Asbeck/Eisborn. Der WP-Heimaturlaub führt die Redaktion bei seiner ersten Station durchs Hönnetal. Auf den Wanderwegen warten so manche Überraschungen.
Die Heckenschere rasselt, Blätter und kleine Ästchen fallen auf den Boden. Otto Steinhoff werkelt in seinem Garten. Der 91-Jährige muss selbst Hand anlegen. „Es wird hier zu wenig gemacht. Wir haben lange drauf gewartet“, sagt er und zeigt auf den steilen, rund zwei Meter langen Hang direkt hinter der Hecke. Dort hätten Stadt oder Kreis schon mal tätig werden können.
Hinter ihm, im Garten, sind kleine Beete angelegt. Die Äpfel und Pflaumen baumeln auch schon an den Bäumen. Doch dieses Jahr falle die Ernte deutlich übersichtlicher aus als sonst. „Es sind viele kleine Kartoffeln. Aber immerhin schmecken die“, sagt er und lacht. Die Gartenarbeit halte ihn auch mit 91 Jahren noch fit. „Man muss sich ja bewegen.“
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Ein paar Meter den Ebberg hoch in Richtung Gas-Station der Open Grid Europe (OGE) treffen wir Tobias Wulf. Er nutzt die noch milden Temperaturen bei leichtem Sonnenschein für eine Gassirunde. Die Landschaft ist geradezu idyllisch. Doch zuletzt sollen Wildcamper einen Parkplatz oberhalb der Asbeck für sich entdeckt haben. Vier Wohnwagen hätten dort am vergangenen Wochenende Halt gemacht. Nicht das erste Mal, wie Wulf sagt. Die blaue Lagune am Steinbruch versprüht ihren Reiz als Ausflugsziel auch weit über die Grenzen der Hönnestadt hinaus. „Manche Leute kommen auch in Badeklamotten und Flipflops hier her und fragen, wie sie dort schwimmen gehen können“, erzählt Tobias Wulf mit einem Schmunzeln. Das ist natürlich streng verboten und lebensgefährlich, weil das Wasser plötzlich eiskalt wird.
Viele Fotos- WP-Heimaturlaub in Asbeck und Eisborn
Doch eigentlich habe Asbeck andere Probleme als wilde Camper. Die Steinbrucherweiterung „ist ein Riesenthema“. Sprengungen, Lärmbelästigung, Natur- und Landschaftsschutz sind dabei nur einige Teilaspekte für Asbecker und Eisborner. Nach einigen gemeinsamen Wandermetern verschwindet Wulf dann in einem Feldweg, für uns Reporter geht es den E2-Wanderweg weiter in Richtung blaue Lagune. So heißt der See Fuß des Steinbruchs – 120 Höhenmeter unter uns.
Steinbruch-Erweiterung Topthema
Dort warten bereits Stefan Flügge, Leiter des Lhoist-Werks im Hönnetal, und Steinbruch-Leiter Bernd Langenhorst. Auf den WP-Besuch am beliebten Aussichtspunkt sind beide bestens vorbereitet. Kartenmaterial, Erweiterungspläne, Regionalplanvorschläge. Alles liegt parat. Zunächst aber entschädigt der Ausblick über die fast wie Miniaturen wirkenden Fahrzeuge für die bisherigen Höhenmeter. Für Lhoist ist die Erweiterung des Steinbruchs überlebenswichtig. Schließlich gehe es laut Stefan Flügge auch um gut 175 Arbeitsplätze direkt im Hönnetal. Der geringste Teil davon allerdings entfällt auf den Steinbruch selbst. Denn trotz der schieren Größe und dem schweren Gerät sind dort nur gut zwei Dutzend Arbeiter im Einsatz, wie Bernd Langenhorst erklärt. Der Großteil der Arbeiten habe sich in den vergangenen Jahren zusehends automatisiert, die Maschinen sind noch größer geworden. „Die Muldenkipper können bis zu 100 Tonnen laden“, erklärt der Steinbruch-Chef. Fünf Schaufeln reichen, um die Ladefläche zu füllen, dann braust der Kipper wieder zurück zum Abladen.
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Nach einer guten Stunde mit herrlichem Blick übers Hönnetal und die blaue Lagune müssen wir allerdings weiterziehen. Grillen zirpen, die Mittagssonne brennt sich in die Wanderwege. Wir treffen Julia Kremm (23) und ihren Freund Philipp Thesing (23). Das junge Pärchen ist mit Hund Buddy extra aus Coesfeld ins Hönnetal gefahren. Die blaue Lagune hat sie auf einem Foto im Internet überzeugt. „Wir sind gerne etwas außerhalb unterwegs, im Umkreis von einer guten Stunde“, sagt Thesing. Landschaft und Natur mit Hund erkunden, steht hoch im Kurs. „Wir suchen uns gerne neue Strecken“, ergänzt Julia Kremm.
Schützenswerte Biotope
Die nächste Zwischenstation für den WP-Heimaturlaub ist Eisborn, genauer gesagt das Hotel zur Post. Dort wartet schon Klaus Korn aus Sundern. Er engagiert sich in der Bürgerinitiative und beim BUND, sieht die Erweiterungspläne Lhoists mit entsprechender Skepsis. „Das ist ein schutzwürdiges Biotop“, sagt Korn. Nicht zuletzt die Entwicklung in den früheren Klärteichen habe gezeigt, wie sich die Natur ihren Raum zurückerobert. Er sehe eher das große Ganze. Der Mensch sollte sich auf die natürlichen Ressourcen besinnen – „und sparsam damit umgehen“. Artensterben, Borkenkäferbefall und Klimakrise zeigten sich schließlich auch in Eisborn und Asbeck. „Wir müssten auch einfach mal hier anfangen, die Dinge zu schützen. Wenn Steinbrüche stillgelegt werden, entstehen tolle Biotope.“
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Das Hotel ist internationaler Treffpunkt. Mathias und Los Vijgen Starmans aus den Niederlanden machen Urlaub im Sauerland. Die Landschaft reizt die beiden. Dazu die Ruhe und Entspannung.
Letzter Abstecher des Tages ist dann der Ebberg. Vom Aussichtspunkt aus schweift der Blick über Hüingsen, die Vincenz-Kirche bis über den Haarstrang nach Lünen. Herrlich. Auf dem Rückweg in Richtung Asbeck kommen wir dann auch am Wildcamper-Parkplatz vorbei. Der Minigrill im Gebüsch und eine überquellende Mülltonne zeugen noch von den Ausflüglern. Nach gut sechs Stunden ist der erste Tag des WP-Heimaturlaubs schließlich geschafft. Die Füße schmerzen ein wenig, Bremsen haben ihre Spuren an den Waden hinterlassen. Alles in allem also ein ziemlich erfolgreicher Wandertag.