Menden. Rossmann weg, Weltbild weg, Intersport muss raus: Ist die Mendener Innenstadt am Ende? WP-Reporter Arne Poll sagt im Kommentar: Im Gegenteil!

Nein, das ist nicht die neue große Krise für die Mendener Innenstadt. Die Nachrichten könnten zwar wahrlich besser sein. Drei Schließungsankündigungen (darunter ist auch ein Umzug) für die Fußgängerzone innerhalb weniger Tage sind schon ein Pfund. Es gibt aber keinen Anlass zur Panik.

Was die Sorgen vor der befürchteten Mega-Krise nimmt:

  • 1. Die Mendener Innenstadt war früher dran als andere Städtemit dem Weggang namhafter Anbieter. Die große Schockwelle, die gerade weiter über andere Städte rollt, hat Menden schon verdaut. Man möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen in Neheim stecken, die in den nächsten Jahren vor dem unvermeidlichen Abgang großer Namen bibbern müssen, während Menden schon zwei Innenstadt-Generationen weiter ist.
  • 2. Es gibt ganz konkrete Maßnahmenwie die „Perspektive Innenstadt“ oder die gezielte Vermittlung von Ladenlokalen, Vermietern und Mietern – das ist alles andere als selbstverständlich. Die Vielzahl an Konzepten und Projekten macht es sogar möglich, dass einzelne Maßnahmen mal nicht fruchten können. Das ist eine komfortable Situation. Ein Dank an die Wirtschaftsförderung, die ihren Namen im Vergleich zu vielen anderen Städten verdient und spürbar Dinge anschiebt. Sport Hesse ist auch nicht verloren, sondern will nur umziehen.
  • 3. Es gibt Handfestes und Sichtbares, das Investoren anlockt. Der Siepmann-Neubau (verbunden mit dem Abriss des alten Dieler-Gebäudes) ist ein Leuchtturm, der andere Investoren und Interessenten ins richtige Fahrwasser leitet. Man hat eine echte Perspektive, dass in einem greifbaren Zeitrahmen etwas Neues zur Verfügung steht. Dazu kommt die Renovierung der Fußgängerzone. Diese ist zwar nicht gestalterisch „Premium“ wie oft übertrieben behauptet, sondern eher „Standard“. Oft mangelt es aber genau an diesem Standard. Und außerdem ist die Fußgängerzone (nach Jahren) fertig. Und das ist dann auch wieder „Premium“.

Kann man also beruhigt die Hände in den Schoß legen? Nein, Stadtverwaltung und Politik haben ganz konkrete Steuerungsmöglichkeiten. Beide müssen mit konkreten Zielen weiterarbeiten. Es gibt große Baustellen. Der Erfolg ist kein Selbstläufer.

Was jetzt konkret für die Innenstadt getan werden muss:

  • 1. Der Bereich der Fußgängerzone zwischen dem Platz „Emma“ und der Kolpingstraße muss neu gedacht werden. Mit Rossmann und Sport Hesse fallen zeitnah zwei große Frequenzbringer weg. Die Politik wäre gut beraten, jetzt über eine behutsame Öffnung dieses Bereichs nachzudenken. Ein verkehrsberuhigter Bereich mit Parkraum vor der Tür wäre genau das, was dort zumindest die kleinen Ladenlokale im Erdgeschoss beleben könnte. Schließlich soll auch in den Räumen von Sport Hesse wieder eine neue Handelsfläche entstehen. Der Schwerpunkt für den Handel aber wird auf der anderen Seite der Fußgängerzone liegen. Über die Seite zur Kolpingstraße muss man jetzt reden, nicht in ferner Zukunft.
  • 2. Die Politik hat in den vergangenen Monaten erneut verschlafen, Entscheidungen für das Gelände am Nordwall zu treffen. Die Stadtwerke stehen als Betreiber eines Parkhauses bereit. Die Antwort aus der Politik? Offiziell: Nichts! Während die Siepmanns bald taggenau das umgesetzt haben, was sie für ihren Bau im Herbst 2021 angekündigt hatten, ist der Zeitplan für den hinteren Teil im Sommer 2021 steckengeblieben. Es droht das Schreckensszenario, dass das Siepmann-Haus vorne fertig ist und hinten ein Parkhaus weiter auf sich warten lässt. Es wird zwar hinter verschlossenen Türen in der Politik über viele Details diskutiert, konkret ist nichts. Nach all den Nordwall-Pleiten hätte man klüger sein müssen. Dieses Mal kann man den Schwarzen Peter jedenfalls nicht einem Düsseldorfer Investor zuschieben. Die Realität ist: Wenn nicht innerhalb weniger Tage bis Wochen ein Masterplan auf dem Tisch liegt, geht das in die Hose.
  • 3. Der Verkehr in der Innenstadt: Lange Zeit hat man sich mit der Verkehrsführung so zufrieden gegeben wie sie ist. Dann wurde rund um Nordwall und Unnaer Straßen sogar der Verkehr auf ein Nordwallcenter mit seinen Zufahrten abgestimmt, das so nicht kommt. Wer heute Kunden in die Stadt locken will, muss die Verkehrsführung komplett neu denken. Gerade der Weg in die Innenstadt hinein ist oft viel zu kompliziert, Einbahnstraßen ergeben keinen erkennbaren Sinn, Wegeführungen folgen nicht der natürlichen Intuition. Auch das ist eine Baustelle, die man jetzt angehen muss, bevor (!) am Nordwall alles fertig ist. Wenn man erst später reagiert, dann hat man wieder wertvolle Zeit verschenkt.