Attendorn. . Die größte Konfetti-Kanone der Welt soll wieder den Karnevalszug anführen.

Sie ist seit zwölf Jahren das Wahrzeichen des Attendorner Veilchendienstagszuges und steht als größte Konfetti-Kanone der Welt im Guinnessbuch der Rekorde. Doch in den letzten beiden Jahren musste sie, ausgebremst durch die Behörden, in der Garage bleiben. Ein Umstand, den die Stadtsoldaten als Erbauer der Monster-Kanone nicht länger hinnehmen wollen.

Zehn Mal hatte Georg „Schorse“ Frieling das zehn Meter lange, 3,5 Meter breite und fast 5 Meter hohe Ungetüm, in dem ein alter Unimog als Antriebseinheit verbaut ist, am Veilchendienstag sicher durch die Attendorner Innenstadt chauffiert. Als sein Nachfolger Eberhard Springob 2010 eine Probefahrt im Industriegebiet Donnerwenge machen wollte, geriet die Kanone in die Mühlen der Bürokratie. Ohne festgestelltes Gesamtgewicht keine Ausnahmegenehmigung, ohne diese keine Fahrt zur Waage - dieser Teufelskreis bedeutete das Aus für die Zugteilnahme 2010.

Die wegen der Loveparade-Katastrophe in Duisburg weiter verschärften Sicherheitsmaßnahmen ließen auch im Vorjahr die Teilnahme am Veilchendienstagszug nicht zu. Die Bedenken der Verantwortlichen fasst Adjutant Michael Humberg so zusammen: „Die Kanone war zu langsam, um im Notfall eine schnelle Entfluchtung der Stadt zu gewährleisten. Sie konnte im Fall einer Panne nicht einfach abgeschleppt werden und die Position des Fahrers war zu gefährlich.“

Das endgültige Aus für ihre Kanone wollten die Stadtsoldaten nicht so einfach akzeptieren. Jürgen Lebbe: „Wir haben ein eigenes Sicherheitskonzept erarbeitet und mit den Verantwortlichen von Stadt, Feuerwehr und THW abgestimmt“. Nachdem man einen Sachverständigen des TÜV konsultiert hatte, machten sich die Stadtsoldaten Anfang Oktober daran, die Konfetti-Kanone zu modifizieren.

Das Unimogfahrgestell wurde zwecks einfacherer Lenkbarkeit durchtrennt, die Hinterachse entfernt und ein Hilfsrahmen gebaut. Der Fahrer sitzt nicht mehr unter der Kanone, sondern erhielt einen neuen Steuerstand, wie auf einem alten Segelschiff. Ganz oben, vorne rechts.

Gas, Kupplung und Bremse werden über Hebel und Züge, für die laut Dirk Springmann „fast 50 Meter Drahtseil verlegt wurden“, betätigt. Über zwei weitere Hebel und mehrere Meter und lange Gestänge kann der Fahrer den ersten und zweiten Gang des Getriebes schalten und wählen, ob er vorwärts oder rückwärts fahren will. Für die Lenkung wurden unter der Leitung von Andreas Luke und Dirk Springmann eine lange Welle sowie Ketten und Ritzel eingebaut, wobei es schwierig war, das richtige Übersetzungsverhältnis zwischen Kraftaufwand und Manövrierbarkeit zu finden. „Das haben wir beim Bauen ausprobiert“, erklärt Dirk Springmann die Vorgehensweise.

Am Dienstag war es dann so weit. Da für die Ausstellung einer Ausnahmegenehmigung das Gewicht der Kanone ermittelt werden muss, wurde sie achsweise an den Haken eines Autokrans, an dem eine spezielle Waage befestigt war, gehängt. Die Anspannung der Stadtsoldaten war fast greifbar, doch alles ging gut. Vorne wurden 3,4 Tonnen und hinten 2,8 Tonnen ermittelt. Daraus wird das Gesamtgewicht errechnet.

Bis zum 20. Januar gilt es jetzt, noch „Feintuning“, so Dirk Springmann, zu betreiben, worunter vor allem das Einstellen der Bremse der Vorderachse fällt. Denn dann ist TÜV-Termin und es entscheidet sich, ob sich das Geld und die fast 1 500 Arbeitsstunden, die die kleine Gruppe der Stadtsoldaten seit Oktober in ihre Kanone investiert hat, gelohnt hat und die größte Konfetti-Kanone der Welt am 21. Februar wieder den Attendorner Veilchendienstagszug anführt.

Wer Interesse daran hat, bei den Stadtsoldaten mitzumachen, kann sich im Internet unter www.Stadtsoldaten.de informieren.