Nach dem tragischen Ausgang der Loveparade in Duisburg ist alles anders. Das gilt auch für den Attendorner Straßenkarneval.
Das Thema Sicherheit nimmt nochmals deutlich mehr Raum ein als, bisher schon. Erste konkrete Auswirkung: Die größte Konfettikanone der Welt der Stadtsoldaten wird den Veilchendienstagszug nicht mehr anführen. Der Grund hierfür: Für eine nach Duisburg erforderlich gewordene neue Genehmigung für die Kanone hätte deren exaktes Gewicht ermittelt und eine Fahrprobe auf abschüssigem Gelände absolviert werden müssen. Das Problem: Für die Fahrt zur nächsten passenden Lkw-Waage gab es keine Genehmigung.
Neue Rechtslage
Die rechtlichen Hintergründe für die neuen Sicherheitsbestimmungen erläuterte der Leiter des Attendorner Ordnungsamtes, Karl-Josef Hammer, den Zugteilnehmern bei einer so erstmals abgehaltenen Sicherheitsunterweisung: „Für Veranstaltungen ab 5 000 Besucher schreibt das Land ein Genehmigungsverfahren vor. Dabei hat der Sicherheitsgedanke höchste Priorität“, machte Hammer deutlich.
Das akzeptierten die rund 100 Vertreter aller Teilnehmer an den Attendorner Karnevalszügen, die Treckerfahrer sowie der beteiligten Ordnungs- und Rettungskräfte im Besprechungsraum des Attendorner Feuerwehrgerätehauses. Zwar sei in all den Jahren noch nie ein größerer Unfall bei den Umzügen in Attendorn passiert, weil man seitens der Karnevalsgesellschaft stets „offensiv mit dem Thema Sicherheit umgegangen ist und stets alles gut im Griff hatte“, wie der Ordnungsamtschef lobend hervorhob. Trotzdem ist in diesem Jahr alles anders, erzwingen neue rechtliche Vorgaben „eine neue Qualität der Zusammenarbeit“.
So gibt es nicht mehr „die Behörde“, mit der man sich an einen Tisch setzt, sondern eine Vielzahl von zuständigen Behörden, die in einem abgestimmten Verfahren die Dinge regeln und auch verantworten. Die Konsequenz: alles, was bisher in Einzelabsprachen geregelt wurde, muss in diesem Jahr zu einem Sicherheitskonzept zusammengeschrieben werden. Das tat im Fall Attendorn Feuerwehrmann Michael Wojciechowski, und es kamen stolze 102 Seiten zusammen.
Den Teilnehmern an der Sicherheitsbelehrung wurden vom Leiter der Attendorner Feuerwehr, Georg Schüttler, nur die sie unmittelbar betreffenden sicherheitsrelevanten Dinge mitgeteilt. Zum Beispiel, dass jeder Motivwagen von Zugbegleitern, die die Wagenbauer zu stellen haben, begleitet werden muss, um den für sein Gespann letztendlich verantwortlichen Treckerfahrer zu entlasten. Erläutert wurde auch, wo im Verlauf des Zugwegs bei Stopps Kreuzungen für die Rettungskräfte freizuhalten sind und wie man sich verhält, wenn ein Trecker ausfallen sollte.
Neu ist, dass für den Fall, dass der Zug aus irgendeinem Grund vorzeitig aufgelöst werden muss, Routen festgelegt wurden, über die die Wagen die Innenstadt zu verlassen haben. In langsamer Fahrt, um niemanden zu gefährden. Auch für die Zuschauer wurde ein Fluchtwegeplan erarbeitet, der ausgeschildert wird.
Das Sicherheitskonzept trägt insgesamt neun Unterschriften, angefangen bei der Kreispolizeibehörde und dem Attendorner Bürgermeister ,über die Chefs von Feuerwehr, THW und DRK bis hin zu den Verantwortlichen der Attendorner Karnevalsgesellschaft, deren Präsident Otto Höffer sich für die „beispielhafte Zusammenarbeit“ bedankte. Sie alle verbindet eine Hoffnung: Dass die darin enthaltenen Pläne für den Notfall niemals benötigt werden.
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