Menden. Neben Solar- und Windenergie könnte Geothermie bei der Energiewende eine Rolle spielen. So steht es um Geothermie in Menden.
In Zeiten der Energie-Krise boomen Alternativen regelrecht. Gerade für Neubauten ist unter anderem Geothermie ein Thema. Wie es um die Energiegewinnung aus dem Erdreich in Menden und im Märkischen Kreis steht.
Konstante Temperaturen im Erdreich
Geothermie „kann ein Teil der Lösung für die Energiewende sein“, erklärt Alexej Dietrich, Teamleiter Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken, im ISM-Ausschuss. Unterm Strich könnten auch städtische Gebäude künftig auf Geothermie zurückgreifen. Und die Energiegewinnung im Erdreich ist dabei sogar vielfältig, wie Dietrich betont: heizen, kühlen, Stromerzeugung. All das sei möglich – noch dazu witterungsunabhängig. „Die Temperatur im Erdreich ist immer konstant“, so Dietrich.
Allerdings ist die Geothermie mit deutlich mehr Aufwand verbunden als etwa eine Wärmepumpe. Noch dazu nimmt die Vorbereitung einer Geothermie-Anlage enorm viel Zeit in Anspruch. Im Idealfall will man nämlich eine Wasserader in 400 bis 1000 Metern Tiefe treffen. Doch dafür müsse man wissen, wie das Erdreich beschaffen ist – und wo genau die Wasseradern verlaufen. „Wir wissen mehr übers Weltall als über den Grund und Boden, auf dem wir stehen“, erklärt Alexej Dietrich. Probebohrungen hätten für Menden zumindest ergeben, dass bereits in einer Tiefe von 100 Metern konstant 10 Grad herrschen. Damit könne 6 Kilowattstunden Fernwärme erzeugt werden. Zum Vergleich: in 1000 bis 4000 Metern Tiefe könne über die sogenannte Hydrothermale Bohrungsdublette – dabei werden zwei Sonden in den Boden herabgelassen – bis zu 20 Megawatt Fernwärme erzeugt werden.
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„Tiefe Geothermie ist aber die wahre Blackbox“, sagt Dietrich. Die Crux: Ein Thermalwasserbecken zu finden und heißes Wasser an die Oberfläche zu fördern. Im Gegenzug wird kühleres Wasser hinunter gepumpt, das sich dann wieder erwärmt. Beispiele aus Schwerin zeigten laut Dietrich, was möglich ist: In 1200 Metern Tiefe beträgt die Temperatur 55 Grad, in 2200 Metern Tiefe bereits 99 Grad. Ein bundesweiter Vergleich zeigt allerdings, dass die Vorreiter in Sachen tiefe Bohrungen in Norddeutschland und um München zu finden sind. Menden und auch der Märkische Kreis ist in Sachen Tiefbohrungen jedoch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Informationen über Gesteinsschichten fehlten demnach in Gänze.
Millionenbeträge in der Planungsphase
Dass das Thema Geothermie derzeit noch vergleichsweise stiefmütterlich behandelt wird, liegt wohl auch an den Kosten. Laut Dietrich könne es fünf bis sieben Jahre dauern, ehe eine Geothermie-Heizstation in Betrieb geht. Neben einem umfangreichen Genehmigungsverfahren, bei dem Bergbauamt, Wasserbehörden und baurechtliche Hürden zu beachten seien, ist auch die Erkundung mit sogenannten Seismo-Trucks umfangreich. Eine solche Heizstation könne demnach noch vor dem eigentlich Bau der Anlage mit rund 15 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Das Thema ist intensiv in der Genehmigungsphase“, erklärt Alexej Dietrich im Ausschuss. Doch die Geothermie solle in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Die bundesweiten Kapazitäten sollen – so der Plan –bis 2030 von derzeit 10 Terawattstunden auf 46 Terawattstunden Leistung ausgebaut werden.
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Praxisbeispiele aus Menden seien indes rar gesät. Laut Klaus Luig (FDP) gebe es im Lahrfeld ein Einfamilienhaus, an dem Oberflächenkollektoren wenige Meter unter der Erde im Einsatz sind. „Gibt es Überlegungen, an städtischen Gebäuden mit Geothermie zu arbeiten?“, will Grünen-Fraktionschef Peter Köhler wissen. Eine Möglichkeit, so ISM-Chef Martin Niehage, könne der Neubau der Dreifachsporthalle am Gisbert-Kranz-Platz sein. Dort könnten das geplante Schwimmbad und die Halle entsprechend geheizt werden – wenn die Voraussetzungen stimmen. „Und wie hoch stehen die Chancen, dass wir dabei auf Gold oder Öl stoßen werden?“, witzelt Köhler anschließend.