Menden. Die Fallzahlen beim Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen steigen seit Jahren stetig. Wo und wie der Verband Hilfe anbietet.
Die Zahl der psychologischen Beratungsfälle beim Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen (zfb) nimmt weiter zu. Gleichzeitig soll die Anlaufstelle des Verbandes in Menden ausgebaut werden. Vor allem in Schulen zeigen sich Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Pandemie-Auswirkungen sind spürbar
Seit Jahren erlebt der Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen (zfb) „eine kontinuierliche Steigerung“ der Fallzahlen. Michael Röhrig, Leiter des ZfB, hat die Arbeit des Verbands nun im Kinder- und Jugendhilfeausschuss (KJHA) vorgestellt. Auf 570 Beratungsgespräche bringt es die Anlaufstelle alleine in Menden 2022. „Das ist eine sehr große Hausnummer“, betont Röhrig. Wichtig dabei: Der ZfB dient lediglich als erste Anlaufstelle, kann im Zweifel vermitteln und weitere Beratungsangebote vorschlagen. +++ Lesen Sie auch: Corona-Folgen bei Kindern: Stadt Menden schlägt Alarm +++
Das wird vor allem mit Blick auf schulpsychologische Beratungen deutlich. Etwas mehr als 100 der 570 Gespräche entfallen nämlich auf die beiden Schulpsychologinnen, die in Menden im Einsatz sind. Im Großteil der Termine (40) konnten die Probleme bereits nach einem Gespräch geklärt werden. Zwei bis fünf Termine waren in weiteren 30 Fällen nötig. Gleichwohl: In etwa genausovielen Fällen (33) war es danach noch immer nicht getan. Und in diesen Ausnahmefällen greifen, so Röhrig, weitere Mechanismen. Werden zwischen sechs und 15 Terminen fällig, gehe das oftmals auch mit einer Diagnostik einher.
Zusammenschluss dreier Städte
Der Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen ist eine kommunale Gebietskörperschaft. Er wurde als Zusammenschluss der Städte Iserlohn, Hemer und Menden 1993 gegründet und unterhält in allen drei Städten Erziehungsberatungsstellen sowie anteilig den Fachdienst gegen sexuelle Gewalt. Die Beratungsstelle in Menden ist an der Arndtstraße 14.
Zu den Bereichen, die der ZfB abdeckt, zählen: Verhaltenstherapie; Gesprächspsychotherapie; personenzentrierte Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen (Kinderspieltherapie); systemische Paar- und Familientherapie; analytische Familientherapie; Supervision; Lerntherapie bei Legasthenie, Dyskalkulie und Wahrnehmungsstörungen.
Im Einsatz sind die Psychologinnen und Psychologen dabei an allen Schulen in Menden, Grundschulen und weiterführenden Schulen gleichermaßen. Die Gründe, ein Gespräch mit den Experten zu suchen, seien vielschichtig. Entweder sei das Jugendamt im familiären Umfeld bereits involviert, „vordergründig sind aber schulische und seelische Probleme“, erklärt Michael Röhrig. +++ Auch lesenswert: Caritas Menden: Wie Kinder Umgang mit Ängsten lernen können +++
Mit Blick auf Corona sei das allerdings wenig überraschend. Die Pandemie habe Spuren hinterlassen. Angststörungen, Leistungsdruck, Versagensängste und depressive Symptomatiken belegten dies. Während statistisch üblicherweise Jungen im Alter zwischen 7 und 9 Jahren und Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren die Beratungen wahrnähmen, ergebe sich für Menden zumindest ein genau umgekehrtes Bild. „Insgesamt aber sind wir immer froh und dankbar, wenn wir Jugendliche und Kinder erreichen können“, gibt Röhrig zu. +++ Auch lesenswert: Warum Kinder und Jugendliche sich selbst verletzen +++
Keine Hürden für Hilfe: Niederschwellige Angebote
Wie es Kindern und Jugendlichen geht, sei für Außenstehende oft auch an den schulischen Leistungen ablesbar. Doch auch hier hat Corona demnach einiges durcheinandergewirbelt. Schlechte Noten sind nicht automatisch auch ein Indiz für eine schlechte seelische Verfassung. „Es sind die Softskills, die das Rennen machen“, sagt Röhrig. Also vor allem auch das Verhalten Mitschülerinnen und Mitschülern gegenüber. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Familien und Corona: Auf einmal gerät alles aus den Fugen +++
Möglich wird die niederschwellige Hilfe des Zweckverbandes durch Kooperationsverträge mit den Mendener Schulen. Eine offene Sprechstunde oder runde Tische zur Problembehandlung seien dafür zwei grundlegende Säulen. Zum einen könnten Kinder und Jugendliche so unabhängig sprechen ohne im Vorfeld Termine bei Ärzten und Co. vereinbaren zu müssen. Zum anderen könnten so „Systemproblemlagen“ mit abgedeckt werden, erklärt Michael Röhrig. Gleichzeitig kündigt der Leiter des Zweckverbandes im Ausschuss an, den Standort in Menden personell aufzustocken.