Fröndenberg. Matthias Büscher will für die FWG in Bürgermeister werden. Der 55-Jährige sagt im Interview, warum sein Stadtteil die Bronx von Fröndenberg ist.
Matthias Büscher will für die Freie Wählergemeinschaft (FWG) in Fröndenberg Bürgermeister werden. Der 55-Jährige bläst zur Attacke auf das Rathaus. Im Interview erzählt er, warum ihm die Befähigung zum Amt quasi in die Wiege gelegt wurde.
Die selbe Einstiegsfrage wie für die anderen Kandidaten: Warum wollen Sie eigentlich Bürgermeister werden?
Weil ich definitiv mit an der Gestaltung Fröndenbergs arbeiten will. Ich möchte etwas erreichen. Ich bin seit 2009 im Rat der Stadt. Es hat viele Menschen in meinem Umfeld gegeben, die mich ermutigt haben, das anzustreben. Ich denke, dass wir das Parteiendenken in Fröndenberg mal unbedingt an die Seite legen müssen. Wir müssen versuchen, fraktionsübergreifend das Beste für Fröndenberg herauszuholen.
Es sagen immer alle so selbstlos, dass sie etwas für ihre Stadt erreichen wollen. Ist da nicht auch eine Portion persönlicher Ehrgeiz dabei?
Ja, natürlich! Wir werben mit dem Slogan „Stadt mit Aussicht“. In der Stadtmitte passiert eine Menge. Da ich ein Kind des Fröndenberger Westens bin, muss ich aber auch einmal für mein Dorf Langschede absolut eine Lanze brechen. Das ist mittlerweile nicht mehr schön. Dort, wo wir früher einmal einen wunderschönen Marktplatz hatten, das ist jetzt die Bronx von Fröndenberg. Das muss man fast leider so deutlich sagen. Das Grünzeug wuchert bis zum Sankt-Nimmerleinstag. Überall sind Graffiti-Schmierereien. Das sind die ersten Ziele, die ich angreifen möchte. Wir brauchen Pflegepläne, wir brauchen Handlungskonzepte für die Dörfer.
Wer hat das aus Ihrer Sicht verbockt? Warum ist das so gekommen?
Da ist über Jahrzehnte in der Grünflächenpflege kein vernünftiger Pflegeplan gemacht worden. Wir müssen solche Pläne aufstellen, kontinuierlich auch die Straßenränder und Gehwege pflegen. Wenn ich mit dem Slogan „Stadt mit Aussicht“ werbe, dann muss ich auch eine Aussicht haben und nicht nur auf die Wilhelmshöhe fahren und in die Gegend gucken. Wir sind das Tor zum Sauerland. Und die Leute wollen wacker weg hier. Man fährt Richtung Menden und es sieht schon ganz anders aus. So kann man keine Touristen nach Fröndenberg locken!
Löschgruppenführer, Angler und Schütze in Fröndenberg
Viele Kandidaten werben mit einem Stolz auf ihre Stadt. Ich würde Ihnen unterstellen, dass Sie auch stolz sind, gleichzeitig sind Sie aber so unzufrieden...
Natürlich bin ich stolz auf meine Stadt, sonst wäre ich nicht ein Vereinsmensch geworden. Ich bin 1985 in die Feuerwehr eingetreten, über einen Zeitraum von 13 Jahren Löschgruppenführer gewesen. Von Langschede aus habe ich so eine Menge mitbekommen, was in der Stadt abgeht. Es liegt mir einfach am Herzen, diese Stadt jetzt endlich mal voranzubringen. Jetzt haben wir den neuen Brandschutzbedarfsplan. Das war eine ganz zähe Sache. Ich bin im Schützenverein seit 1988. Da bekommt man auch eine Menge mit, was im Stadtgebiet los ist. 2009 bin ich in den Stadtrat eingezogen. Ich war vorher schon in diversen Ausschüssen. Man kniet sich nur ehrenamtlich da rein, wenn einem das auch am Herzen liegt.
Bei Ihnen liegt’s ja nicht nur am Herzen, sondern auch in der Wiege. Ihre Mutter war mal Bürgermeisterin von Fröndenberg.
Das kommt noch dazu. Da hinten schwingt sie gerade das Bügeleisen übrigens. Ja, sie war mal Bürgermeisterin. Mein Vater saß auch schon im Rat der Stadt. Er ist leider sehr früh verstorben als ich sechs Jahre alt war. Vor meiner Mutter kann ich nur den Hut ziehen. Sie ist ein Vorbild für mich gewesen. Aber mich hat unsere Stadt schon immer interessiert und deshalb engagiere ich mich.
