Menden. Das schnelle Netz soll in Menden in jedem Winkel der Stadt ankommen. Wie das geschehen soll – und warum die Stadt abermals für den Ausbau wirbt.
Glasfaser bis in den letzten Winkel Mendens: Das ist zumindest das erklärte Ziel eines Joint-Venture-Unternehmens für die Hönnestadt. Anders als zuvor etwa in Hüingsen und Schwitten gibt’s von der Stadtverwaltung – auch politisch abgesegnet – nun auch Unterstützung dafür. Das ist geplant.
Ausbau wird so oder so kommen
Der Sommer 2022 markierte so etwas wie ein kleines Fiasko für den Breitbandausbau in Menden. Die Mendener Stadtverwaltung erntete wegen ihrer Werbung für Vertragsabschlüsse beim Internet- und Stromanbieter Eon scharfe Kritik – vor allem aufgrund horrender Ausbaukosten für Interessierte. Ein Grund, warum der nun geplante eigenwirtschaftliche Ausbau des Netzes durch die UGG (Unsere Grüne Glasfaser GmbH), zuvor politisch abgestimmt wurde. „Das ist ein wichtiger Schritt für Menden“, macht Bürgermeister Dr. Roland Schröder deutlich. Aus der städtischen Unterstützung ergeben sich laut dem Bürgermeister jedoch keine Verpflichtungen: Sie diene vor allem einer reibungslosen Kommunikation während der Bauarbeiten und der Akzeptanz in der Bürgerschaft.
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Anders als der vom Bund geförderte Ausbau des Glasfasernetzes will die UGG das Projekt in Menden in Gänze selbst stemmen. „Eigenwirtschaftlichkeit geht vor Förderung“, macht Schröder dabei klar. Heißt: Wo kein schnelles Netz mit Fördermitteln gelegt werden kann, springen Unternehmen ein. „Und mit Glasfaser gehen wir den richtigen Schritt“, betont Schröder.
Die „Unsere Grüne Glasfaser“ GmbH ist ein Joint-Venture von Allianz und Telefónica (O2), das sich laut Expansionsmanager Jörg Ellerbrok dazu verpflichtet hat, bis 2026 deutschlandweit insgesamt fünf Milliarden Euro in den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur zu investieren. Wie wichtig der Grundsatzbeschluss des Digitalausschusses zum eigenwirtschaftlichen Ausbau ist, macht Ellerbrok auch gleich deutlich: „Ohne ein Memorandum of Understanding (Grundsatzvereinbarung, Anm. d. Red.) wird nicht ausgebaut. Es kann immer mal etwas schief gehen bei den Bauarbeiten und da geht es schneller, wenn man zusammenarbeitet.“ Eine Ausbauschwelle – gemessen an Interessenten in einem Ortsteil – soll es nicht geben. Heißt: Ganz egal, wie viele Anwohner die Glasfaser bis in die eigenen vier Wände haben wollen, die Leerrohre und Voraussetzungen bis an die Grundstücksgrenze werden in jedem Fall geschaffen.
Offenes Glasfasernetz
Insgesamt soll der Ausbau rund zweieinhalb Jahre dauern und – im besten Fall – noch 2023 beginnen. „Wir haben den Märkischen Kreis als Potenzial erkannt und sind aktuell in der Vorplanung“, sagt Jörg Ellerbrok. Ziel sei es, auch Menden möglichst zu 100 Prozent ans schnelle Netz anzuschließen. Gleichwohl könne es in entlegenen Außenbereichen auch mal schwierig werden. Die UGG plant mit Investitionskosten im zweistelligen Millionenbereich. Mit der Telefónica ist dabei ein konkreter Provider des neuen Glasfasernetzes bereits klar: O2. Grundsätzlich aber werde die UGG ein offenes Netz bauen. Heißt: Provider wie die Telekom, Vodafone oder 1und1 können sich einmieten und ihre Anschlüsse dann zur Verfügung stellen.
Besonders interessant sein dürfte der Ausbau laut der städtischen Breitbandbeauftragten Svenja Tschorn für rund 9000 Adresspunkte im Stadtgebiet, die derzeit über einen (Kupfer-)Kabelanschluss mit Internet versorgt werden. Das Problem: Dort werde es nie einen vollen Anschluss ans Glasfasernetz geben. Zumindest keinen vom Bund geförderten. Verbindungsgeschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde (1Gbit/sek) und höher sind damit ausgeschlossen. Genau das sorge aber immer wieder für Nachfragen bei der Stadt: „Es kann frustrierend sein, wenn der Nachbar einen Anschluss bekommt und man selbst nicht“, sagt Tschorn.
Die Glasfaserleitungen und Leerrohre legen die Baufirmen derweil vornehmlich in die Gehwege. Straßensperrungen oder eine frisch wieder aufgerissene Halinger Dorfstraße müsse niemand befürchten, hieß es ausdrücklich.
Zwei Wochen vor Beginn der Arbeiten sollen die betroffenen Anwohner dann in einem Schreiben informiert werden. Eine Vorvermarktung der neuen Anschlüsse mit bisweilen zwielichtigen Haustürgeschäften, die zuletzt viel kritisiert wurden, soll es diesmal nicht geben.
Gleichwohl werde „unsere Grüne Glasfaser“ über das Angebot und die Arbeiten in nächster Zeit informieren. „Es gibt dabei aber keinen Abnahmezwang“, stellt Roland Schröder klar.