Attendorn. Die Attendorner Stadtsoldaten haben in diesem Jahr endlich wieder die Genehmigung, mit der größten Konfettikkanone der Welt am Veilchendienstagszug teilzunehmen. Zuletzt musste das Unikat wegen strenger Sicherheitsauflagen nach der Loveparade-Unglück in der Garage bleiben.

„Wir sind seit 2000 jedes Jahr mit der Kanone beim Zug mitgelaufen. Nach der Love-Parade gab es im letzten Jahr schärfere Auflagen und unsere Kanone entsprach nicht mehr dem Sicherheitskonzept“, erinnert sich Andreas Luke.

Dass die sechs Tonnen schwere und über vier Meter hohe Kanone tatsächlich wieder zum Einsatz kommt, hat ihren Erbauern - den Attendorner Stadtsoldaten - in den vergangenen Monaten so manche schlaflose Nacht bereitet. Nachdem die Garde auch im letzten Jahr ohne Kanone und nur als Fußgruppe unterwegs war, standen die passionierten Wagenbauer vor einer Grundsatzentscheidung. „Wir waren fassungslos, aber dann haben wir uns gesagt, dass die Kanone so nicht sterben darf“, sagt Luke.

Neben einer fehlenden Abschleppvorrichtung bestand das Hauptproblem darin, der 13 Meter langen Kanone ein höheres Tempo zu ermöglichen. War zuvor nur Schrittgeschwindigkeit gefragt, forderte das neue Sicherheitskonzept nun ein deutlich höheres Tempo. Damit soll eine „Entfluchtung“, also das zügige Entfernen nach Beendigung des Zuges oder in Notfällen, gewährleistet werden.

Baubiologe begleitet Kanone im Zug

Andreas Luke ist Baubiologe und machte schon mit zehn Jahren die ersten Schritte im Attendorner Karneval - in der Fußgruppe der Pfadfinder. Nach einer Zwischenstation bei der Prinzengarde, ist der 56-Jährige seit nunmehr 20 Jahren bei den blau-roten Stadtsoldaten. Während die Kanone über die Straßen rollt, gibt es für Luke und seine Begleiter klare Vorgaben. Alkohol ist tabu. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Alkohol ist kein Thema für uns.“

Die Stadtsoldaten ließen sich nicht unterkriegen, erarbeiteten ein Konzept und stellten es den Entscheidungsträgern vor. Ordnungsamt, Polizei, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz und Karnevalsgesellschaft nickten ab und gaben somit den Startschuss für die Umbauarbeiten, an deren Ende die langersehnte TÜV-Abnahme stehen sollte. Monatelang feilten die Karnevalisten an Statik, Elektronik und Mechanik. Ein neues Fahrgestell musste her, der Antrieb wurde umgebaut und auch der Kanonenlenker sollte einen neuen Steuerstand bekommen.

Stadtsoldaten feiern langersehnte TÜV-Abnahme der Kanone

Trotz aller Anstrengungen und Fortschritte stand die starke Truppe dennoch vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis: „Für die TÜV-Abnahme musste die Kanone gewogen werden. Damit wir mit der Kanone zur Waage fahren durften, brauchten wir aber zusätzlich eine Genehmigung. Die wiederum setzte die TÜV-Abnahme voraus“, sagt Luke. Die Stadtsoldaten hatten eine Idee: Wenn die Kanone nicht zur Waage kommt, dann eben andersherum! Mit einer mobilen Waage, wurde so auch das letzte Hindernis überwunden. Am 20. Januar gab es dann endlich die langersehnte TÜV-Abnahme.

Jürgen Lebbe füllt die Kanone mit Konfetti. Foto: Nitsche
Jürgen Lebbe füllt die Kanone mit Konfetti. Foto: Nitsche © WP

Bis die Konfettikanone, die sogar im Guinnessbuch der Rekorde eingetragen ist, am Dienstag den Attendorner Zug anführt, muss nur noch an der Feinabstimmung gearbeitet werden. Die Vorfreude nach den kanonenlosen Jahren ist bei den Attendorner Stadtsoldaten mittlerweile umso größer. „Es ist eine richtige Euphorie entstanden. Alle sind jetzt froh, dass die Kanone wieder dabei ist“, sagt Luke.

Obwohl die Kanone, die ihr Konfetti bis zu zehn Meter weit schießen kann, nun wieder in voller Pracht und frisch lackiert den Veilchendienstagszug anführen wird, bleibt Luke bescheiden: „Wir wollen damit niemanden in den Schatten stellen. Die Kanone kündigt nur an, was nach ihr kommt. Die anderen Wagen verdienen eine solche Eröffnung.“