Menden. Voller Stolz führt Schulleiter Ulrich Cormann die Gäste durch den Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne. Der bietet Erstaunliches.

Es ist mehr als nur die Fertigstellung eines Neubaus. Mit der Freigabe des Gebäudes auf dem ehemaligen Bolzplatz an der Walramstraße ist viel mehr erreicht: Die Schulgemeinschaft, bisher aufgeteilt auf den Hauptstandort und einen Zweitstandort in der ehemaligen Rodenbergschule an der Wilhelmstraße, ist endlich unter einem Dach. Rein äußerlich hebt sich der schicke Neubau mit seinen orangefarbenen Elementen schon vom Stammgebäude ab – und doch wächst zusammen, was schon längst zusammengehören sollte. „Das Zusammenwachsen von Heilig-Geist-Gymnasium und Walramgymnasium wird damit abgeschlossen“, sagt Guido Schmidt, Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, bei der Einweihung des Neubaus.

Die Fassade ist hell, die Fenster sind in Orangetönen abgesetzt. Diese Farben finden sich auch im Innern des Gebäudes wieder.
Die Fassade ist hell, die Fenster sind in Orangetönen abgesetzt. Diese Farben finden sich auch im Innern des Gebäudes wieder. © WP | Dirk Becker

Der ist nicht nur schick geworden, er soll auch Maßstäbe setzen. Das macht Bürgermeister Dr. Roland Schröder klar: „Die technische Ausstattung der Klassenräume soll in Zukunft Standard für alle Schulen in Menden werden.“ Das klingt vielversprechend. Umso erstaunlicher ist, was Schulleiter Ulrich Cormann und einige seiner Kollegen den Gästen beim Rundgang durch den neuen Schulteil zeigen. In Zeiten, in denen überall über die Digitalisierung gesprochen wird, hängen an den Wänden grüne Tafeln, im neuen Sekretariat gibt es echte Schulkreide. Hat das Gymnasium da etwa den Anschluss verpasst?

„Ich möchte, dass die Kinder auch noch mit Kreide schreiben“, sagt Rektor Ulrich Cormann. Der Schulleiter zieht zwei grüne Tafeln herunter, dahinter ist das klassische weiße Board zu sehen, mit dem auch digital gearbeitet werden kann. Heute ist das Standard. Natürlich wird die Digitalisierung am Gymnasium an der Hönne groß geschrieben. Die Pulte lassen sich auf unterschiedliche Höhen einstellen, damit die Lehrkräfte bequem mit Notebooks arbeiten können. Im IT-Raum sind keine Rechner zu sehen, die Technik ist in den Tischen verbaut. Eine Tastatur, eine Maus – das ist alles.

Zahlen und Fakten

Baubeginn war im Juni 2020.

Die Nutzfläche beträgt 3100 Quadratmeter.

Entstanden sind 15 Klassenräume, vier Fachräume, vier Differenzierungs- und Inklusionsräume, drei Büroräume und ein Aufenthaltsraum/Aula mit 200 Quadratmetern.

Mehr als 2500 Quadratmeter Schulhoffläche wurden neu gestaltet.

Es gibt bereits eine Wärmepumpe, eine PV-Anlage wird noch installiert. Eine Lüftungsanlage mit Energierückgewinnung ist ebenso vorhanden wie Lüftungsgeräte in jedem Klassenzimmer.

Alle Räume sind für bis zu 32 Schülerinnen und Schüler konzipiert. Cormann hofft, dass diese Zahl nicht erreicht wird. 15 Klassenräume gibt es. Im kommenden Schuljahr werden allerdings 16 Klassen untergebracht – ein rollierendes System macht’s möglich. Die Nachfrage der Eltern war so groß, dass das Gymnasium ausnahmsweise sechszügig wird. Neben den Klassenräumen gibt es auch Fachräume für Informatik, Naturwissenschaften, Kunst und Musik. Ein Sekretariat speziell für die jüngeren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und ein Leseraum befinden sich im Erdgeschoss – ebenso wie eine schicke Aula.

