Attendorn. Eine kurzfristige Vollsperrung der Ihnetalbrücke zwischen Olpe und Attendorn ist vom Tisch. So gehen die Arbeiten für den Brücken-Neubau weiter.
Nach dem großen Aufschrei Anfang des Jahres ist es wieder ruhiger geworden um den Neubau der Ihnetalbrücke im Zuge der Landesstraße 512 zwischen Olpe und Attendorn. Kurz nach dem Jahreswechsel stand, wie mehrfach berichtet, eine kurzfristige Vollsperrung der maroden Brücke auf der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen Kreis- und Hansestadt im Raum, um eine sogenannte Trägerbohlwand als Vorbereitung auf den Bau der Ersatzbrücke zu errichten. Die alte Brücke leidet vor allem unter dem hohen Schwerlastverkehr und muss abgerissen werden.
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Doch auf den ersten Schock für viele Pendler und Unternehmer, die massiv unter einer Vollsperrung gelitten hätten, folgte die Entwarnung: Der Landesbetrieb Straßenbau NRW konnte dieses Szenario noch abwenden. Bekanntlich baut die Behörde als Eigentümerin der L 512 bis Frühjahr 2027 für rund 18 Millionen Euro nicht nur eine neue Brücke über die Ihne und die Bahngleise, sondern auch einen sogenannten „Turbo-Kreisverkehr“ direkt dahinter am Knotenpunkt L 512 (Kölner Straße) / L 539 (Ihnestraße). Seit Monaten laufen dazu sichtbar die Arbeiten der beauftragten Firmen Mees (Lennestadt) sowie Straßen- und Tiefbau (Kirchhundem).
Nur eine einzige Vollsperrung
Ein „Bauen unter Verkehr“, sprich ohne Vollsperrung, sei von Beginn an das Ziel gewesen, teilte Steffen Scholz, Abteilungsleiter Bau in der Straßen-NRW-Niederlassung Südwestfalen, am Mittwochmittag bei einem Pressegespräch mit: „Eine Vollsperrung hätte für enorme wirtschaftliche Verluste bei vielen Unternehmern gesorgt. Deswegen haben wir alle Anstrengungen unternommen und viel Geld in die Hand genommen, um nicht komplett sperren zu müssen.“ Die gute Nachricht für all diejenigen, die regelmäßig über die Ihnetalbrücke fahren: Es wird (Stand heute) nur eine einzige Vollsperrung geben – und die auch erst im Frühjahr 2027. Nämlich genau dann, wenn die dann neu gebaute Brücke an die bestehende Straßen-Infrastruktur und den neuen Kreisverkehr „angedockt“ wird. Der Verkehr soll bis dahin mit wenigen Ausnahmen zweispurig über die alte Brücke führen.
Der Bau der neuen Ihnetalbrücke ist nicht nur das größte Projekt, das die Regionalniederlassung Südwestfalen mit Sitz in Netphen derzeit umsetzt, sondern auch eines mit großen Herausforderungen. Zum einen wird die neue Brücke, genauso wie die alte, in Kurvenlage errichtet, hinzu kommt der direkt anschließende Kreisverkehr. Das Auffinden gleich mehrerer Schlingnattern, die streng geschützt sind, die Ihne (Wasserschutz) und die Bahntrasse, die unter der Brücke liegen, sowie ein komplexer Baugrund erschweren die Arbeiten und deren Planungen.
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Die rund 80 Meter lange neue Brücke wird außer von ihren beiden Widerlagern auch durch eine große Stütze in der Mitte getragen. Eine Spezialfirma aus Netphen ist dieser Tage mit ihrem großen Pfahlbohrgerät, das an der Baustelle nicht zu übersehen ist, damit beschäftigt, das Fundament für den Stützpfeiler herzurichten. Parallel laufen auf der Brückenseite Richtung Olpe, also direkt vor dem Parkplatz Biggedamm, Arbeiten an der Straße, um die schräge Böschung zu stabilisieren, damit der Hang nicht abrutschen kann und Straße stabil wie befahrbar bleibt. Das Widerlager auf dieser Seite (Richtung Olpe) samt Stützwand soll bis Sommer 2025 fertig sein.
Parallel werden die Firmen mit dem Bau des Widerlagers auf der anderen Seite (Richtung Attendorn) beginnen, planmäßig im Herbst 2024. Diese Arbeiten dauern mutmaßlich bis Februar 2027. „Mit dieser Seite wollten wir ursprünglich beginnen, doch das ging aufgrund der Schlingnatter-Population nicht“, erklärt Projektleiter Christoph Klappert. Die Schlangen werden im Übrigen auf der benachbarten Wiese in einem eingezäunten Bereich ausgesetzt. Die eigentliche Brücke wird währenddessen ebenso errichtet. Der Rückbau der maroden Brücke, die vor mehr als 60 Jahren vom Ruhrverband im Zuge des Talsperrenbaus errichtet wurde, soll zwischen Januar und Mai 2027 vonstattengehen. Zu dieser Zeit werden dann die vielen Pendler und Unternehmer, die regelmäßig auf der L 512 unterwegs sind, über die neue Ihnetalbrücke rollen.