Fröndenberg. Frank Schröer tritt für die Grünen als Bürgermeisterkandidat in Fröndenberg an. Der 61-Jährige erklärt, was ihn zum Umdenken brachte.

Frank Schröer tritt für die Grünen als Bürgermeisterkandidat in Fröndenberg an. Der 61-Jährige erklärt im Interview, warum er Stadtoberhaupt werden will.

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Auch an Sie die Frage: Warum wollen Sie Bürgermeister werden?

Ich lebe jetzt 30 Jahre in Fröndenberg. Ich bin in Köln groß geworden, der Liebe wegen nach Fröndenberg gezogen und gut hier angekommen. Meine ganze Familie ist hier groß geworden. Auch meine Töchter, die im Moment außerhalb leben, können sich gut vorstellen, wieder zurückzukommen, weil sie hier eine gute Zeit hatten. Ich habe mein Herz in der Kulturarbeit verloren und über Kultur für uns erfahren, dass man in Fröndenberg eine Menge bewegen kann, wenn man es selbst anpackt. Das Ehrenamt macht einen großen Teil des Charmes unserer Stadt aus. Da wäre noch deutlich mehr Unterstützung und Respekt der Verwaltung notwendig, um das aufrecht zu erhalten.

Das ist viel Lob auf diese Stadt. Ein Bürgermeister muss auch Kritik aushalten. Viele Menschen sind unzufrieden. Wollen Sie wirklich Bürgermeister werden, weil Sie so zufrieden sind?

Meine Motivation gründet tatsächlich darauf. Zu wissen, dass meine Töchter tatsächlich wieder zurückkommen wollen und dass meine Enkelkinder hier groß werden können, ist mindestens die Hälfte meines Antriebs. Für diese Stadt möchte ich an vorderster Front dafür sorgen, dass alles gut funktioniert. Die andere Hälfte meiner Motivation gründet auf einem Vortrag eines Soester Meeresbiologen und Klimaforscher hier in Fröndenberg. Er hat sehr eindrucksvoll dargestellt, dass wir eigentlich nur eine Chance haben, die große Klimakatastrophe abzuwehren, indem wir jetzt alle mal aufstehen und uns Mühe geben. Das hat mich auch parteipolitisch zu den Grünen gebracht, so dass ich auch da Verantwortung übernehmen möchte. Wir haben den Klimanotstand als Rat ausgerufen. Daraus ist leider nicht so viel entstanden. Wir können viel tun.

Frank Schröer (61) in seinem Garten hoch über der Stadt.
Frank Schröer (61) in seinem Garten hoch über der Stadt. © Westfalenpost | Arne Poll

Von allen vier Kandidaten fordern alle nahezu wortgleich die Entwicklung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Beim Gewerbegebiet Schürenfeld tanzen Sie aus der Reihe...

Tourismus ist für mich sehr wichtig. Ich glaube nicht, dass Fröndenberg eine Industriestadt wird. Ich glaube nicht, dass es reihenweise Gewerbe gibt, die alle in Hab-Acht-Stellung sind, um sich endlich ansiedeln zu können. Ich bin überzeugt, dass das nicht funktionieren wird. Wir sollten nicht noch schöne freie Flächen opfern, um Gewerbegebiete zu entwickeln, die wir wahrscheinlich gar nicht vollbekommen. Die heute ansässigen Firmen warten auch nicht darauf.

Warum stellen Sie eigentlich nicht Ihre Contra-Position zum Schürenfeld im Wahlkampf mehr heraus?

Als Bürgermeister wird man das alleine nicht verhindern können. Die Grünen stellen das auch im Wahlkampf heraus. Aber wir sind natürlich eine Demokratie. Als Bürgermeister werde ich das gegen Mehrheiten anderer nicht verhindern können. Ich kann aber versuchen, das Schlimmste abzumildern. es muss ja nicht Großgewerbe sein. Mit unserer Nähe zu Hochschulen und zu Großstädten können sich vielleicht auch moderne IT-Unternehmen ansiedeln.

Da wären Sie sogar recht nah bei Herrn Büscher.

Ja, das sind auch ernsthaft Möglichkeiten. Für eine Großindustrie ist das nicht so super attraktiv.

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Was wollen Sie bei der Wahl erreichen? Reicht Ihnen ein Achtungserfolg im ersten Wahlgang oder wollen Sie wirklich gewinnen?

