Fröndenberg. Nach elf Suiziden wollen NRW-Gefängnisse mehr Personal einstellen. Im Fröndenberger Justizvollzugskrankenhaus sieht man sich gut aufgestellt.
Nach elf Suiziden in NRW-Gefängnissen will die Landesjustizvollzugsdirektion die Zahl der Psychologen verdoppeln. Für das Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg, in dem es zuletzt im Dezember 2018 einen Suizid gab, gelten indes andere Vorgaben.
JVK mit psychiatrischer Abteilung
Wie die Deutsche Presse-Agentur nun mitteilt, will die Landesjustizvollzugsdirektion die Suizidprävention in den NRW-Gefängnissen verbessern. Dazu sollen neue Psychologen und Justizvollzugsbeamte eingestellt werden. Für das Fröndenberger Justizvollzugskrankenhaus gilt diese Maßnahme indes nicht, wie Anstaltsleiter Joachim Turowski auf WP-Anfrage erklärt.
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Im JVK habe man schon „das höchste Level“, das man im Vollzug an Sicherheit und Suizidprävention anbieten könne, zumal die hauseigenen Psychologen gute Arbeit leisten.
Doch auch im JVK kommt es noch zu Suiziden. Zuletzt im Dezember 2018, als sich ein Häftling zunächst im Haftraum anzündete und später dann an seinen Verletzungen verstarb. 2019 gab es ebenfalls Zwischenfälle, unter anderem versuchte sich ein Gefangener mithilfe eines Gürtels zu strangulieren.
Gerade nach mehreren Bränden habe die Anstaltsleitung deshalb entschieden, im Haftraum ein Rauchverbot zu erteilen. An der Art und Weise der Betreuung oder auch des Monitorings der Gefangenen habe sich jedoch nichts geändert.
KI: bessere Überwachung möglich
Prinzipiell ist die Selbsttötungsrate hinter Gittern deutlich höher. Während in der Gesamtbevölkerung laut Statistischem Bundesamt rund 1,2 Suizide auf 10.000 Einwohner zu verzeichnen sind, sind es hinter Gittern etwa zehn Suizide je 10.000 JVA-Insassen – doch die Zahlen variieren stark. „Es ist leider so, dass psychisch Kranke zu Selbstmorden tendieren“, weiß JVK-Leiter Joachim Turowski.
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Das führt er vor allem darauf zurück, dass Menschen in Haft in der Regel einen sozialen Abstieg hinter sich haben. Allerdings sieht er das JVK gut aufgestellt, da es „draußen nicht so eine engmaschige Betreuung gibt wie im Vollzug“. Beispiele dafür sind die sogenannten Explorationsmöglichkeiten und das Monitoring zu Haftantritt, bei dem sich Gefangene einer psychologischen Untersuchung stellen müssen.
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Zuletzt hatte sogar NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) ein Entwicklungsprojekt zur Überwachung besonders gefährdeter Häftlinge in Auftrag gegeben. Künstlicher Intelligenz soll auf den Videoaufnahmen erkennen, wenn ein Häftling sich ein Messer, Feuerzeug oder einen Strick greift, um sich selbst etwas anzutun. Ob und wann eine solche Technik auch im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg zum Einsatz kommt, ist noch offen.
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