Menden. Die Stadtwerke Menden reagieren auf den Angriff von E.on. Der Versorger will selbst den Glasfaser-Ausbau vorantreiben und fragt nach dem Bedarf.

Die Stadtwerke Menden werben nach der Attacke durch E.on für ihren eigenen Internetausbau. Über die eigene Gesellschaft Telemark könne man sich einen Ausbau von Inhaus-Glasfaser in Schwitten und Hüingsen ebenfalls vorstellen, erklärt Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt. Die Stadtwerke wollen jetzt in einem eigenen Schreiben den tatsächlichen Bedarf abfragen.

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Telemark baute bereits VDSL in Schwitten und Hüingsen aus

In dem Schreiben, das in den nächsten Tagen verschickt werden soll, betonen die Stadtwerke ihre eigene Rolle beim Breitbandausbau. Ein schneller Internetanschluss gehöre zur Grundversorgung. Dafür habe man mit der Stadtwerke-Tochter Telemark auch schon eine Menge unternommen: „So haben wir gemeinsam im Jahr 2018 das Netz in Schwitten ausgebaut und vielen Schwitter Haushalten einen schnellen Internetzugang ermöglicht.“

Das Stadtwerke-Schreiben kommt nicht von Ungefähr: Stromanbieter E.on hatte jüngst ein Projekt für Schwitten und Hüingsen vorgestellt. Bis zum 31. Oktober sammelt E.on Verträge und will erreichen, dass 40 Prozent der Haushalte einen Vertrag bei E.on abschließen. Dann werde zeitnah ausgebaut, ein Anschluss ins Haus gelegt, versprach E.on.

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Werbung durch Stadt für E.on als Affront gegenüber den Stadtwerken

Dass ausgerechnet die Stadtverwaltung dieses Vorhaben unterstützte und sogar noch für einen Vertragsabschluss bei E.on warb, wird mittlerweile auch in der Mendener Politik und als Affront gegenüber den eigenen Stadtwerke gewertet. Bürgermeister Roland Schröder, selbst im Stadtwerke-Aufsichtsrat, hatte die Unterstützung für E.on am Mittwoch für beendet erklärt (WP berichtete). E.on ist zugleich Stromanbieter und attackiert aktuell bereits an vielen Orten heimische Stadtwerke mit Internetangeboten. Für die Verbraucher war das nicht unbedingt zum Vorteil. Die Preise für den E.on-Glasfaseranschluss stuft auch die Verbraucherzentrale als eher hoch ein.

Zwischen Vertretern der Stadtverwaltung und Stadtwerken hatte es am Mittwoch ein Treffen gegeben. Roland Schröder und Bernd Reichelt erklären übereinstimmend, dass man jetzt nach dem E.on-Vorfall an einem Strang ziehe. Die Stadtwerke sehen sich dabei durchaus in der Lage, selbst einen weiteren Ausbau in Hüingsen und Schwitten zu stemmen. Während es der Bürgermeister noch in Frage stellt, wann die Fördermittel tatsächlich kommen, geht Bernd Reichelt fest von der Förderung durch den Bund in den kommenden Jahren aus. Bernd Reichelt betont aber: „Wir machen den Ausbau mit Augenmaß.“

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Bedarfsabfrage soll Grundlage für den Ausbau schaffen

Mit der Bedarfsabfrage wollen die Stadtwerke eine Datengrundlage für den weiteren Breitbandausbau schaffen. Denn bislang ist zwar der Ausbaustand in Menden bekannt. Darüber sind aber nur die Geschwindigkeiten aktenkundig, die am nächsten Knotenpunkt ankommen. Niemand weiß genau, mit welchem Tempo die Datenpakete über die Kupferkabel auf der „letzten Meile“ tatsächlich in die Wohnungen transportiert werden. Offen ist auch die Frage, wie unzufrieden die Nutzer mit dem aktuellen Ausbaustand sind. Was alle Anbieter eint: Nur bei einer größeren Nachfrage nach Inhaus-Glasfaser lohnt sich auch die Investition in den Bau. Bernd Reichelt: „Wir wollen wissen, was die Kunden wirklich wollen.“