Attendorn. Die Landesstraße 512 ist die wichtigste Straße zwischen Finnentrop und Olpe. Schon bald wird hier eine Brücke gesperrt - mit massiven Folgen.

Es ist der Supergau für alle Pendler, Spediteure und Unternehmer, die täglich auf der Landstraße 512 zwischen Olpe, Attendorn und Finnentrop unterwegs sind: Der Landesbetrieb Straßenbau NRW wird die Ihnetalbrücke zwischen dem Kraghammer Sattel und der Justizvollzugsanstalt für den Verkehr komplett sperren. Laut Julia Pant, Sprecherin der Behörde für Südwestfalen, sei diese Maßnahme „für gewisse Arbeiten“ unausweichlich. So müsse eine sogenannte Trägerbohlwand, die das Nachrutschen von Erdreich in eine Baugrube verhindert, gebaut werden. Und das gehe nur unter Vollsperrung der Brücke.

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Bekanntlich baut der Landesbetrieb bis Frühjahr 2027 eine neue Brücke über die Bahngleise direkt neben der veralteten Ihnetalbrücke, die anschließend abgerissen wird. Darüber hinaus entsteht an dem Knotenpunkt L 512 (Kölner Straße) / L 539 (Ihnestraße) ein Turbo-Kreisel. Seit Monaten laufen, mit Unterbrechungen, die dafür notwendigen Vorarbeiten. Von dem ursprünglichen Gedanken, die Vollsperrung schon Ende Januar vorzunehmen, sei die Behörde jedoch wieder abgewichen. Pant: „Der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Sobald er absehbar ist, informieren wir rechtzeitig.“ Dann werde man entsprechende Umleitungen ausschildern. Wie lange die veraltete Brücke, die vor mehr als 60 Jahren vom Ruhrverband im Zuge des Talsperrenbaus errichtet wurde, für den Verkehr tabu bleibt, stehe ebenfalls noch nicht fest.

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Derzeit ist die Brücke halbseitig gesperrt, weil Fachleute den Boden nach Kampfmittelrückständen untersuchen - eine wesentliche Aufgabe als Vorbereitung für den eigentlichen Bau der neuen Brücke. Wichtig: Auto- und Lkw-Fahrer, die aus Richtung Finnentrop kommen, können vor der Brücke auch während der Vollsperrung rechts ins Ihnetal abbiegen und dann in Meinerzhagen auf die Autobahn A 45 auffahren. Für alle Berufspendler, die jeden Tag etwa von Olpe nach Attendorn fahren, wird die Konsequenz sein, dass sie durch das Repetal und die Reper Höhe fahren müssen. Entsprechend stark wird der Verkehr genau dort zunehmen. Laut Zahlen der Industrie- und Handelskammer Siegen/Olpe aus dem Jahr 2022 fahren jeden Tag rund 9600 Beschäftigte mit dem Auto in die Hansestadt, 5500 Arbeitnehmer verlassen ihre Heimatstadt Attendorn täglich, um zur Arbeit zu fahren. Viele von ihnen werden die Landstraße 512 dabei nutzen.

Probleme werden verschärft.

Nicht nur Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) sieht nun „große Einschränkungen“ auf den Verkehr zukommen, so würden viele Unternehmen, die ihren Güterverkehr über die L 512 abwickeln, vor große Probleme gestellt. „Die Landstraße ist die wichtigste Zuwegung nach Attendorn. Mir liegt am Herzen, dass die Bürger und Firmen frühzeitig über die Dauer der Sperrung Bescheid wissen, um sich darauf einzustellen.“ Wünschenswert sei auch ein Umleitungshinweis auf der A 45, sodass Spediteure und Unternehmer die Ausfahrt Meinzerzhagen ansteuern und dann durchs Ihnetal nach Attendorn fahren. Auch wenn diese Vollsperrung ärgerlich ist, so sei es dennoch gut, dass an der Straßen-Infrastruktur gearbeitet würde.

Da gehen uns jeden Tag mindestens 30 Minuten Lenkzeit verloren.
Dennis Kost, Geschäftsführer der Rüdinger-Spedition

Unmittelbar betroffen ist beispielsweise die Spedition Rüdinger (ehemals Kost) aus Attendorn, die mit ihrem Fuhrpark durch ganz Deutschland fährt. Im Attendorner Industriegebiet Askay stehen rund 20 Lkw. Laut Geschäftsführer Dennis Kost würden viele Transporte in Richtung Süden gehen. Mit Beginn der Vollsperrung müssten die Fahrer dann die Schleife über Meinerzhagen nehmen oder aber über die Reper Höhe, Helden und Mecklinghausen nach Oberveischede fahren und von dort weiter über die Griesemert bis zur A 45-Auffahrt in Olpe. „Da gehen uns jeden Tag mindestens 30 Minuten Lenkzeit verloren. Nicht nur unsere Nerven werden auf die Zerreißprobe gestellt“, betont Kost, der wie viele andere Branchenkollegen schon arg gebeutelt ist durch die Brückensperrung auf der A 45 bei Lüdenscheid. Die Sperrung der Ihnetalbrücke würde ihm nennenswerte Mehrkosten bescheren, „die ich heute noch gar nicht beziffern kann.“

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Die ersten Reaktionen aus der Attendorner Wirtschaft fallen ebenso alarmierend aus. „Sowohl für unsere eigenen Lkw, die Speditionen, Besucher als auch für unsere Mitarbeitenden gehört die L 512 zu den Hauptverkehrsrouten. Bereits heute kommt es aufgrund der vorbereitenden Maßnahmen für den Bau der neuen Brücke und die damit einhergehenden Verkehrseinschränkungen zu längeren An- und Abfahrtszeiten“, erklärt Katharina Schulte, Sprecherin des Sanitärspezialisten Viega, und ergänzt: „Eine Vollsperrung wird die Situation nochmal deutlich verschärfen. Die Speditionen werden beispielsweise Ladezeiten nicht mehr garantieren können oder die täglichen Abholtermine reduzieren müssen.“

Beim Automobilzulieferer Mubea seien in erster Linie die eigenen Mitarbeiter und Logister betroffen, teilt Sprecherin Andrea Holstein auf Nachfrage mit. Ihre Kollegene müssten deutlich längere Anfahrtszeiten in Kauf nehmen. Mubea begrüße zwar grundsätzlich Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere in die bekanntermaßen überholungsbedürftige Brückeninfrastruktur, aber: „Für uns nicht verständlich, warum es nicht möglich sein soll, einen verbindlichen Zeitplan für die Sperrung vorzulegen.“ Mit dieser Kritik steht Mubea sicherlich nicht allein.