sein“, erläutert der ISM-Chef. Es würden also auch Lager-Kapazitäten fällig, sofern mobile Maßnahmen ergriffen werden sollen.

All das ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Das hydraulische Gutachten, das seit Ende Dezember 2022 vorliegt, soll nun die Grundlage für weitere Hochwasserschutzplanungen bilden.