Attendorn. Die Stadt Attendorn, die Volksbank und die Bigge Energie treiben die Planungen für den ersten Bürgerwindpark voran. Diese Anlagen sind geplant.

Das Ziel ist klar definiert: Die Stadt Attendorn will ihre Bürger und Unternehmer maximal an der Wertschöpfung der Windenergie beteiligen und das Feld nicht nur fremden Windkraft-Unternehmen wie der Energiegenossenschaft Prokon überlassen, die im Repetal vier Anlagen bauen will. Dafür hat sich die Stadt im Jahr 2016 mit der Bigge Energie und der Volksbank Sauerland (damals noch Bigge-Lenne) zusammengeschlossen, um die Voraussetzungen für den ersten Bürgerwindpark auf Attendorner Stadtgebiet zu schaffen.

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Mittlerweile sind die Planungen weit fortgeschritten: Im südlichen Stadtgebiet auf zwei Flächen oberhalb von Bremge und Bürberg sowie am Jäckelchen will die Projektgesellschaft, die sich noch in eine Betreibergesellschaft verwandeln wird, insgesamt neun Windräder errichten, die nicht weniger als 140 Millionen Kilowatt Strom pro Jahr erzeugen sollen. Damit würde der große Windpark laut Michael Stinn, Geschäftsführer der Projektgesellschaft, mehr als die Hälfte des Strombedarfes in Attendorn abdecken und für immense CO2-Einsparungen sorgen.

Eine Grafik des Bürgerwindparks in Attendorn.
Eine Grafik des Bürgerwindparks in Attendorn. © WP Olpe | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Die Anlagen des Typs Enercon mit einem Rotordurchmesser von 175 Metern und einer Leistungsstärke von rund 6000 Kilowattstunden (pro Anlage) werden, nach Genehmigung durch den Kreis Olpe, in sogenannten Konzentrationszonen errichtet, die die Stadt Attendorn in ihrem Teilflächennutzungsplan „Windenergie“, der unter anderem Mindestabstände zur Wohnbebauung vorgibt, ausgewiesen hat. Dieser Plan hat Anfang dieses Jahres Rechtskraft erlangt. Als einzige Kommune im Kreis Olpe betriebt die Hansestadt noch eine aktive Windkraft-Steuerung.

Rendite-Erwartung bei mehr als sechs Prozent

„Wir wollen, dass ein Großteil der Wertschöpfung bei uns bleibt. Dafür haben wir uns frühzeitig die Flächen im südlichen Stadtgebiet gesichert“, betont Bürgermeister Christian Pospischil (SPD). Windmessungen hätten ergeben, dass gerade die Flächen bei Bürberg äußerst gut geeignet seien; „und wir dort schon fast das Luxusproblem haben, dass zu viel Wind vorherrscht, was natürlich ein Indiz dafür ist, dass Windenergieanlagen dort wirtschaftlich gesehen sehr sinnvoll sind“, ergänzt Ingo Erhardt, Geschäftsführer der Bigge Energie.

Wir haben uns frühzeitig die Flächen im südlichen Stadtgebiet gesichert.
Christian Pospischil (SPD), Bürgermeister der Stadt Attendorn

Die Beteiligung der Attendorner Bürger und Unternehmer wird über die noch zu gründende Energiegenossenschaft abgewickelt. Wer hier Mitglied wird, kann Anteile (Mindestsumme: 500 Euro) erwerben. Vorgesehen sind verschiedene Beteiligungsformen. So können sich beispielsweise Grundeigentümer, die ihre Flächen für eine vergleichsweise geringe Pacht zur Verfügung stellen, mit bis zu 250.000 Euro an der Genossenschaft beteiligen, für Einwohner wie Unternehmer aus Attendorn ist diese Summe zunächst auf 25.000 Euro begrenzt. Auch Bürger aus den Nachbarkommunen können sich beteiligen. Die Rendite-Erwartung beziffern die Projektverantwortlichen auf mindestens sechs Prozent.

Weiterer Windpark im Norden?

Das Projekt Bürgerwindpark Attendorn wird am Samstag und Sonntag während der Energiemesse in der Attendorner Stadthalle (Samstag ab 12 Uhr, Sonntag ab 11 Uhr, Eintritt frei) vorgestellt. Am Dienstagabend fand zudem eine Info-Veraltung im Rathaus statt. Beraten werden Stadt, Volksbank und Bigge Energie von der Beratungsgesellschaft BBWind aus Münster.

Im nördlichen Stadtgebiet bei Keuperkusen strebt das Trio zudem einen kleinen Windpark in Kooperation mit dem Land NRW, dem die dortigen Flächen größtenteils gehören, an – der Ausgang ist allerdings noch komplett offen.

Um die Akzeptanz bei Wohneigentümern zu steigern, deren Häuser weniger als 1000 Meter entfernt liegen (hier geht es in erster Linie um Einzelgehöfte oder Streusiedlungen), sollen die betroffenen Eigentümer ein Anwohnerentgelt erhalten. Die regionale Wertschöpfung soll unter anderem durch Pacht- und Anwohnerzahlungen sowie durch Beteiligungsrenditen in einem Zeitraum von 20 Jahren bei 70 Millionen Euro liegen, prognostiziert Stinn.

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Und es soll jetzt schnell gehen. „Unser Wunsch ist, dass sich das erste Windrad im Jahr 2027 dreht“, erklärt Michael Stinn, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft. Im kommenden Jahr soll die Organisation der an der Genossenschaft beteiligten Bürger und Unternehmer starten, bereits dieses Jahr soll der Bauantrag beim Kreis Olpe eingereicht werden, nachdem die wesentlichen Gutachten (Artenschutz, Schallschutz etc.) erstellt worden sind.