Wenn ich in die Stichwahl komme, sind die Chancen gut, dass man auch den nächsten Schritt hinbekommt. Daran glaube ich. Ich habe vielleicht nicht die ganz große Zeit gehabt, die ich mir bislang im Wahlkampf gewünscht hätte, aber ich bin in den Dörfern und Stadtteilen unterwegs. Ich nutze die Sozialen Medien. Das sind alles ganz spannende Erfahrungen. Die Leute erzählen einem ganz offen, wo der Schuh drückt. Letztlich halte ich die Wahl für ganz offen. Ich werbe damit, dass ich nicht so viel Verwaltungserfahrung habe, aber dafür ganz viel Weltoffenheit. Ich bin in der ganzen Welt rumgekommen und habe mit Menschen aus allen Kulturen gearbeitet. Ich glaube, dass ich gut vorbereitet bin, mit Menschen aus einem alteingesessenen Rathaus klarzukommen. Ich habe Spaß daran. Mir haben Sie immer gesagt, dass man in China kein SAP einführen kann. Ich weiß, dass es doch geht – wenn man sich auf die Menschen mit Respekt einlässt.

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In Fröndenberg verbindet man Sie vor allem mit Kunst und Kultur. Was kann eine Rathaus-Mannschaft aus dem ehrenamtlich geführten Kulturbetrieb lernen?

So ein Kulturbetrieb funktioniert ja nur, weil die Menschen mit Spaß und Leidenschaft viel Einsatz zeigen. Da sind die Menschen zu vielen Dingen bereit. Sie investieren neben ihrem normalen Job viel Zeit und Herzblut. Ich weiß, dass sich das auch auf einen normalen Beruf mit Mitarbeitern übertragen lässt. Ich hätte Spaß daran, das auch auf eine so vermeintlich dröge Stadtverwaltung zu übertragen. Die Leute sollen eigene Ideen haben und Dinge verändern wollen. Das ist ein Prinzip, das sich aus dem ganzen Ehrenamt so übertragen lässt. Ich bin ehrlich gesagt nicht der ganz große Schützenfan, aber ich habe gelernt, dass auch die ihre eigene Kultur gefunden haben. Ich gehe mittlerweile gerne auf den Schützenfest-Samstag nach Bausenhagen. Das ist einfach eine tolle Stimmung. Da trifft man Fröndenberg. Es ist unglaublich, was da in Fröndenberg los ist.

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Was gefällt Ihnen denn gar nicht in Fröndenberg?

Wir müssen am Image arbeiten. Wir gelten als Schlafstadt. Das muss ja erst einmal gar nichts Schlechtes sein, wenn es ein Lob für ein gutes Wohnumfeld wäre. Aber dieser Begriff ist leider sehr negativ belegt. Hier ist nix los, heißt es. Da geht nix. Ich will sagen: Da geht doch etwas. Wir dürfen nicht hinter dem Berg halten, mit dem, was diese Stadt hat. Der Mensch neigt oft zum Jammern. Das kann ich nicht haben. Ich bin begeistert, dass unsere Jugend gerade wieder aufsteht. Man kann über Greta denken, was man will. Aber das hat sie gut hinbekommen.

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Wie steht Ihre Familie zu Ihren Plänen?

Ich habe mir das natürlich genehmigen lassen (lacht). Meine ganze Familie steht dahinter. Sie traut es mir zu. Meine Frau kennt mich seit 36 Jahren. Die weiß, was geht und ist selbst schon mehr als 25 Jahre politisch aktiv.

Vor 20 Jahren wäre man als Grüner eher ein Zählkandidat gewesen. Mittlerweile ist ein Wahlsieg auf dieser Ebene nicht mehr unerreichbar.

Das war für mich auch mit ein Grund, das zu machen. Die grüne Partei ist eine seriöse Partei geworden, was sie nicht immer war und was auch gut war. Das hat sie ausgemacht. Ich bin bekennender Fan von Robert Habeck. Er ist einer der Menschen, die etwas zu sagen haben, die einen fundierten Background haben. Er sagt auch gerne mal etwas Falsches. Aber er steht dazu und es macht ihn auch sympathisch.

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Wäre für Sie nach einer Amtszeit Schluss?

Wenn es gut läuft und ich den Job gut hinbekomme und die Wähler das wollen, wäre ich der Letzte, der nach einer Amtszeit in Rente gehen würde. Ich will nicht die letzten fünf Jahre bequem im Rathaus absitzen. Wenn man ehrlich ist, ist dieser Job ja auch kein Ponyhof. Das ist ein anstrengender Job. Da spielt für mich viel Idealismus mit. Ich möchte diese Stadt beleben.

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Wollen Sie weiter politisch aktiv bleiben, wenn es nicht klappen sollte?

Diese Zeit würde ich mir gerne nehmen. Dafür bin ich jetzt einfach zu heiß darauf. Das hängt natürlich immer davon ab, wie viele Stimmen die Grünen bekommen. Wenn ich meine Ziele nicht als Bürgermeister umsetzen kann, dann würde ich gerne an anderer Stelle darum kämpfen.

Eine letzte Frage an den Kulturexperten: Was sagen Sie zum gemalten Wahlplakat von Sabina Müller?

Ich sage es mal so: Ich würde dieses Format für meinen Wahlkampf nicht wählen. Aber sie hat sich sicher etwas dabei gedacht.

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