Fröndenberg/Menden. Kultureller Brückenschlag: Fröndenbergs Kunstverein und Mendener Künstlergruppe wollen enger kooperieren: Mölle-Ausstellung als Auftakt.

Es sind immer die Augen. Wenn Claudia Mölle ihre in Metall gearbeiteten Porträts ausstellt, dann treffen und verfolgen den Betrachter mitunter Blicke, die man so schnell nicht wieder vergisst. Dass sich die Mendener Künstlerin damit so weit in der internationalen Kunstszene etabliert hat, dass sie in Berlin, Paris, Venedig oder zuletzt wieder in Köln ausstellen kann, hat mit diesen Blicken zu tun. Denn wie sie jetzt am Wochenende in der wunderbaren Fröndenberger Kunstkirche auch dem Publikum zur Vernissage für „Behind the Shadows“ („Hinter den Schatten“) wieder erklärte: Ihre Kunst sei für sie auch eine Form der Verarbeitung des erlebten Lebens.

Viele Werke sind von Mölles Jahren als Pflegekraft auf Intensivstation geprägt

Gemeint ist damit vor allem die Tatsache, dass Claudia Mölle jahrelang als Krankenschwester auf der Intensivstation des St.-Vincenz-Krankenhauses gearbeitet hat. In einem Bereich, in dem vielfach auf Leben und Tod gekämpft wird, und wo Ärztinnen und Ärzte manchen dieser Kämpfe auch verlieren. Leid, Angst, Resignation, Trauer und Melancholie, aber auch Mut und Trotz: Augen spiegeln das alles. „Ich kann die Kunst als Therapie nur empfehlen, da braucht man dann weniger Psychotherapeuten“, lachte Mölle am Mikrofon im Altarraum. Tatsächlich waren da schon manche der gut 60 Besucherinnen und Besucher lange vor ein und demselben Bild oder einer der eindrucksvollen Skulpturen stehen geblieben.

Freude über Erscheinen der Mentorin Maria Ficnar: „Sie hat an mich geglaubt“

Immer samstags und sonntags

Die Ausstellung „Behind the Shadows“ von Claudia Mölle in der Kunstkirche an der Landstraße 15 in Fröndenberg-Warmen ist noch bis zum 21. Mai jeweils am Wochenende zu sehen: immer samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.

Organisiert hatte diese Vernissage einmal mehr der verdienstvolle Fröndenberger Kunstverein um Andrea Stahl und Dieter van Riel. Zu Ausstellungseröffnungen erscheinen indes gern auch Freunde und Bekannte der Künstlerinnen und Künstler, und hier machte Claudia Mölle in Warmen keine Ausnahme. Besonders herzlich wurde es, als ihre Mentorin in der Kirche ankam: Maria Ficnar war Kursleiterin an der VHS Menden-Hemer-Balve, als die junge Claudia Mölle bei ihr den allerersten Kursus belegte. „Sie war die einzige, die immer an mich geglaubt hat“, strahlt Mölle nach einer innigen Umarmung. „Maria hat mir immer Mut gemacht und mich dazu gebracht Malerei und Grafik zu studieren.“

Kunstvereins-Vorstand sprach die Mendenerin schon vor drei Jahren an

Feierten in Warmen ein Wiedersehen: Claudia Mölle mit ihrer Lehrerin, Fördererin und Mutmacherin Maria Ficnar.
Feierten in Warmen ein Wiedersehen: Claudia Mölle mit ihrer Lehrerin, Fördererin und Mutmacherin Maria Ficnar. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

„Diese Kreativität, diese Kraft, die sich von Anfang an nicht auf einen bestimmten Stil festlegen ließ – das war damals schon unglaublich“, erzählt Maria Ficnar aus dieser Anfangszeit. „Da habe ich ihr gesagt: In Dir steckt so viel, Dir kann ich nichts mehr beibringen, das müssen ganz andere machen.“ Zum Glück für alle heimischen Kunstfreunde folgte Claudia Mölle ihrer Ratgeberin – und wurde als Dozentin auch Nachfolgerin für Ficnar an der Volkshochschule.

Die unmittelbare Vorgeschichte der außergewöhnlichen Ausstellung im außergewöhnlichen Ambiente der Kunstkirche war langwierig und ist doch rasch erzählt. Vor drei Jahren fragte der Kunstverein in Gestalt von Dieter van Riel bei Claudia Mölle an, die ihm auch spontan zusagte. „Ich hatte damals eine Ausstellung der Mendener Künstlergruppe ,FreiraumGestalten’ gesehen, und dabei war mir ein Bild ganz in der Ecke aufgefallen, weil es so glänzte“, erzählt der Fröndenberger.

Corona-Pandemie bremste auch diese Ausstellung jahrelang aus

Claudia Mölle stellt in Kunstkirche Warmen aus: Viel Applaus aus dem zahlreich erschienenen Publikum.
Claudia Mölle stellt in Kunstkirche Warmen aus: Viel Applaus aus dem zahlreich erschienenen Publikum. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Als er dann entdeckte, dass es sich um ein Antlitz aus Metall handelte, wollte er Mölle sofort für den Kunstverein engagieren. Doch dann kam Corona, die Durststrecke, die Claudia Mölle so sehr traf wie alle anderen Kunstschaffenden, die für ihre Ausstellungen oder Konzerte ein Live-Publikum brauchen. Für die Mendenerin bedeutete das, dass sie ihre Arbeit als Krankenschwester wieder aufnahm, diesmal in Neheim. Einmal, weil damals alle Pflegekräfte gebraucht wurden – und zugleich um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Noch am Tag der Vernissage war sie für eine Kollegin eingesprungen.

Für den alten und neuen Vorstand des Kunstvereins Fröndenberg soll diese Ausstellung auch ein Brückenschlag über die Ruhr sein, wie Dieter van Riel berichtet. „Wir wollen die Zusammenarbeit gerade mit den Mendener ,FreiraumGestalten“ deutlich intensivieren.“