Fröndenberg. Ein Inhaftierter des Justizvollzugskrankenhauses Fröndenberg hat Donnerstag in seinem Haftraum seine Jacke angezündet. Wie es dazu kommen konnte.

Großeinsatz für die Freiwillige Feuerwehr Fröndenberg im Justizvollzugskrankenhaus (JVK) am Hirschberg: Ein inhaftierter junger Mann Mitte 20 hat am Donnerstagabend in seinem Haftraum in der psychiatrischen Abteilung seine Jacke angezündet.

„Eine aufmerksame Bedienstete hat den Brandgeruch sehr frühzeitig wahrgenommen und sofort richtig reagiert“, berichtet JVK-Sprecher Björn Hengst auf Anfrage der WP. Nachdem über Kameras festgestellt worden war, dass der Haftraum trotz des Rauchs betretbar war, sei der Patient herausgeführt und seine Jacke abgelöscht worden. Der Gefangene wie auch Bedienstete des JVK seien untersucht und über Nacht beobachtet worden, es wurden keine Rauchvergiftungen festgestellt. Am Morgen danach steht somit fest: Es gab bei dem Vorfall keine Verletzten. Über die Motive des Patienten gibt es laut Sprecher Hengst noch keine Klarheit. Hier ermittle noch die Polizei. +++ Auch lesenswert: Briefe mit weißem Pulver im Fröndenberger JVK abgegeben +++

Bisher wenige Corona-Fälle im JVK

Die besonderen Umstände aufgrund der Corona-Pandemie bewirken nach Einschätzung des JVK-Sprechers keine erhöhte Gefährdungslage bei Patienten der Psychiatrie.

Für Patienten, die nur kurze Zeit im Justizvollzugskrankenhaus verweilen, herrsche aufgrund der Ansteckungsgefahr durch Omikron aktuell ein striktes Besuchsverbot. Ausnahmen seien etwa Palliativfälle. Wer aber längere Zeit im JVK bleiben muss, könne nach Einzelfallprüfung Besuch erhalten, wenn auch nur unter 2G-Bedingungen und mit Maske im Besuchsraum.

Dabei gelte für das JVK Fröndenberg wie für reguläre Haftanstalten, dass Besuche auch der Aufrechterhaltung familiärer Kontakte während der Haft und somit der Resozialisierung nach der Entlassung dienen.

Dies gelte auch, weil die Ansteckungszahlen aufgrund der hygienischen Bedingungen und der fast 100-prozentigen Impfquote unter den Bediensteten im JVK bislang gering geblieben sei.

Jörg Sommer, Leiter der freiwilligen Feuerwehr Fröndenberg, hatte angesichts des Feuers in der Zelle zunächst ein Großaufgebot aus mehreren Löschzügen geschickt, wie es die Alarm- und Ausrückeordnung für Krankenhäuser vorsieht. Um die Fahrzeuge aufs Gelände durchfahren zu lassen und zugleich zu verhindern, dass Gefangene die offenen Tore zur Flucht nutzen, war der Eingangsbereich des JVK zuvor innen wie außen mit Personal abgesichert worden. Björn Hengst: „Wir haben das zuletzt noch im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Feuerwehr geübt.“ Dabei seien alle Abläufe besprochen und trainiert worden, die jetzt gut funktioniert hätten. In der Zelle mussten die Einsatzkräfte aber nur ein Kleinlöschgerät einsetzen, um den Brand zu ersticken, berichtete Sommer. +++ Auch lesenswert: Suizidprävention im JVK Fröndenberg auf „höchstem Level“ +++

Wie es dazu kommen kann, dass ein Patient im JVK Fröndenberg seine Jacke anzündet

Wie es dazu kommen kann, dass ein Patient seine Jacke anzündet, sei denkbar einfach, sagt Björn Hengst: „Der Gefangene ist Raucher und hatte im Vorfeld keinerlei Auffälligkeiten gezeigt, die ein Rauchverbot gerechtfertigt hätten.“ Demzufolge habe der Mann Zigaretten und ein Feuerzeug besessen. Diese Möglichkeit besteht, obwohl im Dezember 2018 ein 24-jähriger Syrer in Fröndenberg bei einem selbst gelegten Zellenbrand so schwer verletzt wurde, dass er mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden musste, wo er wenig später verstarb. Er war zuvor ebenfalls in stationärer psychiatrischer Behandlung gewesen. Ein ähnlicher Vorfall, allerdings mit weniger tragischem Ausgang, ereignete sich im Jahr darauf. Ein 23-jähriger Syrer hatte seine Matratze angezündet, weil er nach eigenen Angaben Stimmen hörte, wie er später vor Gericht erklärte. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Toter im JVK Fröndenberg: Er ist verhungert und verdurstet +++

JVK Fröndenberg: Kein generelles Rauchverbot für Gefangene

Generelle Rauchverbote für Gefangene gebe es in Fröndenberg nicht, weil die Wirkung eines kalten Entzugs gerade bei psychisch auffälligen Menschen fatale Folgen zeitigen könne, hatte es nach dem zweiten Vorfall geheißen. Daran hat sich bis heute nichts geändert – laut Björn Hengst aber sehr wohl die Ausstattung der Zellen mit schwer entflammbaren Materialien, was heute Standard sei.