Menden. Das Jahr 2023 wird für die Mendener Familie Mustermann teuer. Wir haben den Finanz-Check mit lokalen Steuern, Gebühren und Ausgaben gemacht.

„Strom und Gas sind die größten Kostentreiber für die Familie Mustermann“ hatte die WP vor einem Jahr berichtet. Und wie sieht es in diesem Jahr aus? Die WP macht den jährlichen Kosten-Check für die Mendener Familie Mustermann.

Die Familie

Die Mendener Durchschnittsfamilie wohnt in einem eigenen, im Jahr 2007 erbauten Haus. Das Grundstück ist 409 Quadratmeter groß; die Wohnfläche beträgt 130 Quadratmeter. Das Haus wird mit Gas beheizt. Die Mustermanns sind treue Stadtwerke-Kunden und beziehen nicht nur Wasser, sondern auch Gas und Strom über den Energieversorger. Zur Familie gehören vier Personen: die Eltern Heiko und Anke Mustermann, Sohn Peter, der eine Ausbildung in Hemer absolviert, und Tochter Silke, die eine Mendener Kindertagesstätte besucht. Auch Hund Bello – kein Kampfhund – gehört zur Familie Mustermann. Heiko fährt jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit, Anke und Sohn Peter kommen mit dem Bus zur Arbeit beziehungsweise zur Ausbildungsstelle. Sie nutzen Monatskarten der MVG. In ihrer Freizeit sind die Mustermanns sportlich aktiv und besuchen gern Kultur-Veranstaltungen in Menden.

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Grundsteuer

Für die Berechnung der Grundsteuer wird der Einheitswert eines Grundstückes, den das Finanzamt – in diesem Fall Iserlohn – festlegt, zugrunde gelegt. In die Bewertung fließen Baujahr, Bauart, Größe der Wohn- und Nutzfläche sowie die Ausstattung ein. Dieser Einheitswert wird mit dem von der Gemeinde festgelegten Hebesatz multipliziert. Der Mendener Rat hat den Hebesatz für die Grundsteuer B seit 2016 unverändert auf 595 Prozent festgesetzt. Hier gibt es aktuell keine Änderungen, erläutert Johannes Ehrlich, Pressesprecher der Stadt Menden. Die Mustermanns werden also weiterhin mit einem mittleren Einheitswert von 95 Euro veranschlagt, so dass 2023 die zu entrichtende Grundsteuer unverändert 565,25 Euro betragen wird. Zu zahlen ist die Grundsteuer quartalsweise in vier gleichen Teilbeträgen jeweils zum 15. Februar, 15. Mai, 15. August und 15. November 2023.

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Abwasser

Familie Mustermann muss im kommenden Jahr beim Schmutzwasser 2,68 Euro pro Kubikmeter aufbringen – vorher waren es 2,60 Euro. Da bei den Mustermanns pro Jahr 180 Kubikmeter Schmutzwasser anfallen, zahlen sie hierfür 2023 482,40 Euro – das sind 14,40 Euro mehr als im Vorjahr.

Die Gebühren beim Niederschlagswasser sinken, wie Johannes Ehrlich erklärt. Für das kommende Jahr werden 0,83 Euro pro Quadratmeter fällig – bislang waren es 0,90 Euro. Für die bei den Mustermanns 100 Quadratmeter bebaute beziehungsweise versiegelte Fläche zahlt die Familie insgesamt 83 Euro, das sind sieben Euro weniger als im Vorjahr.

Müllabfuhr

Die Abfallgebühren werden teurer. Nachdem die Gebühren vor einem Jahr minimal gesunken waren, nämlich für eine 120-Liter-Tonne bei 14-tägiger Leerung auf 306,48 Euro, steigen sie nun um sechs Prozent auf 324,88 Euro – ein Plus von 18,40 Euro.

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Hundesteuer

Die Hundesteuer in Menden bleibt stabil. Für Mustermanns Hund Bello beträgt der Jahressteuerbetrag unverändert 84 Euro. Die Hundesteuer ist am 15. Februar zu entrichten.

Kita

Heiko und Anke Mustermann verdienen zusammen 57.500 Euro. Tochter Silke geht wöchentlich 45 Stunden in eine Mendener Kindertagesstätte. Ihre Eltern bezahlen dafür bis zum 31. Juli 2023 weiterhin monatlich 264 Euro. Ab dem 1. August sinkt der Beitrag dann auf monatlich 261,25 Euro. Das macht aufs Jahr gerechnet eine Ersparnis von 13,75 Euro.

Hallenbad

Die Eintrittskarten fürs Mendener Hallenbad werden nicht teurer. Die Mustermanns kaufen sich regelmäßig 12er-Familien-Karten fürs Hallenbad. Die Karte kostet 2023 unverändert 80 Euro. Zurzeit seien keine Preiserhöhungen geplant.

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Volkshochschule

Die Familie Mustermann nutzt regelmäßig die Angebote der heimischen Volkshochschule und bucht jedes Jahr mehrere Kurse. Die gute Nachricht für die Mustermanns: Die Preise seien stabil geblieben, sagt Alexandra Rother, bei der VHS zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Heiko Mustermanns Yoga-Kurs ist ganze 20 Cent teurer geworden, kostet jetzt 86,20 Euro. Der Holzbildhauerei-Kurs seiner Frau und auch der Inline-Skating-Kurs seiner Tochter sind preislich unverändert.

Bücherei

Für die Bücherei bezahlt Familie Mustermann mit dem Mendener Familienpass im Jahr unverändert 11 Euro Benutzungsgebühr – einer zahlt und jedes Familienmitglied kann einen eigenen Leseausweis bekommen, der dann nichts kostet. „Die Bücherei ist kostenverlässlich“, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich.

