Menden. Zwischen Grünen und SPD in Menden brodelt es. Grünen-Chef Huhn hält dem SPD-Vorstand einen Privat-Shop vor. Es geht um Sexismus und viel mehr.

Die Fehde zwischen Politikern von SPD und Grünen in Menden eskaliert weiter. Grünen-Chef Dirk Huhn bezeichnete den SPD-Vorstand jetzt in einem Facebook-Beitrag öffentlich als „Clan“. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Mirko Kruschinski und Fraktionschef Sebastian Meisterjahn müssen Kritik wegen eines privaten Internetshops einstecken. Dort gibt es neben gibt es neben etlichen Menden-Fan-Produkten auch Tassen für „Milfkaffee“ – aus Sicht von Grünen-Chef Dirk Huhn klar frauenfeindlich und sexistisch.

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„Elfen-Fuck“ und „Milfkaffee“ – privater Shop von zwei SPD-Vorständen

Schon seit Wochen schaukelt sich bei geradezu jeder Gelegenheit eine öffentliche Diskussion hoch. Es geht um gegenseitige Vorwürfe und um den Vorwurf, dass man sich Vorwürfe macht. Akteure aus fast allen Parteien mischen mit. Man wirft sich gegenseitig vor, andere bei Facebook zu blocken. Die Diskussionen wechseln zwischen reichweitenstarken Facebook-Gruppen und privaten, aber öffentlichen Seiten hin und her. Trotz naheliegender Gemeinsamkeiten stimmen beide Fraktionen auch bei Abstimmungen zuletzt oft gegeneinander.

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Eine Tasse „Milfkaffee“ in Menden: Diesen gibt es auf der Internetseite von zwei SPD-Vorständen aus Menden zu kaufen.
Eine Tasse „Milfkaffee“ in Menden: Diesen gibt es auf der Internetseite von zwei SPD-Vorständen aus Menden zu kaufen. © Westfalenpost | Arne Poll

Immer wieder brandet eine Debatte über die weitestgehend privaten Aktivitäten von Mirko Kruschinski und Sebastian Meisterjahn auf. Die beiden Sozialdemokraten hatten jüngst eine GbR gegründet und einen Internetshop aufgemacht. Dort kann man auf Bestellung Produkte mit viel Lokalkolorit kaufen: T-Shirts mit Stadtteilsprüchen und zur Pfingstkirmes. Es gibt auch Kappen und Shirts mit SPD-Logo. Stein des Anstoßes sind vor allem Tassen für „Milfkaffee“. Das Wort „Milf“ wurde in amerikanischen Teenie-Klamaukfilmen für „sexuell attraktive reifere Frauen“ (Duden) populär. Die Übersetzung der Langfassung ist allerdings nicht jugendfrei. Die GbR vertreibt auch Tassen und Shirts plus „Trinkflasche mit integriertem Trinkhalm“ des Modells „Elfen-Fuck“.

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Vorsitzender Dirk Huhn (Grüne): Tasse ist eine Geschmacklosigkeit

„Das ist sexistisch, nicht frech oder witzig“, kritisiert Dirk Huhn öffentlich auf der Facebook-Seite eines Mendener Unternehmers. „Daran kann ich nur Geschmackloses erkennen.“ Auch im Gespräch mit der WP wiederholt Huhn „Ich finde das völlig geschmacklos. Das kommt aus dem Porno-Bereich.“ Details könne er nicht beurteilen, weil er Meisterjahn und Kruschinski im Netz geblockt habe. Die SPD habe sich selbst über Volker Fleiges Drogenscherz echauffiert und komme nun selbst mit üblem Sexismus. Der Begriff Clan – den Huhn nicht zurücknimmt – beziehe sich auch nicht auf die komplette SPD. Er sehe ihn jetzt zu Unrecht herausgegriffen.

Sebastian Meisterjahn verteidigt den Shop als privates Hobby. Es sei ein kleiner privater Gag und kein politisches Statement. „Das M in Milf könnte auch für Männer stehen. Wir sind da divers unterwegs“, sagt er augenzwinkernd. Die Tasse habe übrigens bis jetzt noch keinen Abnehmer gefunden.

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Streit um Personal und der Vorwurf von Lobbypolitik

Im Hintergrund geht es aber wohl um viel mehr als mutmaßlich sexistische Tassen: Zwischen Grünen und SPD herrscht schon seit einigen Jahren alles andere als Harmonie. Die SPD verlor in der vergangenen Ratsperiode einen Sitz, weil Ratsfrau Annette Schrick die Partei wechselte. Zuletzt gab es teils heftigen Streit auch mit anderen Parteien. Die Grünen haben mit Markus Kisler den Vorsitzenden des Stadtsportverbandes und mit Ralf Beyer den Schulleiter der Josefschule in ihrer Fraktion. Den Grünen wurde Lobby-Politik unterstellt, weil sie beispielsweise millionenschwere Investitionen in die Josefschule gefordert hatten.

Man habe als SPD mit den Grünen bislang keine gemeinsame politische Linie finden können, obwohl das ja naheliege, sagt Sebastian Meisterjahn. Trotz aller Erfolge bei der vergangenen Kommunalwahl könnten „die Grünen nicht die Politik bestimmen“. Er könne Entscheidungen der Grünen auch nicht nachvollziehen: „Man kann als Grüner nicht gegen Tempo-30-Zonen stimmen.“

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„Das ist nichts zwischen uns und der SPD“, sagt Dirk Huhn. In CDU und SPD gebe es zersplitterte Gruppen. Das sei bei den Grünen anders. „Wir sind die homogenste Fraktion.“ Die Grünen hatten im Februar SPD und CDU Kungelei vorgeworfen.

Gibt es wieder Frieden zwischen den beiden Parteien? „Sacharbeit ist möglich“

Gibt es Aussicht auf Frieden? Mit Peter Köhler und Stefan Band habe er ein sehr vernünftiges Verhältnis, sagt Sebastian Meisterjahn. Auf der sachlichen Ebene sei man der SPD durchaus nahe, sagt auch Dirk Huhn. Man rede miteinander. Er habe mit der SPD im Grundsatz keine Probleme: „Ich habe Willy Brandt verehrt.“ Für die Zusammenarbeit gelte: „Sacharbeit ist sicher möglich.“

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes wurde Sebastian Meisterjahn mit folgendem Satz zitiert: „Man kann als Grüner nicht FÜR Tempo-30-Zonen stimmen.“ Das Zitat lautete – wie sich viele Leser schon gedacht hatten – korrekt: „… nicht GEGEN Tempo-30-Zonen...“