Rauherfeld. Renate Triebels Wohnung ist seit Mitte Oktober ohne Heizung. Die Gastherme ist defekt. Die LEG als Vermieterin kümmert sich seit Wochen nicht.
Seit gut drei Jahren lebt Renate Triebel in ihrer Wohnung im Rauherfeld. Von Anfang an gab es vieles, das dort nicht in Ordnung war, erzählt die Mendenerin. Doch die momentane Situation ist für Renate Triebel so schlimm wie nie zuvor: Seit Wochen funktioniert die Heizung nicht. In ihrer Wohnung misst sie 15 bis 17 Grad. Voller Angst blickt die 62-Jährige auf den Winter.
Nie richtig zu Hause gefühlt
Im Mai 2019 ist sie in die Wohnung an der Reidemeisterstraße eingezogen. So richtig zu Hause gefühlt hat sie sich seither nie. Mehrere Wasserschäden habe es gegeben, Reparaturen seien vom Vermieter schleppend oder gar nicht erledigt worden. Fenster seien undicht, so dass es in der Wohnung zugig sei. „Die Heizung in der Küche ist von Anfang an nie richtig warm geworden“, erinnert sich Renate Triebel. Aber immerhin ein bisschen. Damit ist es seit Mitte Oktober auch vorbei.
Weder der Heizkörper in der Küche noch in einem der anderen Zimmer funktioniert. Denn: Ihre Gas-Therme im Keller sei durch die Stadtwerke außer Betrieb genommen worden. Ihr sei von einem durch die Stadtwerke beauftragten Monteur gesagt worden, dass es für sie lebensgefährlich sein könne, die Therme weiter zu betreiben, erzählt Renate Triebel: „Er hat gesagt, dass er befürchtet, dass da Gas austritt und hat das Gerät deshalb abgeklemmt.“ Ihr Vermieter müsse sich kümmern.
Doch der scheint nicht daran zu denken. Die LEG, von der Renate Triebel ihre 38 Quadratmeter große Wohnung gemietet hat, reagierte zwar prompt, aber nicht wie erhofft. Der Mendenerin wurde ein Mini-Heizlüfter gebracht, mit dem sie nun Bad, Küche, Flur, Wohnzimmer und Schlafzimmer erwärmen soll. Vor allem warme Luft, die schnell verpuffe, komme aus dem Gerät, erzählt Renate Triebel. Tatsächlich warm werde auf diese Weise kein Zimmer. Zudem macht ihr der hohe Stromverbrauch, den der Dauer-Betrieb des Heizlüfters verursachen würde, Sorgen.
Mieterin ist verzweifelt
Die anderen Mieter im Haus seien nicht betroffen, alle hätten neue Gas-Thermen, sagt Renate Triebel und zeigt im Keller des Hauses auf das alte Gerät, aus dem ein kaltes, silberfarbenes Rohr verläuft. Die Rentnerin stellt sich, während sie erzählt, etwas näher an die Gas-Thermen der anderen Mieter und reibt ihre Hände: „Hier spürt man zumindest etwas Wärme. Ich könnte mich ja hier in den Keller setzen.“ Renate Triebel ist verzweifelt, Tränen rinnen immer wieder über ihr Gesicht: „Ich fühle mich wie ein Mensch zweiter Klasse“, sagt sie. „Das ist doch kein Zuhause.“
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Die desolate Wohn-Situation setzt ihr immens zu: „Das ist doch ein Loch hier, so kann man doch nicht wohnen“, ist sie verzweifelt. „Ich kann einfach nicht mehr.“ Ihr einziger Trost ist an vielen Tagen ihr 14-jähriger Kater Flocke. Auch ihre Erkältung, die sie seit längerem plagt, werde nicht besser.
Seit der Lieferung des Mini-Heizlüfters vor Wochen sei nichts mehr passiert, berichtet Renate Triebel. Mehrfach habe sie bei der LEG nachgefragt: „Ich hatte den Eindruck, dass das keinen interessiert.“
Gastherme wies Mängel auf
Die WP hat ebenfalls bei der LEG nachgefragt – mit dem Ergebnis, dass nun Bewegung in die Sache kommt: „Für den Heizungsausfall in der Wohnung der betroffenen Mieterin möchten wir uns an dieser Stelle zunächst entschuldigen“, erklärt Veronika Böhm von der Abteilung „Corporate Communications“ bei der LEG Management GmbH. Der Sachverhalt sei der LEG bereits bekannt. „Wir sind selbstverständlich sofort nach Erhalt der Nachricht tätig geworden und haben im Sinne unserer Mieterin sehr gewissenhaft alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet, damit die Heizungsanlage schnellstmöglich repariert wird“, erläutert Veronika Böhm. Die Gastherme habe Mängel aufgewiesen und sei deshalb außer Betrieb genommen worden: „Sie kann nicht repariert werden und wird komplett erneuert.“
Neue Gastherme bestellt
Und warum ist die neue Gastherme nicht längst eingebaut? Diese sei bestellt worden und solle durch einen Drittdienstleister eingebaut werden. Das habe sich verzögert, da die LEG die Mieterin nicht erreicht habe, „um die Kontaktdaten der Fachfirma für die Terminierung der Reparatur übermitteln zu können“.
Kein betriebssicherer Zustand
Renate Triebels Gas-Therme wurde außer Betrieb genommen, da keine Abgasmessung möglich war, erläutert Alexander Nickel, Teamleiter Vertriebsmanagement bei den Stadtwerken Menden. „Das war kein betriebssicherer Zustand.“ Die Stadtwerke suchen nun nach einer kurzfristigen Lösung. Außer Betrieb genommen worden sei die Therme im Zuge der Umstellung von L- auf H-Gas. „Wir versuchen nun, das Gerät wieder in den L-Gas-Zustand zurückzusetzen“, erklärt Alexander Nickel. Ob das möglich sei, soll nun vor Ort geprüft werden. Letztendlich zuständig sei hier aber der Vermieter.
Doch welch Zufall: Kurz nach der WP-Anfrage konnte die LEG Renate Triebel erreichen. „Wir stehen im Kontakt mit der Mieterin und kümmern uns um das Anliegen“, versichert Veronika Böhm.
Renate Triebel bestätigt, dass sich jemand von der LEG bei ihr gemeldet habe: Allerdings sei der Termin erst am 28. November: „Dann will sich jemand die Mängelkarte an der Gastherme anschauen“, erzählt sie. Eine neue Therme hat sie dann noch nicht. Nun hofft sie, dass es in den nächsten Tagen in ihrer Wohnung nicht noch kälter wird als in den vergangenen Wochen.
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Vorerst soll sie laut LEG weiter den Mini-Heizlüfter benutzen. Und wie stellt sich die LEG vor, dass die Mieterin ihre 38 Quadratmeter große Wohnung damit warm bekommen soll? „Der zur Verfügung gestellte Heizlüfter ist nicht darauf ausgelegt, eine gesamte Wohnung zu heizen, sondern lediglich den jeweiligen Raum, in dem man sich aufhält“, sagt Veronika Böhm. Die LEG erstatte die Stromkosten für den Heizlüfter.