Grevenbrück. . Die Leitung des insolventen Automobilzulieferers ICT in Grevenbrück hat seine Mitarbeiter über die weitere Strategie informiert. Demnach plant ICT zunächst keine Entlassungen: Das Gehalt für die Mitarbeiter sei vorerst durch das Insolvenzgeld gesichert, hieß es gestern auf einer Betriebsversammlung.

„Die Stimmung ist mies“. Klare Worte von Heribert Rohrmann, Betriebsratsvorsitzender des Automobilzulieferers Innovative Components Technologies GmbH (ICT) in Lennestadt. Nachdem das Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte, informierter er gestern Mittag zusammen mit Georg Keppeler (IG Metall) die 361 Mitarbeiter über die neue Sachlage.

Was Betriebsratschef Rohrmann, der seit 30 Jahren in dem Unternehmen beschäftigt ist und viele Höhen und Tiefen erlebt hat, am meisten wurmt: „Keiner von uns etwas geahnt oder gewusst.“ Die Belegschaft hofft, dass sich noch alles zum Guten wendet, denn die Auftragsbücher des Unternehmens sind voll, allein die Liquidität fehlt.

„Es ist uns gelungen in den letzten vier Monaten eine Reihe von namhaften neuen Zukunftsaufträgen insbesondere auch von Neu-Kunden zu gewinnen. Aus dieser sehr guten Auftragslage und der Notwendigkeit, die entsprechenden Vorfinanzierungen darstellen zu müssen, haben sich kurzfristig durch ungeplante Verschiebungen Finanzierungsengpässe ergeben“, schreibt die Geschäftsleitung.

Hinzu kamen die traditionell auslastungsschwächeren Sommermonate und ungeplante Rückgänge und Schwierigkeiten bei Opel in Spanien (ICT fertigt u.a. in Borja bei Saragossa). „In dem schwierigen Finanzmarktumfeld in Zeichen von Eurokrise und unsicherer Weltkonjunkturentwicklung kann sich ein mittelständisches Unternehmen nicht kurzfristig extern zwischenfinanzieren“, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Mitarbeiter-Gehalt zunächst über Insolvenzgeld gesichert

Die Firmenleitung sieht den Insolvenzantrag als Teil eines Restrukturierungsprozesses. ICT habe bewusst das neu geschaffene Instrument der „Eigenverwaltung“ gewählt. Bei dieser Verfahrensform stellt das Unternehmen einen Insolvenzantrag, ist aber berechtigt unter der Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters seinen Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Die Geschäftsführung bleibt also voll handlungsfähig. Das Amtsgericht Siegen hat den Rechtsanwalt Stephan Höltershinken, Minden, zum vorläufigen Sachwalter bestellt.

Höltershinken zeigt sich optimistisch. Es seien keine Entlassungen geplant. Das Einkommen der Mitarbeiter für die nächsten drei Monate sei über das Insolvenzgeld gesichert. Im Vorfeld wurden die wichtigsten Kunden, Lieferanten und Partner von ICT über das vorliegende Restrukturierungskonzept informiert. Eine Investorenlösung könne eine weitere Alternative darstellen. „Unser klares Ziel ist es, das Unternehmen zu sanieren“, so Höltershinken.