Menden. Bis Alexa Hasecker die perfekte Kaffeebohne kreiert, haben die eine lange Reise hinter sich. Das sind die Geheimnisse der Mendener Kaffeerösterei

Nussig-schokoladiger Duft wabert durch die Luft. Mit einem leichten Klackern plumpsen die braunen Böhnchen in die Tüte. Für die perfekte Kaffeebohne, die über Guatemala, den Atlantik bis nach Hamburg – und schließlich nach Menden – reist, kommen Kunden aus der ganzen Region in die Hönnestadt. Alexa Hasecker verrät, was das Geheimnis der perfekten Bohne ist.

Kontakt zu Kaffeebauern

Seit gut zwei Jahren ist die Außengastronomie am Café Kult nur noch ein kleiner Teil des täglichen Geschäfts. Seit der Corona-Pandemie hat sich Inhaberin Alexa Hasecker wieder verstärkt auf ihre Kaffeerösterei fokussiert. Und die laufe, auch dank des Online-Handels, entsprechend gut. So gut, dass es Kunden aus der ganzen Region in die Kaffee-Metropole Menden zieht. Ein Ehepaar aus Iserlohn muss den heimischen Vorrat wieder auffüllen. Haseckers Mendener Mischung hat es den beiden angetan: „Ich hab’ sofort an Schokolade gedacht“, sagt die Kundin. Sie schätze vor allem die Qualität und Beratung. „Das Einkaufsgefühl ist auch ein anderes als im Supermarkt“, ergänzt ihr Mann. Die Aroma-Packung hält die Mendener Bohnen entsprechend lange frisch – und kann beim nächsten Mal sogar wiederverwendet werden. Die Mendener Bohnen sind aber auch über das Sauerland hinaus beliebt. „Ich habe sogar Kunden in Hamburg und München“, sagt Hasecker stolz.

Bis zu 60 Kilogramm wiegen die Säcke mit den Roh-Bohnen.
Bis zu 60 Kilogramm wiegen die Säcke mit den Roh-Bohnen. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Angefangen hat alles nach einer Trennung. Über eine Freundin sei Alexa Hasecker dann zum Thema Kaffeerösterei gelangt. „In Stendal habe ich Röster-Seminare besucht und mir die Erfahrung angeeignet“, sagt sie auf dem Weg in den Keller. Dort lagern ihre Roh-Bohnen säckeweise. Rund 60 Kilo wiegt einer der ausladenden Jute-Beutel. „Kaffeeröster ist kein klassischer Beruf. Es ist die jahrelange Erfahrung, die es am Ende ausmacht“, erklärt Hasecker. Der Roh-Kaffee hat auf den ersten Blick nicht viel gemein mit dem, was später gemahlen durch eine Siebträgermaschine oder einen Kaffeevollautomaten läuft. Die Böhnchen sind deutlich kleiner und schimmern – je nach Lichteinfall – gräulich-grünlich. Von Guatemala, Brasilien oder Kolumbien schippern die Bohnen über den Atlantik nach Hamburg. Die Hafenstadt gilt als einer der zentralen Umschlagplätze für Kaffeebohnen in Deutschland. Über ihren Hamburger Händler habe Hasecker so auch Kontakt zu den Kaffeebauern. Ein Besuch in Südamerika „steht auf jeden Fall auf der To-Do-Liste“, sagt Alexa Hasecker mit einem Lächeln.

Industrie versus Langzeitröstung

Dass sie mit ihrer Rösterei ausgerechnet in Menden und nicht in einer Großstadt gelandet ist, habe vor allem familiäre Gründe. „Ich komme aus Menden und wollte den Mendenerinnen und Mendenern etwas Besonderes bieten“, sagt die Kaffeerösterin. Bis zur Corona-Pandemie habe man das Café Kult vor allem als Café wahrgenommen. Die Rösterei sei jedoch von Beginn an ihr Kerngeschäft gewesen – und ohne die hätte sie im Zuge der Pandemie die Pforten schließen müssen. Im März wolle sie ihre Außengastronomie allerdings wieder öffnen.

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Alexa Hasecker geht’s vor allem um den Geschmack. Und genau dafür ist Kaffee im allgemeinen auch bekannt. Bis zu 1000 Aromen können Bohnen beim Rösten freisetzen. Im Gegensatz zum Paket Kaffee im Supermarkt gibt es im Café Kult wie in vielen anderen Röstereien aber einen entscheidenden Unterschied. Während die Bohnen in der industriellen Herstellung zwei bis sechs Minuten lang bei bis zu 600 Grad geröstet werden, setzt Alexa Hasecker auf deutlich schonendere Methoden. 15 und 20 Minuten bei 180 bis 220 Grad ist für sie das Geheimnis der perfekten Bohne. Bei der Langzeitröstung wird der Kaffee säureärmer und bekömmlicher – gleichzeitig setzt er sein Aroma frei. Aus sechs Kilogramm Roh-Bohnen, die in ihre Maschine wandern, werden am Ende etwa 5,2 Kilogramm verkaufsfertige Bohnen. Ändert Hasecker Zeit oder Temperatur beim Rösten, ändere das mitunter auch den Geschmack. Aber auch das Wetter spielt eine Rolle. Je wärmer es draußen ist, desto einfacher ist das Rösten. „Jeder hat da seine eigene Technik. Man muss die chemischen Prozesse der Bohnen mitbekommen“, sagt Alexa Hasecker. Durch das Rösten blähen sich die Bohnen regelrecht auf und die äußeren Häutchen platzen ab.

Der Test

Von sechs Kilogramm Bohnen bleiben nach dem Rösten etwa 5,2 Kilogramm übrig. Die Hitze entzieht den Bohnen Wasser und bläht sie gleichzeitig auf.
Von sechs Kilogramm Bohnen bleiben nach dem Rösten etwa 5,2 Kilogramm übrig. Die Hitze entzieht den Bohnen Wasser und bläht sie gleichzeitig auf. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Während früher die große Maschine im Eingangsbereich noch jeden Tag im Einsatz war, hat die Mendenerin im Zuge der Energiekrise auf „zwei bis drei Röstungen pro Woche“ heruntergefahren. Doch neben dem richtigen Kaffee für den eigenen Geschmack bietet die Expertin auch Hilfe bei der richtigen Zubereitung. „Man kann ein und dieselbe Sorte unterschiedlich zubereiten – und bekommt unterschiedlichen Kaffee“, erklärt Hasecker. Ihr Favorit: Handgefilterter Lampocoy aus Guatemala. Das Kaffeemehl (gemahlene Bohnen, Anm. d. Red.) wird im Filter über einer Karaffe aufgegossen. Der Geschmackstest bestätigt: vollmundig-schokoladig und sogar ohne Milch ein absoluter Genuss.

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Von Mode-Sorten wie dem Kopi Luwak (Katzenkaffee) hält Alexa Hasecker hingegen nichts. 50 Gramm dieser Bohnen können gut und gerne 20 Euro kosten. Berühmtheit erlangte der Kopi Luwak unter anderem durch den Hollywoodfilm „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman aus dem Jahr 2007. Das Besondere: Ursprünglich werden die Bohnen von freilebenden Schleichkatzen gegessen, verdaut, fermentiert und ausgeschieden. Durch die hohe Nachfrage werden die Tiere inzwischen allerdings in Käfigbatterien gehalten. Für Hasecker ein untragbarer Zustand. Sie setze auf nachhaltigen Anbau vor Ort und entsprechende Qualität. Und das schmecken die Mendener auch.