Menden. Noch werden zehn Klassen des Hönne-Gymnasiums an der Wilhelmstraße unterrichtet. Ihr Neubau steht jetzt vor der Fertigstellung.
Die Vorfreude bei den Kindern wächst mit jedem Tag: Der Freitag, 31. März, soll der letzte Tag für die gut 300 jüngsten Schülerinnen und Schüler des Hönne-Gymnasiums in ihrer heutigen Dependance an der Wilhelmstraße sein. Bereits ab Mitte März wird ihr Umzug an die eigene Schule organisiert, nach den Osterferien ist es dann soweit: Dann sollen die Kinder aus zehn Schulklassen ihren ersten Unterricht im fertig eingerichteten Neubau an der Walramstraße erleben. Kurz darauf, nach den Sommerferien, gesellen sich die neuen Fünfer-Klassen hinzu. Der Erweiterungsbau soll zum Schulstart 2023/24 somit also insgesamt 450 Kinder aufnehmen.
Pleite, Bunker, Fluten und Corona: Viele Verzögerungen in Bauphase
Der Neubau auf dem Bolzplatz an der Walramstraße, begonnen im Juni 2020, wird nach knapp drei Jahren Bauzeit deutlich später fertig als geplant. Als Hauptgrund dafür gilt die zwischenzeitliche Insolvenz eines Elektro-Unternehmens. Schlagzeilen machte zu Beginn aber auch die Preissteigerung von veranschlagten 7,2 auf 9,8 Millionen Euro. Denn die ergab sich, als beim Ausschachten des Bodens unter dem Bolzplatz ein massiv gebauter Weltkriegsbunker gefunden wurde – und das, obwohl es darauf Hinweise aus der Bevölkerung und viele Probebohrungen gegeben hatte. So aber waren erst einmal der Bunker und ein altes Badehaus abzubrechen – und viel Schutt zu entsorgen. 2020 und 2021 gab es Überschwemmungen der Baustelle wegen Hochwassers und Starkregens. Weitere Verzögerungen ergaben sich durch die Corona-Pandemie: Zum einen fielen auch Bauarbeiter häufiger erkrankt aus, zum anderen mussten leistungsfähigere Lüftungsanlagen eingebaut werden.
Stadt Menden übernimmt das neue Gebäude offiziell Ende Februar
Jetzt ist all das überstanden: Nach Auskunft der Stadtverwaltung soll deren Immobilienservice ISM das Gebäude Ende Februar offiziell übernehmen. „Dann“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich, „sind die Bauarbeiten abgeschlossen, und es kann mit der Einrichtung, Möblierung und Ausstattung weitergehen.“
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Stammschule braucht mehr Kräfte in der Mensa und zweite Cafeteria
Der Neubau soll tatsächlich auch der Trakt für die kleinsten Gymnasiasten werden, betont Rektor Ulrich Cormann. „Das wollen wir auch deshalb, weil die heutige Dependance in der alten Rodenbergschule an der Wilhelmstraße durch die räumliche Trennung wie ein kleines Grundschulsystem funktioniert.“ Die Kinder, das gewohnt seien, wolle man nun nicht mitten zwischen die älteren Schülerinnen und Schüler platzieren – was nicht heiße, dass sie an der Walramstraße abgeschottet bleiben sollen: „Es ist ja gerade das Miteinander der Kleinen und Großen, etwa bei den Schülerpaten, die eine Schulgemeinschaft ausmachen.“ Zugleich behalten die Jüngsten mit dem Erweiterungsbau ihren eigenen Bereich samt Sekretariat und Aufenthaltsräumen. Doch auch die Stammschule soll Veränderungen erfahren: „Bei 450 Schülern mehr am Standort brauchen wir eine zweite Cafeteria und eine zweite Schicht in der Mensa, damit die Wartezeiten nicht zu lang werden“, erklärt Cormann.
Am Gymnasium bald ein neues Miteinander nach acht Jahren der Trennung
Die Freude aufs neue Miteinander nach acht Jahren Trennung sei wirklich zu spüren, berichtet Cormann. So sei die Enttäuschung schon groß gewesen, als aus dem zwischenzeitlich avisierten Umzug über die Weihnachtsferien nichts wurde. „Andererseits muss ich sagen, dass ich solche Entwicklungen wie bei unserem Erweiterungsbau für normal halte. Bei Projekten in dieser enormen Größenordnung passiert wohl immer etwas Unvorhergesehenes. Auch als Kollegium sind wir jedenfalls glücklich, dass es bald soweit ist.“
Heutige Gymnasiums-Dependance soll zur Grundschule werden
Wenn der Umzug vonstatten gegangen ist, steht die ehemalige Rodenbergschule wieder leer. Sie hat bis zu 15 Klassen des Hönne-Gymnasiums Platz geboten und verfügt über einen schönen Schulhof sowie eine funktionstüchtige Sporthalle. Laut dem umstrittenen jüngsten Beschluss des Stadtrates soll sie entweder eine ganz neu zu gründende Grundschule beherbergen oder erneut zur Dependance werden. Diesmal als Zweitstandort der nahen Josefschule Menden.
Stadt-Experten: Gebäude an Wilhelmstraße für Grundschulkinder einrichten
Für die Politiker im Betriebsausschuss hat der städtische Immobilienservice derweil einen Bericht zum aktuellen Zustand der Schule an der Wilhelmstraße abgefasst. Darin heißt es, dass im Grundriss acht Klassen, fünf Betreuungsräume, zwei Mehrzweckräume, eine Küche und ein Mensa-Bereich vorhanden sind, die erneut zu nutzen seien. Auch Verwaltungs- und Lehrerzimmer seien vorhanden, aber „begrenzt“. Die Toiletten im Kellergeschoss seien derzeit nur über eine Außentreppe zugänglich. Die WC-Anlagen müssten saniert und dem Bedarf von Grundschülern angepasst werden. Dafür müssten auch die Naturwissenschaftsräume zurückgebaut und der Schulhof wegen der stark befahrenden Wilhelmstraße eingezäunt werden. Zwingend erforderlich seien der Austausch des Mobiliars und der Informationstechnik für die künftigen Grundschüler.
Bei 100 Prozent der Kinder im Schulganztag braucht es einen Anbau
Insgesamt könne der Standort die Raumbedarfe einer zweizügigen Grundschule aber erfüllen. Sollte es für alle Schülerinnen und Schüler eine Nachmittagsbetreuung im Offenen Ganztag geben, fehlten drei Räume, die anzubauen seien.