Drolshagen. Auf gleich zwei Herangehensweisen will die Stadt für sich die Wärmewende einläuten. Dabei müssen auch Privatleute mitmachen.
Das Wort von der Energiewende ist längst Alltag. Für die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Drolshagen ging es am Dienstag um einen Teilbereich davon, der vielen neu war: die Wärmewende. Hintergrund ist die Tatsache, dass in den bundesdeutschen Haushalten die Wärmeversorgung den Löwenanteil des Energieverbrauchs ausmacht, hier also gezielt angesetzt werden soll, um auf klimaschonende und nachhaltige Heizenergie umzuschwenken.
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In Drolshagen soll hier gleich zweigleisig gefahren werden. Zum einen möchte die Stadt an einem Projekt des Landes zur kommunalen Wärmeplanung teilnehmen. Die Bewerbung dafür geht zum einen gezielt für Drolshagen, zum anderen im Verbund mit allen sechs übrigen Kommunen für den ganzen Kreis Olpe nach Düsseldorf. Dort sitzt die kürzlich gegründete Landesgesellschaft mit dem manchen vor Rätsel stellenden Namen „NRW.energy4climate“. Diese baut derzeit ein „Kompetenzzentrum Wärmewende“ auf und sucht dafür vier bis sechs Kommunen oder Kreise, um diese bei der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung intensiv zu begleiten und zu beraten. Wie Bürgermeister Uli Berghof (CDU) dem Ausschuss erklärte, hieße dies faktisch, eine Vollzeitstelle zu schaffen, die aber zu 90 Prozent gefördert werde: „Ich sehe es für die Verwaltung als ganz wichtige Aufgabe und habe daher das Signal gegeben, dass wir uns dafür interessieren.“
Kooperation mit EON
Ganz konkret könnte der zweite Teil des Beschlussvorschlags Folgen haben, der sich mit einer möglichen Kooperation zur Antragstellung und Umsetzung eines Förderprojekts „Wärmewende in Bestandsquartieren“ mit Energieversorger EON aus Essen befasst. Dr. Christian Wilke von EON war per Video zugeschaltet und stellte das Projekt vor.
Dieses soll zum Gegenstand haben, einen Stadtteil oder ein kleines Dorf heizungstechnisch umzurüsten. Wilke sprach von einer „netzgebundenen Wärmeversorgung, praktisch Fernwärme in klein mit geringer Wärmeführung“. Dabei wird nicht wie bei der klassischen Fernwärme die Heizung eines Hauses von Ferne aus mit der zentral erzeugten nötigen Hitze versorgt, vielmehr sorgt eine geothermische Tiefenbohrung dafür, dass jedes Gebäude mit Wasser versorgt wird, das eine gewisse Grundwärme hat. In jedem einzelnen Gebäude wird dann eine Wärmepumpe installiert, die diese Grundwärme anhebt und so die für die nötige Vorlauftemperatur in jedem Gebäude sorgt. Dies werde zwar in Neubaugebieten schon jetzt häufig praktiziert, die Herausforderung sei, dies im Bestand umzusetzen.
Altbauten als Herausforderung
Denn wird eine Wärmepumpe in einem Altbau betrieben, gilt es zwei Herausforderungen zu meistern: Zum einen ist eine hohe Vorlauftemperatur nötig, die überproportional hohen Energieeinsatz für die Wärmepumpe nötig macht. Zum anderen ist bei Luftwärmepumpen, die sich aufgrund des niedrigen Installationsaufwands gerade für Altbauten eignen, besagter Energieeinsatz wiederum immens, wenn die Außentemperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Dies soll in dem Projekt umgangen werden: einerseits eben durch das geothermisch gewonnene Wasser, das auch im tiefsten Winter die Wärmepumpe im optimalen Wirkungsgrad laufen lässt, andererseits durch die gezielte Sanierung der Bestandsgebäude, um sie wärmepumpentauglich zu machen.
Das Projekt solle dazu führen, dass in den teilnehmenden Kommunen „eine funktionierende und überprüfte fossilfreie Wärmeversorgung in einem Bereich mit teilsanierten Altbauten“ laufe, erklärte Dr. Wilke. Dann habe die Stadtverwaltung quasi eine Blaupause, „um einen solchen Wärmewendeprozess auch in anderen Bereichen umzusetzen“. Kernstück werde vermutlich eine Geothermie sein, die in der heißen Jahreszeit auch andersherum funktioniere und eine aktive Gebäudekühlung ermögliche. Die Zielgröße für das Projekt seien 16 Gebäude oder alternativ 120 Wohnungen, um in eine entsprechende Bundesförderung zu kommen. Ein großer Vorteil sei, wenn in diesem Projektgebiet eine Senioreneinrichtung, ein Kindergarten oder eine Schule stehe und mit angeschlossen werde, die im Sommer auch Kälte abnimmt. „Das ist im Wohnbereich oft noch abstrakt.“ Dr. Wilke rechnet mit einer Zusage-Wahrscheinlichkeit für das Projekt mit über 90 Prozent. Der Ausschuss brachte das Verfahren einstimmig auf den Weg, abschließend muss der Rat darüber bestimmen. Wenn dieser, wie zu erwarten, am 2. Februar ebenfalls zustimmt, wird der Förderantrag gestellt, um dann auf die Suche nach einem Wohnbereich oder möglicherweise auch einem kompletten Dorf zu gehen, in dem sich 16 Teilnehmer finden, die ihre Heizung umstellen wollen.