Menden. In Menden gibt es eine neue großflächige Ausstellung. Dabei ist in Bücherei und Rathaus auch Hightech zum Einsatz gekommen. Das steckt dahinter.

Die Stadt greift mit einer gebäudeübergreifenden Ausstellung deutsche Autoren auf, deren Werke vor 90 Jahren massenhaft verbrannt worden sind. Wo die Werke ausgestellt werden – und warum es in Menden einmalig ist.

Themen und Autoren für Menden

Die Idee für eine Ausstellung zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennungen hatte Markus Koschinski, Mitarbeiter im Kulturbüro und verantwortlich für die Kunstausstellungen, die in regelmäßigen Abständen im Rathaus stattfinden. „Es ist, soweit ich mich erinnern kann, die erste Ausstellung zu diesem Thema und ich verspreche mir durch sie ein in Erinnerung bleiben“, sagt er. Die Gemeinschaftsausstellung „Feuerfeste Autoren – Besinnen hilft“, erstreckt sich nicht nur über die Fläche im ersten Obergeschoss der Stadtverwaltung, auch Räume in der Dorte-Hilleke-Bücherei werden genutzt, um die Kunst zum Gedenken an die verbrannten Bücher namhafter deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller auszustellen.

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Es ist ein bedeutendes Thema und eine große Ausstellung. Helmut Kruse, ein Mendener Künstler, Illustrator und Werbedesigner, wurde beauftragt, diesen Gedenktag sichtbar zu machen. „Bereits nach dem ersten Gespräch kam ich auf den Titel, unter dem die Ausstellung stattfindet. Die Wahl der Schriftstellerinnen und Schriftsteller dauerte deutlich länger“, erklärt Kruse. Er begann zu recherchieren und fragte sich: „Was ist wichtiger – die Autoren oder die Geschichte?“ Die Antwort bekam er, nachdem er sich in die Werke hineinlas. „Ich zolle allen von mir dargestellten Persönlichkeiten meinen Respekt, aber ich bin ein sehr genderpositiver Mensch, mein Auto heißt Klaus-Bärbel, deshalb haben mich besonders die Frauen unter ihnen, wie Irmgard Keun, sehr beeindruckt“, sagt er humorig.

Dass Helmut Kruse sehr belesen ist und sich nicht erst auf Anfrage mit dem Thema beschäftigt hat, kann man schnell merken. Es war für Kruse keine große Herausforderung mehr, die Skizzen zu zeichnen, nachdem er sich entschieden hatte, wer einen Platz bei der Ausstellung bekommen soll.

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Die Besucher der Ausstellung mögen sich vielleicht wundern, dass die Porträts nicht hinter Glas hängen, doch beim genaueren Betrachten wird klar, es sind keine Bleistift- oder Kohlezeichnungen. „Das ist mit dem IPad gezeichnet“, erklärt Kruse. Neben den Zeichnungen hängen Auszüge aus Büchern der Persönlichkeiten und bereits beim Lesen der ersten Zeilen wird klar, warum sie verbrannt wurden. Denn das, was dort geschrieben steht, passte überhaupt nicht zur Gesinnung und zum Gedankengut der Nationalsozialisten.

Die Ausstellungseröffnung im Mendener Rathaus

Bürgermeister Dr. Roland Schröder betonte in seiner Eröffnungsrede derweil den Wert der Freiheit der Meinungsäußerungen in Wort und Schrift und verwies darauf, dass es auch heute noch genug Länder gebe, die dieses Recht mit Füßen treten. Als Ehrengast war Dr. Gerhard Eickenbusch geladen, der 70-jährige gebürtige Mendener, Autor und Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller, lebt zwar schon lange nicht mehr in seiner Heimatstadt, aber fühlt sich ihr auf ganz besondere Weise mit ihr verbunden. „Als man mich fragte, ob ich zu dieser Ausstellungseröffnung kommen und eine Rede halten würde, hat mich ein Gemütszustand überfallen, von dem alle Menschen, die mich kennen, wissen, das er sehr selten ist. Ich war gerührt“, so der Sohn des ehemaligen Inhabers vom Schuhgeschäft in der Kirchstraße. Eickenbusch berichtete von seiner Schulzeit in Menden und von seiner Grundschullehrerin namens Luzie Kaiser.

„Diese Frau ist mit uns durch Menden gegangen und hat uns gezeigt, wo ehemals ein jüdisches Geschäft war, Wohnhäuser, in denen Juden gelebt haben oder auch den jüdischen Friedhof“, erzählte er. „Das war damals nicht üblich, denn während meiner gesamten späteren Schulzeit am Walramgymnasium ist mir nie wieder eine Lehrkraft wie Luzie Kaiser begegnet“, so Eickenbusch, der 1971 sein Abitur an der Hönne absolvierte.

In seinem aktuellen Buch schlägt der inzwischen in Lübeck lebende Autor wieder eine Brücke zu Menden. „Unter dem Titel ,Schwäler auf dem Gipfel zur Macht’ können sich die Norddeutschen nichts vorstellen. Hier in Menden aber weiß fast jeder, was ein Schwäler ist“, sagte er und überreichte das Buch, in der Hoffnung, somit einen Platz in der Mendener Bücherei sicher zu haben, an den Mendener Bürgermeister.

Die Eröffnung, die eher einer Soirée als einer Matinee ähnelte, wurde musikalisch untermalt von dem Trio Amado. Mit Jazz-Rhythmen wie Mackie Messer und „It don’t mean a thing“, spielten sie genau die Musik, die vor neunzig Jahren ebenfalls verboten war und damit perfekt zur Ausstellung passte.

Dass „Feuerfeste Autoren – Besinnen hilft“ nachhaltig Eindruck hinterlassen wird, davon geht Organisator Markus Koschinski aus. „Deutschkurse der Mendener Schulen werden kommen und haben hier die Möglichkeit, auf anschaulichste Weise das Thema zu erarbeiten.