Menden. Der Presslufthammer lässt am Rathaus die Erde beben. Die Sanierung der Tiefgarage ist in vollem Gange – und sorgt für kleine Überraschungen.

Der Boden bebt. Der Presslufthammer bricht zuerst kleine Risse in den Beton-Untergrund, dann platzen Platten ab. Die Sanierung der Tiefgarage unter dem Mendener Rathaus ist derzeit nahezu in der gesamten Innenstadt zu hören. Und inzwischen wird deutlich, wie viel Erdreich zwischen Tiefgaragen-Dach und dem früheren Platz unterm Zeltdach tatsächlich zu bewegen war.

Bagger bis an die Fassade

An die Veranstaltungsfläche unter dem Zeltdach erinnert dieser Tage nur noch wenig. Die Betonsockel der früheren Verankerung ragen derzeit gut einen Meter in die Höhe. Das alleine lässt bereits erahnen, wie umfangreich die Sanierung der Tiefgarage im ersten Abschnitt ausfällt. Es ist ein regelrechtes Mammutprojekt, das der Immobilienservice Menden (ISM) direkt vor der eigenen Haustür zu bewältigen hat. Unaufhörlich donnert der Presslufthammer auf die letzte Betonschicht über der Tiefgarage.

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Der Schutt der einzelnen Schichten sowie Gullis und Abläufe werden derzeit gesammelt.
Der Schutt der einzelnen Schichten sowie Gullis und Abläufe werden derzeit gesammelt. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Im ersten überirdischen Abschnitt werden die gut 40 Jahre alten Schichten aus Pflaster, Schotter, Schutzbeton, Bitumen-Abdichtung und Verbund-Estrich Stück für Stück abgetragen. „Es gibt inzwischen modernere Wege und DIN-Normen für den Aufbau des Dachs“, erklärt ISM-Betriebsleiter Martin Niehage beim Gang über die Baustelle. Doch mit dem „Abknabbern“ der einzelnen Schichten ist es beileibe nicht getan. Mit Blick auf die anstehenden Arbeiten an den Arkaden und das Karnevalszelt auf der einen – und den Arbeiten am Bürgersaal auf der anderen Seite muss ein Teil der Oberflächensanierung gestaffelt durchgeführt werden. Das Hochzeitshäuschen bleibt derzeit von Erschütterungen an der Fassade verschont. „Wir müssen die Erreichbarkeit des Ordnungsamtes gewährleisten“, sagt Niehage. Daher werde die Fläche dort erst in Angriff genommen, sobald Stege entlang der umliegenden Gebäude aufgebaut sind. Die Krux ist, dass sich die Bagger direkt bis an die Fassade vorarbeiten müssen.

Neues Zeltdach größer als zuvor

Inzwischen wird auch deutlich, wie viel Material für die Sanierung bewegt werden muss. Vor der Treppe in Richtung Ratssaal stapeln sich Bitumen, Gullis und Teile des Blitzableiters.

Rathausbesucher: Seiteneingang benutzen

Wer ab Aschermittwoch ins neue Rathaus gehen möchte, muss einen Seiteneingang nutzen. Die Sanierung der Tiefgarage schreitet weiter voran. Nach Karneval wird das Baufeld in den Bereich des Haupteingangs wandern. Dann wird der Haupteingang am Neumarkt vorübergehend geschlossen. Besucherinnen und Besucher des Rathauses werden dann über einen Seiteneingang ins Treppenhaus des Rathauses geleitet. Von dort können das Foyer und alle weiteren Bereiche der Verwaltung erreicht werden.

Zudem bietet der Hintereingang des neuen Rathaus (Westwall) auch weiterhin einen barrierefreien Zugang. In einem weiteren Schritt werden die Bauarbeiten auch bis zum Hochzeitshäuschen vordringen. Auch hier müssen das Pflaster und die Betondecke zur Tiefgarage entfernt werden. Betroffen ist davon auch der Eingang zum Ordnungsamt (Team Sicherheit und Ordnung). Um auch hier einen möglichst barrierefreien Zugang sicherzustellen, wird ein ausreichend breiter Steg errichtet. Dieser provisorische Zugang bleibt bestehen, bis der Bereich neu gepflastert ist. Die Stadtverwaltung bittet um Verständnis.

Ein helles Kabel, das rund ums Rathaus und den Bürgersaal gespannt ist, soll den Blitzschutz provisorisch übernehmen. Dass es bei den Arbeiten bislang keine „bösen Überraschungen“ gegeben hat, sei vor allem den Sondierungen zu verdanken. „Es ist aber schon eine Wundertüte“, scherzt Niehage. An 20 unterschiedlichen Punkten hat der ISM vor Beginn der Arbeiten Bohrungen vorgenommen. Erstaunlich dabei: Die Schichten sind bisweilen verschieden aufgebaut, unterscheiden sich in Höhe und Anzahl. Das, so erklärt der ISM-Chef, sei vor allem der Neigung des Geländes geschuldet und einer Art Drainage. Der Höhenunterschied wird zumindest beim Blick vom Eingang des Bürgerbüros in Richtung Bürgersaalgebäude deutlich.

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Ein wichtiger Teil zwischen Bürgersaal und Rathaus liegt zumindest derzeit einigermaßen offen: ein Versorgungsschacht. Über diesen wird etwa der Ratssaal vom Bürgerhaus aus geheizt. Doch auch Strom- und Datenkabel sind dort unter einer Betonschicht versteckt. Die Abdichtung der Fläche soll bis Ende April abgeschlossen sein, danach folgt der sukzessive Wiederaufbau der Schichten auf dem Garagen-Dach. Ende dieses Jahres soll dann auch das neue Zeltdach wieder zwischen Rathaus und Bürgersaal erstrahlen – und das sogar etwas größer als zuvor. Ist die Sanierung oberirdisch abgeschlossen, geht es unter Tage. Denn auch in der Tiefgarage selbst, in die regelmäßig Wasser sickerte, müssen die Experten ran. In mehreren Schritten erhalten unter anderem die Stützpfeiler so etwas wie einen Herzschrittmacher. Sonden in den Pfeilern sollen über elektrische Impulse die Korrosion des Stahlbetons verhindern.

Während der Presslufthammer noch immer Brocken für Brocken Beton aus dem Untergrund bricht, entschuldigt sich der ISM-Chef bei seinen Kolleginnen und Kollegen im Rathaus und verspricht: „Die Lärmbelästigung ist bald zu Ende.“