Blick in den Erweiterungsbau für Gymnasium an der Hönne

Der Schulhof bietet viel Platz – und auch Möglichkeiten zum Tischtennisspielen.
Der Schulhof bietet viel Platz – und auch Möglichkeiten zum Tischtennisspielen. © WP | Dirk Becker
Die Aula des Erweiterungsbaus ist dank ihrer kräftigen Farbgebung auch von außen gut zu erkennen.
Die Aula des Erweiterungsbaus ist dank ihrer kräftigen Farbgebung auch von außen gut zu erkennen. © WP | Dirk Becker
Der Bolzplatz ist weg, aber einen Basketballkorb gibt es auf dem Schulhof. Die Schülerinnen und Schüler können sich in den Pausen sportlich betätigen.
Der Bolzplatz ist weg, aber einen Basketballkorb gibt es auf dem Schulhof. Die Schülerinnen und Schüler können sich in den Pausen sportlich betätigen. © WP | Dirk Becker
Verschiedene Spielgeräte sollen die Schülerinnen und Schüler dazu animieren, sich in den Pausen zu bewegen.
Verschiedene Spielgeräte sollen die Schülerinnen und Schüler dazu animieren, sich in den Pausen zu bewegen. © WP | Dirk Becker
Das Umfeld des Erweiterungsbaus ist abwechslungsreich gestaltet.
Das Umfeld des Erweiterungsbaus ist abwechslungsreich gestaltet. © WP | Dirk Becker
Im Beisein von Schülersprecher Levi Onwe durchtrennen Lea (links) Viola das Band und machen so den Weg frei in das neue Gebäude.
Im Beisein von Schülersprecher Levi Onwe durchtrennen Lea (links) Viola das Band und machen so den Weg frei in das neue Gebäude. © WP | Dirk Becker
Jens Beele (rechts) übergibt einen symbolischen Schlüssel an den Schulleiter des Gymnasiums an der Hönne, Rektor Ulrich Cormann.
Jens Beele (rechts) übergibt einen symbolischen Schlüssel an den Schulleiter des Gymnasiums an der Hönne, Rektor Ulrich Cormann. © WP | Dirk Becker
In einer launigen Rede erinnert sich Jens Beele vom Dortmunder Architekturbüro SHA an
In einer launigen Rede erinnert sich Jens Beele vom Dortmunder Architekturbüro SHA an "mehr oder weniger motivierte Handwerkerinnen und Handwerker", die den Erweiterungsbau fertiggestellt haben. © WP | Dirk Becker
Zahlreiche Gäste waren dabei, als der Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne vorgestellt wurde.
Zahlreiche Gäste waren dabei, als der Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne vorgestellt wurde. © WP | Dirk Becker
Guido Schmidt, Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, dankt Schulleiter Ulrich Cormann, der neben seiner eigentlich Funktion auch noch den Neubau begleitet hat. Schmidt:
Guido Schmidt, Dezernent der Bezirksregierung Arnsberg, dankt Schulleiter Ulrich Cormann, der neben seiner eigentlich Funktion auch noch den Neubau begleitet hat. Schmidt: "Schulleiter müssen heute Allrunder sein." © WP | Dirk Becker
Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder erklärt, die technische Ausstattung der Klassenräume solle in Zukunft Standard für alle Mendener Schulen werden.
Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder erklärt, die technische Ausstattung der Klassenräume solle in Zukunft Standard für alle Mendener Schulen werden. © WP | Dirk Becker
Ein Chor mit Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 und 6 singt zur Eröffnung des Erweiterungsbaus
Ein Chor mit Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 und 6 singt zur Eröffnung des Erweiterungsbaus "Mein kleiner, grüner Kaktus". © WP | Dirk Becker
Chillig geht's im Lesezimmer zu. Die Lounge-Möbel sind natürlich auch mit orangefarbenen Elementen abgesetzt.
Chillig geht's im Lesezimmer zu. Die Lounge-Möbel sind natürlich auch mit orangefarbenen Elementen abgesetzt. © WP | Dirk Becker
Rektor Ulrich Cormann zeigt das neue Sekretariat. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler bekommen ein eigenes Schulbüro als Anlaufstelle. 
Rektor Ulrich Cormann zeigt das neue Sekretariat. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler bekommen ein eigenes Schulbüro als Anlaufstelle.  © WP | Dirk Becker
Lüftungsgeräte sind in allen Räumen angebracht.
Lüftungsgeräte sind in allen Räumen angebracht. © WP | Dirk Becker
Grüne Tafeln in nagelneuen Klassenzimmern? Das mag irritieren, doch Schulleiter Ulrich Cormann setzt weiter auch auf das Schreiben mit Kreide. Hinter den klassischen Tafeln befinden sich die weißen Wände fürs digitale Lernen.
Grüne Tafeln in nagelneuen Klassenzimmern? Das mag irritieren, doch Schulleiter Ulrich Cormann setzt weiter auch auf das Schreiben mit Kreide. Hinter den klassischen Tafeln befinden sich die weißen Wände fürs digitale Lernen. © WP | Dirk Becker
Gutes aus der Grundschule übernehmen. Jede Schülerin und jeder Schüler hat im Klassenraum ein eigenes Fach, in dem Dinge verstaut werden können. Wer zählt, sieht: Die Klassenräume sind für bis zu 32 Kinder konzipiert.
Gutes aus der Grundschule übernehmen. Jede Schülerin und jeder Schüler hat im Klassenraum ein eigenes Fach, in dem Dinge verstaut werden können. Wer zählt, sieht: Die Klassenräume sind für bis zu 32 Kinder konzipiert. © WP | Dirk Becker
Dieser Klassenraum im Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne ist einzigartig, denn er ist nicht viereckig. 
Dieser Klassenraum im Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne ist einzigartig, denn er ist nicht viereckig.  © WP | Dirk Becker
Die Pulte lassen sich hoch- und herunterfahren. Damit sind sie bestens auch für die Arbeit mit dem Notebook geeignet.
Die Pulte lassen sich hoch- und herunterfahren. Damit sind sie bestens auch für die Arbeit mit dem Notebook geeignet. © WP | Dirk Becker
Ein bisschen wie an einem amerikanischen College: Auf den Fluren stehen Mietfächer zur Verfügung.
Ein bisschen wie an einem amerikanischen College: Auf den Fluren stehen Mietfächer zur Verfügung. © WP | Dirk Becker
Der Fachraum für Naturwissenschaften ist für Chemie, Physik und Biologie gleichermaßen geeignet.
Der Fachraum für Naturwissenschaften ist für Chemie, Physik und Biologie gleichermaßen geeignet. © WP | Dirk Becker
Ein Blick in den IT-Raum. Er ist der einzige Raum ohne eine grüne Tafel. Der Grund: Kreidestaub könnte der Technik schaden.
Ein Blick in den IT-Raum. Er ist der einzige Raum ohne eine grüne Tafel. Der Grund: Kreidestaub könnte der Technik schaden. © WP | Dirk Becker
Die Technik ist im IT-Raum in die Tische integriert. Große Rechner gibt es nicht.
Die Technik ist im IT-Raum in die Tische integriert. Große Rechner gibt es nicht. © WP | Dirk Becker
Rektor Ulrich Cormann (links) zeigt den Kunstraum. Hier ist viel Raum für Kreativität.
Rektor Ulrich Cormann (links) zeigt den Kunstraum. Hier ist viel Raum für Kreativität. © WP | Dirk Becker
Der Musikraum bietet eine architektonische Besonderheit. Er hat die Form eines Flügels.
Der Musikraum bietet eine architektonische Besonderheit. Er hat die Form eines Flügels. © WP | Dirk Becker
1/25

