Fröndenberg. . Nachdem im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg zum dritten Mal ein Häftling in seinem Zimmer gezündelt hat, gilt ab sofort ein Rauchverbot.

Nachdem im Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg am Mittwoch zum dritten Mal binnen weniger Wochen ein Häftling in der psychiatrischen Abteilung in seinem Zimmer gezündelt hat (die WP berichtete), greift die Einrichtungsleitung durch.

Zum einen, sagte Leiter Joachim Turowski auf Anfrage, werde man den bereits eingeschlagenen Weg noch konsequenter verfolgen, künftig nur noch schwer entflammbare Kleidung und Bettwäsche vorzuhalten. Und hatte die Leitung zuvor noch Rücksicht auf die Raucher unter den gefangenen Psychiatrie-Patienten genommen, so gelte ab sofort ein absolutes Rauchverbot in der Abteilung.

Auf die Frage, warum dies nicht schon zuvor passiert ist, erklärte Turowski die besondere Problematik: „Bei Patienten mit psychischen Problemen sind die Reaktionen auf einen Nikotinentzug schwierig abzuschätzen – wir erwarten jetzt definitiv mehr Stress in der Abteilung, zumal es nicht beim Rauchen nur um den körperlichen Entzug geht.“ Letztlich aber ginge die Sicherheit für Leib und Leben der Gefangenen und des Personals vor.

Nachahmungstaten?

In Ausnahmefällen dürfe allerdings weiter geraucht werden, wenn auch nur noch unter Aufsicht der Vollzugsbeamten. Turowski erinnerte daran, dass

Das JVK ist eine der größten Justizkliniken Europas

Das 1984 gegründete Justizvollzugskrankenhaus Nordrhein-Westfalen in Fröndenberg/Ruhr ist mit 236 Betten eines der größten in Europa und nach eigenen Angaben „eines der bestgesicherten seiner Art“.

Nachweislich entspricht das Krankenhaus den Sicherheitsmaßstäben einer Justizvollzugsanstalt.

1979 wurde es als städtisches Krankenhaus erbaut.

in den beiden letzten Fällen Patienten, die keine Feuerzeuge besaßen, mit ihren brennenden Zigaretten gezündelt hatten.

Warum es in kurzer Folge zu drei ähnlichen Vorfällen, darunter einem mit tödlichem Ausgang, gekommen ist, könne nur gemutmaßt werden. Zwar seien Nachahmungstaten nicht auszuschließen, räumt Turowski ein. Dagegen spreche jedoch, dass es sich bei den beiden Folgefällen um Patienten handelte, die jeweils erst deutlich nach den zuvor gelegten Bränden nach Fröndenberg gekommen seien.

Mit Kippe Toilettenpapier entzündet

Nach dem zweiten Vorfall hatte Turowski bekanntlich die freiwilligen Feuerwehrleute unter den Fröndenberger Vollzugsbeamten gebeten, sich bei Herstellern von Feuerwehrkleidung nach schwer entflammbaren Stoffen zu erkundigen. Dies sei inzwischen erfolgt, und jetzt werde geplant, auch Bettwäsche daraus nähen zu lassen. „Das gibt es alles schon heute, allerdings übersteht der Brandschutz in den Stoffen nur eine bestimmte Anzahl von Wäschen, die ja bei relativ hohen Temperaturen durchzuführen sind.“

Am Mittwoch hatten Matratze und Kopfkissen im Krankenzimmer eines 28-jährigen libanesischen Gefangenen gebrannt, die mit Toilettenpapier entzündet worden waren, an die der Gefangene offenbar seinen Glimmstängel hatte. Verletzt wurde dabei laut JVK niemand – anders als im Januar, als ein syrischer Häftling (20) in seinem Haftraum gezündelt hatte. Der Mann wurde leicht verletzt.

Die schlimmsten Folgen zeitigte indes die Selbstentzündung eines 24-jährigen Syrers im Dezember letzten Jahres. Der Flüchtling starb später an seinen Brandwunden. Er war auch der einzige von den dreien, der ein Feuerzeug zur Brandlegung in seinem Haftraum benutzt hatte. Das hatte er laut Joachim Turowski erhalten, weil der Syrer dank einer günstigen ärztlichen Prognose kurz vor der Entlassung aus dem Justizkrankenhaus stand. Bei seiner Ankunft in der psychiatrischen Abteilung habe der Psychiatrie-Patient kein Feuerzeug besitzen dürfen.

Schreckliches Ereignis auch für die Bediensteten

Ein schreckliches Ereignis war dieser erste Fall, bei dem der Lebensmüde seine Kleidung angezündet hatte, indes auch für die Bediensteten auf der Station. Sie hatten sich an den ersten Rettungsmaßnahmen für den brennenden Mann beteiligt und die Flammen mit Decken erstickt. Diesen Betroffenen wurde psychologische Nachsorge angeboten.

Schreckliche Erlebnisse

Dass es sich um einen Suizidversuch gehandelt hat, stellte später ein Gutachter fest. Einige Tage nach dem Feuer war der junge Syrer, der psychisch doch auf dem Wege der Besserung sein sollte, seinen Brandwunden erlegen.

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