Fröndenberg. Günter Freck tritt für CDU und FDP als Bürgermeisterkandidat in Fröndenberg an. Der 58-Jährige redet im Interview über seine Erfahrung.

Der 58-Jährige Heinz Günter Freck will Bürgermeister in Fröndenberg werden. Der Kandidat von CDU und FDP ist bereits städtischer Kämmerer. Er redet im Interview über seine Chancen, den städtischen Haushalt und warum er sich auch als Einpendler mit der Stadt verbunden fühlt.

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Sagen Sie mal, warum wollen Sie eigentlich Bürgermeister werden?

Gute Frage. Ich arbeite jetzt seit neun Jahren für die Stadt Fröndenberg. Gemeinsam mit dem amtierenden Bürgermeister Rebbe und dem Rat haben wir haben eine Menge vorangebracht in dieser Zeit. Unser Bürgermeister, mit dem ich auch gerne noch eine Wahlperiode zusammengearbeitet hätte, tritt nicht mehr an. Deshalb war es jetzt an der Zeit für mich zu entscheiden, dass ich das bisher Erreichte verantwortlich im Interesse der Stadt fortführen möchte. Wir haben nach der Haushaltssicherung viele bedeutsame Projekte angestoßen und erhebliche Investitionen vor uns. Wir werden hiermit sehr achtsam umgehen müssen, zumal wir noch nicht erkennen können, wie sich unsere Einnahmen nach Corona entwickeln.

Woher kommt der Ehrgeiz an vorderster Front stehen zu wollen? Das ist ja auch nicht immer nur angenehm...

Ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass ich viel weniger als der Bürgermeister im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hätte. Ich sehe da keine große neue Herausforderung auf mich zukommen. Das kenne ich bereits.

Günter Freck steht im Himmelmannpark an der Ruhr.
Günter Freck steht im Himmelmannpark an der Ruhr. © Westfalenpost | Arne Poll

Sie haben während einer längeren Krankheitsphase schon mal länger als Vertretung des Bürgermeisters geübt…

Mit kritischen Situationen konnte ich bisher gut umgehen. Wir unterliegen als Stadtverwaltung einer unglaublichen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. Die Stadt ist gefühlt jederzeit der erste Adressat für Kritik, unabhängig davon, ob wir Verursacher des Ärgernisses sind und ob wir überhaupt die Regelungskompetenz besitzen.

Wie sind Sie bei der CDU gelandet?

Das ist schon lange her. Ich bin mittlerweile seit mehr als 30 Jahren CDU-Mitglied. Die CDU ist schon immer die Partei gewesen ist, bei der ich mich am besten von den Einstellungen her verortet gesehen habe. Die Programme der Parteien, die sich eher im linken Spektrum bewegen, haben mir nie wirklich zugesagt. Die Bodenständigkeit der CDU ist ein Grundkriterium für mich. Damit kann man Wirtschaftspolitik, die Investitionen motiviert, gestalten und eine Wirtschaft fördern, die Grundlage für Arbeitsplätze und damit für unseren Wohlstand ist. Man muss alles mit Augenmaß angehen und eine Ausgewogenheit der Interessen schaffen. Dazu gehört auch, den Unternehmen Perspektiven zu bieten und zwar in Harmonie mit den in unserer Wirtschaftsordnung verankerten Arbeitnehmerrechten.

Wären Sie auch für die SPD angetreten, wenn die gefragt hätten?

Nein. Definitiv nein. Das hätte meine Zugehörigkeit zur CDU nicht zugelassen.

Der 2. November wäre Ihr erster Arbeitstag als Bürgermeister. Was machen Sie da?

Da bereite ich mich auf die konstituierende Sitzung vor. Ansonsten würde das für mich ein Arbeitstag wie jeder andere sein.

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Würden Sie im Rathaus etwas anders machen als bislang? Sie wären dann ganz der Chef.

Nein. Dann würde ich ja meine bisherige Arbeit auch in Frage stellen. Das alleine wäre aber auch nicht entscheidend. Wenn man erkennt, dass es Veränderungsbedarf gibt, dann muss man auch Dinge verändern, unabhängig, wofür man vorher gestanden hat. Ich sehe keine Notwendigkeit, unsere wirklich gut funktionierenden Strukturen wesentlich zu verändern. Ich weiß allerdings, dass ich Wirtschaftsförderung und Tourismus zusammenführen werde, weil die Themen sehr nah beisammen liegen. Auch die Digitalisierung des Rathauses werden wir weiterdenken. Gerade in Corona-Zeiten ergibt das Sinn.

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Genau diese beiden Punkte nennt zum Beispiel Sabina Müller auch.

Da unterscheiden wir uns offensichtlich nicht so sehr. Aber das sind eben Themen, die auf der Hand liegen. Die haben ihre Berechtigung.

Wo unterscheiden Sie sich denn?