Damals waren die Bürgermeister noch reine Ehrenamtliche und haben repräsentiert. Heute ist der Job ein anderer. Der Bürgermeister leitet die Stadtverwaltung.
Richtig. Das ist eine Herausforderung, der ich mich stellen will.
Können Sie das?
Ich bin Beamter bei der Stadt Schwerte, zwar im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Ich habe aber auch acht Jahre Personalratsarbeit gemacht und Verwaltung richtig kennengelernt. Seit Juli bin ich im vorbeugendem Brandschutz. Die Hauptaufgabe eines Bürgermeisters ist für mich in erster Linie auch ehrlich gesagt nicht die Verwaltung. Dafür gibt es unter anderem einen Beigeordneten, mit dem ich mir eine super Zusammenarbeit vorstellen kann. Ich schätze Herrn Freck wirklich als Verwaltungsmann. Aber ich denke schon, dass ein Bürgermeister aus der Stadt kommen sollte, in der er im Amt ist. Er zahlt hier auch Steuern. Das spielt eine große symbolische Rolle. Verwaltung kann man lernen. Ich bin kein Verwaltungsfachmann, aber das kann man lernen und schaffen.
Büscher: Bürgermeister wäre für uns das i-Tüpfelchen
Bislang hatte der Bürgermeister auch oft Mehrheiten im Stadtrat hinter sich. Es ist kaum zu erwarten, dass die FWG eine absolute Mehrheit bekommt. Wie setzen Sie dann Ihre Pläne durch?
Ein Bürgermeister sollte neutral sein. Das ist eine Grundvoraussetzung. Mit guten Ideen und Willen kann er auch Mehrheiten organisieren. Fakt ist allerdings, dass wir natürlich auch darum kämpfen, die Wählergemeinschaft richtig stark zu machen. Der Bürgermeister wäre für uns das i-Tüpfelchen. Wir machen eine reine Politik für unsere Bürgerinnen und Bürger vor Ort.
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Ist das nicht auch ein Nachteil, wenn man keine Bundespartei hinter sich hat?
Nein, wir machen eine reine Kommunalpolitik. Uns geht es nur um Fröndenberg. Die Menschen in der Stadt haben kein Fraktionsdenken wie es manchmal in Abstimmungen im Rat sichtbar war. Wir haben in den anderen Fraktionen mitbekommen, wie Ratsleute Bauchschmerzen hatten, aber trotzdem die Hand heben mussten. Wir haben als FWG keinen Fraktionszwang. Wir stimmen uns natürlich ab. Aber wir haben auch mal unterschiedliche Meinungen. Das nenne ich gelebte Demokratie. In einer kleinen Kommune wie Fröndenberg hat Parteiendenken nichts zu suchen.
Helfen Fraktionen nicht auch dabei, Mehrheiten zu organisieren, um Entscheidungen durchzusetzen?
Klar. Das ist so.
Welche anderen Fraktionen sind Ihnen denn am nächsten?
Wenn ich das so ausdrücken darf: Die Linksvariante ist es eher nicht. Aber positive Anträge unterstützen wir, unsinnige machen wir nicht mit. Damit sind wir ganz gut gefahren. Wir haben auch gute SPD-Vorschläge unterstützt.
Wer ist der stärkste Gegner?
Ich nehme alle Kandidaten ernst. Ich komme gut mit allen klar, ich kann mit allen reden. Ich bin für einen fairen Wahlkampf.
Sie haben Windräder auf dem Dach. Sind Sie so öko?
Ich bin umweltbewusst, möchte dazu beitragen, die Schöpfung zu bewahren und ich bin vielleicht grüner als so mancher Grüne. Ich heize zu Hause mit Erdwärme, zwei Bohrungen 96 Meter Tiefe, Photovoltaik auf dem Dach. Ich fahre ein Hybridfahrzeug. Dass wir in Fröndenberg einen Klimanotstand ausrufen müssen, war etwas übertrieben. Die Stadt denkt schon klimafreundlich. Wir haben die Beleuchtung auf LED umgestellt und wollen zukünftig Blockheizkraftwerke installieren. In diesem Jahr kommt der Klimawald, den die FWG beantragt hat.
Wären Sie mal für die Grünen angetreten...
