Menden/Lüdenscheid. Der Märkische Kreis schlägt Alarm: Behörden und Gesundheitssystem seien wegen Corona am Limit. Landrat Gemke hält die Aussagen für überholt.
Der Krisenstab des Märkischen Kreises schlägt in einem internen Lagebericht wegen der Ausbreitung des Coronavirus Alarm – mit möglicherweise überholten Aussagen. Es sei von einer deutlichen Verschärfung der Situation auszugehen, heißt es in dem Papier vom Samstag (25. April). Die Behörden und das Gesundheitssystem seien am Limit. Die Situation im Gesundheitssystem sei „zunehmend kritischer“. Landrat Thomas Gemke (CDU) relativiert gegenüber der WP die Aussagen: „Wir haben die Lage weitgehend gut im Griff.“.
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In dem Papier, das der Redaktion vorliegt, stellt Stabsstellenleiterin Jutta Heedfeld mit Stand von Samstag, 11 Uhr, fest: „Die Durchhaltefähigkeit der Behörden wird kritisch gesehen. Die Gesundheitsverwaltung arbeitet am Limit.“ Der Märkische Kreis erwarte trotz der aktuell deutlich rückläufigen Infiziertenzahlen einen „weiteren Anstieg von positiv getesteten Personen“. Gleichzeitig werde „die Situation der niedergelassenen Ärzte, vor allem in Bezug auf Schutzausrüstung kritischer“. Der Kreis gehe davon aus, dass Arztpraxen schließen müssen.
Problematischer Engpass bei Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel genannt
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Auch bei ambulanten Pflegediensten sei die Lage ähnlich angespannt. „Ein Ausfall würde eine erhebliche Zunahme an Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern bedeuten.“ Auch Material sei im Märkischen Kreis kaum noch vorhanden: „Der Engpass von Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel wird zunehmend problematischer“, stellt Heedfeld fest.
In den nächsten Tagen wolle der Kreis „in geringem Umfang“ weiteres Schutzmaterial prioritär an Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Pflegeeinrichtungen ausliefern. „Es werden vorzugsweise solche Einrichtungen bedient, die einen Umgang mit bestätigten Corona-Fällen vorweisen.“
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Landrat Thomas Gemke: Standardsätze werden seit Wochen eingesetzt
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Wie kommt der Märkische Kreis zu dieser Einschätzung? „Bei den Formulierungen zur Schadensabwehr/Gefahrenabwehr handelt es sich um Standardsätze, die schon seit Wochen eingesetzt werden“, sagt Landrat Gemke. „Im MK gibt es derzeit 400 freie Krankenhausbetten, auch die Zahl der Beatmungsbetten ist aus derzeitiger Sicht ausreichend.“ Es gebe auch keinen Engpass bei Schutzausrüstung.
Gemkes Sprecher Hendrik Klein hatte zuvor noch erklärt, dass der Kreis Aussagen aus einem Lagebericht grundsätzlich nicht kommentiere. „Das wäre dann nur, eine weitere Unsicherheit, die man schafft.“ Er kenne diesen Bericht nicht, sagte Klein.
Märkischer Kreis erwägt zentrale Sammelstelle für Leichen
Tatsächlich war die Infiziertenzahl am Wochenende wieder leicht nach oben gegangen. Grundsätzlich gelte auch weiter die Aussage: Im Fall einer Verschärfung wolle der Kreis das geschlossene Marienhospital in Letmathe reaktivieren. Auch „die Inanspruchnahme“ von „Ersatzinfrastruktur wie Turnhallen, Hotels oder Schulen“ komme in Betracht. Der Märkische Kreis erwäge auch die Einrichtung einer zentralen Leichenhalle. „Bei einer signifikant höheren Zahl von Todesopfern soll soweit notwendig die Einrichtung einer Opfersammelstelle geplant werden.“ Aber auch das sei gerade nicht aktuell, sagt Landrat Thomas Gemke: „Jedes Jahr sterben im Märkischen Kreis 4000 Menschen. Angesichts von bisher 19 Corona-Toten ist die Einrichtung einer Opfersammelstelle derzeit absolut unnötig.“
Krisenstab des Kreises tagt am Montag wieder
Völlig überraschend kommen die Aussagen aus dem Bericht dennoch nicht. Charité-Virologe Christian Drosten in einem ORF-Interview abgegeben. Er erwarte steigende Fallzahlen, womöglich im Zusammenhang mit dem Osterwochenende und einer abnehmenden Kontaktsperren-Disziplin.
Der Krisenstab des Märkischen Kreises soll am Montag das nächste Mal tagen. Dann sollen zum 63. Mal seit Beginn der Corona-Krise die Aussagen des Berichtes, der Grundlage allen aktuellen Behördenhandelns im Märkischen Kreis ist, überprüft werden.
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Hinweis: Die Redaktion hat nach seiner Rückmeldung gegenüber der ursrpünglichen Version die Aussagen von Landrat Thomas Gemke im Text ergänzt.