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Theater

Eine Eintrittskarte für das beliebte Kindertheater in der Bücherei kostet auch 2023 drei Euro.

Theater-Anke Mustermann besucht die Aufführungen in der Theater-Vormietereihe auf der Wilhelmshöhe. Ihre frühere Abo-Reihe gibt es seit der Pandemie nicht mehr. Sie besucht einzelne Vorstellungen zahlt dafür in der aktuellen Spielzeit pro Einzelticket zwischen 10 und 17 Euro – genau wie in der vergangenen Spielzeit.

Frischwasser

Familie Mustermann verbraucht im Jahr 125 Kubikmeter Frischwasser. Die Kosten dafür bleiben unverändert und liegen bei 410,81 Euro pro Jahr, wie Stadtwerke-Sprecher Josef Guthoff erklärt. Der Wasserpreis sei seit 2014 stabil.

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Strom

Die Familie Mustermann verbraucht jährlich 3500 Kilowattstunden Strom. 2022 musste die Familie hierfür 1268,43 Euro zahlen, erläutert Josef Guthoff. Hier kommt eine sehr starke Kostensteigerung auf die Familie zu. Die Familie zahlt 2023 eigentlich 1.676,53 Euro – das ist ein Plus von 408,10 Euro. Rechnet man die Strompreisbremse mit ein, dann sind es „nur“ 1.542,13 Euro – unterm Strich also Mehrkosten von 273,70 Euro.

Erdgas

Die vierköpfige Familie verbraucht jährlich 20.000 kWh für Heizung und Warmwasser und zahlte im Grundversorgungstarif im ablaufenden Jahr 1688,09 Euro. Hier ist eine noch größere Kostensteigerung als beim Strom zu verzeichnen, die Mustermanns zahlen nächstes Jahr 3.021,58 Euro – also eigentlich ein Plus von 1333,49 Euro. Rechnet man dann die Gaspreisbremse mit ein, dann bleiben immer noch Kosten von 2.613,58 Euro für die Mustermanns. Das sind 925,49 Euro mehr als in diesem Jahr. Trotz Strom- und Gaspreisbremse wird Energie also deutlich teurer, erklärt Josef Guthoff: „Die Preise steigen massiv – auch mit der Preisbremse.“ Die Preisbremsen seien deutlicher zu spüren, wenn die Versorger teurer als die Stadtwerke seien, erläutert Josef Guthoff. Beide Preisbremsen sollen ab März rückwirkend für Januar und Februar gelten. „Im Januar zahlen unsere Kunden ohnehin keinen Abschlag“, erklärt Josef Guthoff. „Und im Februar kommt die Jahresabrechnung mit den neuen Abschlägen.“ Hier sollen die Preisbremsen dann möglichst schon mit eingerechnet werden. Die Abrechnungssysteme müssen noch entsprechend umgestellt werden.

Sport

Mustermanns sind sportlich und Mitglied im Sportverein. Der Verein, den die WP in diesem Jahr stichprobenartig befragt hat, hat die Beiträge im vergangenen Jahr erhöht. Zuvor war eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge wegen der Corona-Pandemie aufgeschoben worden, da keine Mitgliederversammlung möglich war. Für das kommende Jahr bleiben die Beiträge stabil, es seien keine weiteren Erhöhungen geplant.

Bustickets

Mutter Anke und Sohn Peter fahren mit Bussen der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Arbeit beziehungsweise zur Ausbildungsstelle. Mutter Ankes Arbeitsstelle liegt in Menden. Anke Mustermann musste Anfang 2022 noch 64,50 Euro für ihr Monatsticket Abo (Preisstufe 1M) zahlen. Nun zahlt sie 65,70 Euro, rechnet MVG-Pressesprecher Jochen Sulies vor. Das macht aufs Jahr gerechnet ein Plus von 14,40 Euro. Sohn Peter fährt mit dem Bus jeden Tag zur Ausbildungsstelle nach Hemer. Er musste vor einem Jahr für das „AzubiAbo Westfalen“ monatlich 63 Euro bezahlen, er zahlt nun 64,10 Euro – also 13,20 Euro mehr pro Jahr. Zusammen zahlen die beiden 27,60 Euro mehr.

Entlastung könnte das so genannte Deutschland-Ticket (49 Euro) bringen, das voraussichtlich ab 1. April starten soll. „Wir sind hier in der Vorbereitung und es ist davon auszugehen, dass wir die Einführung zum 1. April anstreben“, sagt Jochen Sulies. Doch gebe es sicherlich auch Kunden, die auf dieses Ticket verzichten und ihr – teureres – Monatsticket behalten, sagt Jochen Sulies. Denn bei manchen Tarifen gebe es beispielsweise die Möglichkeit, ab 19 Uhr kostenlos eine andere Person mitzunehmen, „und das geht beim Deutschland-Ticket nicht“.

Kaufen sich Mutter und Sohn ab Januar ihr reguläres Monatsticket und ab dem 1. April das Deutschland-Ticket, dann würden sie aufs Jahr gerechnet 258,60 Euro sparen. Während sie 2022 zusammen 1530 Euro bezahlt haben, werden es im kommenden Jahr dank des Deutschland-Tickets nur 1271,40 Euro sein.

Fazit

Das Deutschland-Ticket sowie die Strom- und Gaspreisbremse sorgen dafür, dass 2023 für die Familie Mustermann finanziell nicht völlig aus dem Ruder läuft. Aber gleichzeitig steht dennoch fest: Das Jahr wird so teuer wie lange nicht. Kleiner Lichtblick: Die prognostizierten Kosten bleiben rund 20 Euro unter den lokalen Ausgaben, die die Mendener 2014 zu stemmen hatten.