Nee! Das ganze Programm passt mir nicht. Die Grünen denken nur in eine Richtung. Das Schürenfeld ist die einzige Möglichkeit, noch Gewerbe zu entwickeln. Wir müssen hier Arbeitsplätze anbieten. Vielleicht bekommen wir sogar darüber Leute für die Freiwillige Feuerwehr. Das Schürenfeld ist auch nur Ackerfläche. Das sind schon hunderttausende Euro investiert. Die Grünen sind mir auch nicht christlich genug angehaucht. Es ist immer leicht, einen Aufnahmeantrag bei den Grünen zu unterschreiben. Aber danach muss man dann auch leben.
Büscher erklärt: „Wir sind in der FWG die Mitte, nicht rechts, nicht links“
Günter Freck wäre nicht für die SPD angetreten...
Ich auch nicht. Meine Grundeinstellung vom Leben passt nicht in diese Ideologie. Dieser ganze linke Bereich. Die haben zwar das soziale im Namen, aber ob das immer so rüberkommt.
Wo ist für Sie die Grenze nach rechts?
Wir sind mehr die Mitte. Die Grenze ist da, wo es radikal wird, wo es gegen Ausländer geht. Da sind wir nicht zu Hause. Wir engagieren uns unter anderem für Flüchtlingskinder. So denken alle unsere Leute in der Wählergemeinschaft. Rechtes Gedankengut hat bei uns nichts zu suchen! Links- und Rechtsradikalismus darf es nicht geben! Wir leben seit über 70 Jahren in einer Demokratie mit freiheitlichen Wahlen und Grundrechten, dafür müssen wir dankbar sein und das muss verteidigt werden!
Was machen Sie an Ihrem ersten Arbeitstag als Bürgermeister?
Ich stelle mich allen Mitarbeitern vor und werde versuchen, ihnen zu sagen, dass ich mich auf eine gute Zusammenarbeit freue. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir für Fröndenberg wirklich was erreichen. Ich würde versuchen, mit jedem Mitarbeiter zu reden. Als Personalchef sollte man jeden kennen.
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Jetzt machen Sie Attacke, als Bürgermeister wären Sie selbst im Fokus. Haben Sie keine Angst um Ihr Privatleben?
Die Situation, im Fokus zu stehen, ist mir auch als Fraktionsvorsitzender nicht ganz unbekannt. In meinem Beruf muss ich schnellstmögliche Entscheidungen treffen. Ob die immer genau passen, ist eine andere Frage. Dafür gibt es hinterher eine Manöverkritik. Als Oberst stehe ich auch am Mikrofon. Auch da ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Im Laufe der Jahre habe ich ein dickes Fell entwickelt. Das ist an der dünnsten Stelle vier Zentimeter (lacht). Man muss mit Kritik umgehen können. Ich denke, so ein Mensch bin ich. Ich möchte selbst mit den Menschen klarkommen. Eine Attacke darf nicht persönlich werden. Ich bin katholisch erzogen. Ich habe gewisse Wertevorstellungen. Niemand darf angegriffen werden oder beleidigt werden. Ich bin ein Teamplayer.
Nach dem Tod des Vaters Stärkung und Kraft durch den Glauben
Sind Sie gläubig?
Ich rede in meinem Imagefilm schon darüber. Ja, ich brauche das zwischendurch. Da finde ich die Ruhe und denke über viele Sachen nach. Ich stehe dazu. Seit dem Tod meines Vaters hat mir der Glaube Stärkung und Kraft gegeben. Das ist einfach so.
Sagt Ihre Familie nicht mal, dass es mal gut sein muss mit der Politik?
Nein, überhaupt nicht. Die Familie steht voll hinter mir. Das ist das Wichtigste und Beste überhaupt. Ich habe von Anfang an voll den Zuspruch und die Unterstützung.
Was ist, wenn es nicht klappen sollte?
Ich bin abgesichert. Ich habe noch fünf Jahre in der Feuerwehr vor dem Ruhestand. Dann gehe ich in Pension.
Würden Sie nach einer Wahlperiode auch als Bürgermeister in den Ruhestand gehen?
Nein, ganz genau nicht. Wenn man dieses Amt anstrebt, dann sollte man mindestens zwei Perioden anstreben. Fünf Jahre alleine reichen nicht aus, um nachhaltig etwas erreichen zu können.
Ist Ihr Ziel die Stichwahl?
Nein, ich will es natürlich direkt schaffen (lacht)! Aber im Ernst: Es wäre schon toll, wenn es mit der Stichwahl klappt. Für mich ist es ein großer Ansporn, dass ich gerade nur Zuspruch bekomme.
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