Ich glaube, dass ich über eine deutlich umfangreichere Fachkompetenz verfüge. Das darf ich sagen, ohne dass es in irgendeiner Weise abwertend gegenüber den Mitbewerbern wirken soll. Ich habe mittlerweile mehr als 38 Jahre Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung. Seit 2007 bin ich hauptberuflich mit den Kommunalfinanzen beschäftigt. Ich bin seit 2011 Beigeordneter in unserer Stadt und verantworte in dieser Funktion die Bereiche Finanzen, Bürgerservice mit den Schwerpunkten Ordnung und Soziales und den für die Stadtentwicklungsprozesse impulsgebenden Fachbereich 3 „Bauservice“. Hinzu kommt noch die Wirtschaftsförderung als Stabstelle. Damit verfüge ich über fundierte Kenntnisse und bin natürlich auch inhaltlich mit allen Prozessen vertraut.

Also müsste man Sie wählen, wenn man mit dieser Stadt zufrieden ist?

Das überlasse ich den Bürgern. Aber rein unter dem Gesichtspunkt einer rationellen und nicht emotionalen Betrachtung: Ja. Wenn ich gefragt würde, wem ich einen Betrieb mit mehr als 100 Mitarbeitern und ein Budget von 45 Millionen Euro Jahresvolumen anvertrauen würde, dann würde ich mich jederzeit für einen Fachmann entscheiden.

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Die Konkurrenz greift gerne auf, dass Sie nicht in Fröndenberg wohnen...

Das hat den Rat nicht davon abgehalten, mich im letzten Jahr einstimmig zum Beigeordneten wieder zu wählen. Das ist aus meiner Sicht auch kein Nachteil. Gleichwohl werde ich respektieren, wenn der Wähler mehrheitlich einen Bürgermeister möchte, der vor Ort wohnt. Dann ist das so! Ich habe eine Fahrzeit von 20 Minuten. Vielleicht ist die Entfernung von meinem Wohnort sogar geringer als die Distanz zwischen Bentrop und Altendorf. Es ist alles relativ. Als ich hier angefangen habe, hatte ich drei Kinder, die vor dem Abitur standen. Ich habe damals direkt gesagt, dass ein Umzug mit Rücksicht darauf für mich nicht in Frage kommt. Das hat die Mehrheit des Rates damals akzeptiert. Meine Kinder sind inzwischen ausgezogen, aber ich habe immer noch meine Immobilie in Werl. Ich empfinde das Pendeln nicht als Nachteil. Aber man weiß ohnehin nicht, wie sich alles weiter entwickelt. Ich habe deshalb auch nicht gesagt, dass ich überhaupt nicht nach Fröndenberg ziehen würde. Das muss die Zeit bringen!

Wie ist aktuell Ihr Verhältnis zu Fritz Rebbe, der ja in der SPD ist?

Bestens! Wir arbeiten unverändert harmonisch zusammen und verfolgen und Ziele gemeinsam. Wir haben unsere Themen, für die wir gemeinsam einstehen. Da wir nicht als Konkurrenten antreten, ist unsere Zusammenarbeit unverändert vertrauensvoll.

Wären Sie gegen ihn angetreten?

Nein, keinesfalls. Das wäre für mich nie in Frage gekommen.

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Was ist für Sie die größte Stärke von Fröndenberg?

Wir haben ein unglaublich starkes Ehrenamt, das auch zu einem großen Teil zur Lebensqualität und zum sympathischen Bild der Stadt beiträgt. Das sage ich nicht nur so daher. Das haben wir beispielsweise ganz deutlich merken können, als wir uns im Leader-Prozess gemeinsam mit unseren Partnern als Leader-Region „Börde trifft Ruhr“ beworben haben. Bei den Workshops war Fröndenberg immer deutlich stärker vertreten als die anderen.

Woran müsste man in Fröndenberg noch arbeiten?

Wir sind zu schwach aufgestellt, was unsere eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit angeht. Wir haben zu wenige Arbeitsplätze vor Ort. Daraus resultiert letztlich auch eine zu schwache Gewerbesteuer. Wir haben schwierige Verkehrsverhältnisse. Die Ortsausgangsstraßen in westliche und östliche Fahrtrichtung sind schlecht ausgebaut, denken wir an die Straßen in Richtung Wickede. Richtung Schwerte sieht es auch nicht wirklich besser aus. Das verhindert letztlich auch Unternehmensansiedlungen. Aber da hängen wir auch an den Entscheidungen von Straßen NRW als Straßenbaulastträger.

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Wenn Sie Bürgermeister wären, könnte es sein, dass CDU und FDP im Stadtrat keine Mehrheit haben. Wo bekommen Sie ihre Mehrheiten her?

Das war in der Vergangenheit in Fröndenberg auch schon nicht immer leicht. Aber nach meinem Empfinden waren die Fraktionen dann doch immer bereit, für ihre Themen gemeinsam einzustehen. Das bekommt man hin. Ich glaube nicht, dass wir von vornherein eine verlässliche Mehrheit haben werden und vermute, dass wir Kompromisse aushandeln müssen, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Aber genau das gehört zur Moderationsaufgabe eines Bürgermeisters.

Wenn es zu einer Stichwahl kommt, wer wäre Ihr Lieblingsgegner?

Ich gehe erst einmal davon aus, dass es zu einer Stichwahl kommt. Wenn man Bürgermeister werden möchte, muss man von einer Mehrheit getragen werden. Da ist es dann auch egal, wer am Ende Gegner in der Stichwahl wäre. Die Hauptsache ist doch, dass ich überhaupt die Stichwahl erreiche.

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