Menden. Die Wäscherei Plümper hat mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen. Betreiber Philip Plümper gibt einen Einblick in einen umkämpften Markt.

Philip Plümper bereitet die Auslieferung von Schutzkleidung für das Deutsche Rote Kreuz in Lörrach vor.
Philip Plümper bereitet die Auslieferung von Schutzkleidung für das Deutsche Rote Kreuz in Lörrach vor. © Wäscherei Plümper | Wäscherei Plümper

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Das Telefon von Philip Plümper klingelt in einer Tour. Kaum hat der Betreiber der Wäscherei Plümper in Menden aufgelegt, muss er schon wieder auf die grüne Fläche auf dem Display seines Smartphones drücken. Es geht um Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel, die der Betrieb ordert und dann an seine Kunden vertreibt. Eigentlich ist das kein großes Thema, doch in der Coronakrise beschäftigt sich Philip Plümper nahezu pausenlos mit der Beschaffung und dem Vertrieb der dringend benötigten Schutzgüter.

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Pakete mit jeweils zehn Masken hat er angeboten, der Preis für eines dieser Pakete lag bei 65 Euro brutto. "Damit verdiene ich 15 Cent pro Maske, also 1,50 Euro netto insgesamt", sagt Philip Plümper. In einer Facebook-Gruppe inserierte er und kassierte dafür einigen Unmut. Leser dieses Postings warfen ihm vor, er wolle schnelles Geld mit den Masken machen. Was sie aber nicht wussten: Mit den 500 angebotenen Masken bot Plümper den Restbestand einer großen Bestellung an. "Eigentlich wollte ich nur helfen", sagt der Wäscherei-Betreiber.

Zuerst werden die eignen Kunden bedient

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Insgesamt 25.000 Markenmasken hatte er auf dem aktuell sehr umkämpften Markt beschaffen können. Zuerst wurden damit seine Kunden bedient - wozu neben der Stadt Menden auch Feuerwehren, Altenheime oder Krankenhäuser gehören. Anfragen erreichen ihn derweil aber aus der ganzen Welt, denn Schutzkleidung oder Desinfektionsmittel sind derzeit so stark nachgefragt wie noch nie. "Früher haben Chinamasken einen Einkaufspreis von 95 Cent gehabt, gute CE-Markenmasken liegen bei 2,50 Euro bis 3,50 Euro. Die waren noch nie günstig", sagt Plümper, "jetzt zahle ich fünf Euro für eine FFP2-Markenmaske." Die Nachfrage bestimmt den Preis - und die ist so hoch wie noch nie. 

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Der Markt ist laut dem Mendener Unternehmer schwierig. Die meisten günstigen Masken wurden vor der Krise rund um das Coronavirus in China produziert. Seit Ausbruch der Pandemie sind diese aber nur noch schwer zu beschaffen, schließlich benötigt das bevölkerungsreichste Land der Erde einen Großteil der Schutzmasken für die eigene Bevölkerung. Die Masken, die darüber hinaus auf dem Weltmarkt zu beschaffen sind, sind aktuell heiße Ware. "Es geht zu wie im Hühnerschlag", gibt Philip Plümper Einblick in den Markt. 

Viele unseriöse Anbieter auf dem Markt

Schutzkleidung und Desinfektionsmittel sind in der Krise zu purem Gold für die Hersteller geworden. Eine Tatsache, die naturgemäß auch einige Händler dazu bringt, eher Euros als Solidarität als ihre wichtigste Währung zu sehen. "Es gibt viele unseriöse Anbieter auf dem Markt", sagt Philip Plümper. Diese verlangen dann oft horrende Preise, fordern oft die Zahlung per Vorkasse und geben dann Lieferzeiten von mehreren Wochen an. Viele Händler, so berichtet der Wäscherei-Betreiber, wollen schnelles Geld verdienen. Die Wäscherei dagegen biete nur Ware an, die auch im Lager vorhanden sei und verlange keine Vorkasse.

"Es wird viel Schmu betrieben", sagt Plümper. Unseriöse Anbieter werben mit gefälschten Zertifikaten, die die Qualität der Masken garantieren sollen. Doch die dort angegebenen Zertifikate seien oft von nicht existierenden Instituten ausgestellt. Das stelle sich oft heraus, wenn Plümper die CE-Kennzeichnung der angebotenen Masken überprüfe. Diese Kennzeichnung gibt an, ob das angebotene Produkt auch den Anforderungen entspricht - und das sei laut Plümper nicht immer der Fall.

Schutzkleidung geht auch in den Süden

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Ähnlich ist die Situation auf dem Markt bei Schutzkleidung oder Desinfektionsmitteln. Nach Aufruf eines Angebots von 150 Schutzanzügen dauerte es nur wenige Minuten, bis Plümper diese an das Deutsche Rote Kreuz in Lörrach an der Grenze zur Schweiz verkauft hatte. "Eigentlich wollte das DRK 500 haben, aber die hatte ich nicht mehr", sagt er. Alle anderen Anzüge habe er vorher lokal angeboten und auch verkauft. Plümer gibt seinen Kunden Bescheid, wenn es ihm gelingt, die stark nachgefragten Güter zu beschaffen. 

Sein Unternehmen ist von der Krise wie viele andere Wäschereien stark betroffen. Knapp 40 Prozent des Auftragsvolumen seien mit Schließung von Hotels und Gaststätten für die Wäscherei aus Menden weggebrochen, ein Teil seiner ansonsten 23 Mitarbeiter sind bereits in Kurzarbeit. "Wie hoch die Einbußen sind, ist derzeit für uns noch nicht zu beziffern", sagt Philip Plümper.

Über Nacht bricht das Geschäft ein

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Von Michael Koch, Jens Helmecke und Lokalredaktionen

Im Vergleich zu anderen Wäschereien hat der Mendener Betrieb aber das Glück, breit aufgestellt zu sein. Plümper berichtet von anderen Unternehmen, die sonst 18 Tonnen Wäsche für Hotels waschen - und von einem auf den anderen Tag ohne Beschäftigung waren. Da die Wäscherei Plümper aber auch Kunden aus anderen Bereichen hat, hat es den Mendener Betrieb nicht mit der ganzen Wucht getroffen.

Ein Geschäftsfeld von Plümper ist es Schutzkleidung für Rettungsdienste, Feuerwehren oder Krankenhäuser zu beschaffen. Dass dieses Geschäftsfeld in der aktuellen Situation die meiste Zeit des Tages einnimmt, hätte er sich nicht träumen lassen. "Wenn ich wieder Schutzanzüge, Masken oder Desinfektionsmittel über habe, werde ich das auch weiter zu einem vernünftigen Preis anbieten", sagt Philip Plümper. Denn eigentlich möchte er nur helfen.