Noch bleiben ein paar Tage, um alles einzuräumen. Die zehn Schulklassen der Jahrgänge 5 und 6, die aktuell noch an der Wilhelmstraße unterrichtet werden, ziehen nach den Osterferien in den Neubau ein. Nach den Sommerferien kommen dann die neuen Fünftklässler hinzu. Bis dahin wird sich alles eingespielt haben, was die Abläufe im neuen Teil der Schule angeht.

Angesichts der schicken Schule, die mit Wärmepumpe und zukünftig auch einer Solaranlage ausgestattet ist und über moderne Lüftungsanlagen verfügt, könnte vergessen werden, dass der Bau nicht nur länger gedauert hat als geplant – er ist auch teurer geworden. 9,8 Millionen statt 7,2 Millionen Euro mussten investiert werden. Der Neubau entstand unter schwierigsten Rahmenbedingungen. Der Fund eines Bunkers, die Corona-Pandemie, Hochwasser im Stammgebäude waren Hindernisse.

Jens Beele vom Architekturbüro SHA aus Dortmund und früher selbst Schüler des Gymnasiums an der Walramstraße, erinnert an die Probleme mit Handwerkern. Ein Elektrounternehmen meldete Insolvenz an. „Ein Estrichleger aus Saarbrücken hatte plötzlich auch keine Lust mehr, die Strecke war ihm zu weit“, so Beele. Insgesamt seien 200 Handwerkerinnen und Handwerker am Bau beteiligt gewesen – „einige mehr, einige weniger motiviert“. Das Ergebnis aber kann sich in jedem Fall sehen lassen.

Ein bisschen wie an einem amerikanischen College: Auf den Fluren stehen Mietfächer zur Verfügung.
Ein bisschen wie an einem amerikanischen College: Auf den Fluren stehen Mietfächer zur Verfügung. © WP | Dirk Becker

Viel passiert ist auch im Umfeld des Gebäudes. Ein spannender Schulhof mit Tischtennisplatten, Basketballkorb und Spielgeräten, die zur Bewegung in den Pausen animieren, wird für die Kinder zum Erlebnisraum. Und ein bisschen dürfen sich die Mädchen und Jungen auch fühlen wie an einem amerikanischen College: Auf den Fluren gibt es Mietfächer, damit nicht immer der gesamte Schulkram zwischen dem Gymnasium und dem eigenen Zuhause hin- und hergeschleppt werden muss.

Was vielleicht nicht überall auf Gegenliebe stoßen dürfte: Der Neubau ist eine handyfreie Zone. Das gilt auch für Oberstufenschüler, die in den perfekt schallisolierten Räumen künftig auch ihre Abiturklausuren schreiben werden.