Rothemühle. Seit Monaten stehen die Maschinen auf dem einstigen Gelände von Brandt & Kritzler still. Das wird auch länger so bleiben: Der Artenschutz ist Ursache.

Eigentlich sollte das Areal, auf dem viele Jahrzehnte lang der Apparatebau Rothemühle, später übernommen von Balcke-Dürr, seine gefragten Anlagen für Kraftwerke in aller Welt entwickelt und gebaut hat, schon geräumt sein. Doch seit Monaten ruhen die Abbruchbagger. Trotzig steht Halle 1, zum Zeitpunkt ihres Baues die größte Industriehalle im Kreis Olpe, immer noch dort, wo die damalige Bergfeldsche Röhrenfabrik sie errichtete, und der weithin sichtbare Schriftzug „Apparatebau Rothemühle“ kündet immer noch vom einstigen Vorzeigeunternehmen, in dem bis zu 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lohn und Brot standen.

Dass Asbestfunde einen Baustopp ausgelöst haben, wurde durch eine Anfrage in einer Ratssitzung im März bekannt (wir berichteten). Weil aber immer noch fast gespenstische Ruhe auf dem riesigen Areal herrscht, das von der Projektgesellschaft „Zukunftsquartier Rothemühle“ entwickelt werden soll, brodelt in Rothemühle und der gesamten Gemeinde die Gerüchteküche. Und als in der jüngsten Ratssitzung eine entsprechende Anfrage der SPD von der Verwaltung nicht beantwortet werden konnte, kündigte Bürgermeister Bernd Clemens (CDU) an, sich mit der Projektgesellschaft, an der die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden und die Pyramis Immobilienentwicklung beteiligt sind, in Verbindung zu setzen. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass am Dienstag, 7. Mai, eine Bürgerversammlung in Rothemühle ansteht, in deren Rahmen Fragen zum Apparatebau-Gelände eine große Rolle spielen dürften.

Die Halle 1 des ehemaligen Apparatebaus Rothemühle: Seit Wochen ruhen die Abbrucharbeiten. Das stolze Gebäude war einst die größte industriehalle im ganzen Kreis Olpe.
Die Halle 1 des ehemaligen Apparatebaus Rothemühle: Seit Wochen ruhen die Abbrucharbeiten. Das stolze Gebäude war einst die größte industriehalle im ganzen Kreis Olpe. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

So kamen am Freitagvormittag Bernd Clemens, der zuständige Fachdienstleiter der Gemeinde Markus Hohmann und Ortsvorsteher Bruno Weber mit Frank Beckehoff zusammen. Der ehemalige Landrat des Kreises Olpe ist zuständiger Projektmanager bei Pyramis für das Vorhaben in Rothemühle. Er bestätigte Informationen unserer Zeitung, dass die Abrissbagger noch eine ganze Weile abgestellt bleiben. Denn die Zeitverzögerung durch den Asbest-Fund hat dafür gesorgt, dass nun der Artenschutz ins Spiel kommt.

Blick durch ein zerstörtes Fenster an der Wildenburger Straße in die noch vollkommen intakten Hallen.
Blick durch ein zerstörtes Fenster an der Wildenburger Straße in die noch vollkommen intakten Hallen. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Im Einzelnen heißt dies: Der weiterhin vorgesehene Abbruch der Hallen 1, 2, 3 und 5 – die im ursprünglichen Entwurf als Kulturveranstaltungsort vorgesehene Halle 4 wurde unmittelbar nach dem Scheitern der Pläne niedergelegt – werden noch eine Weile stehenbleiben. Beckehoff: „Wir haben ja schon einige Gebäude oder Gebäudeteile abgerissen. Dabei kam dann im Dachbereich Asbest zutage, das vorher nicht abzusehen war.“ Die Bezirksregierung habe daraufhin strenge Vorgaben zum korrekten Vorgehen bei der Entsorgung des lungengängigen Schadstoffs gemacht, die wiederum zu langwierigen Nachverhandlungen zwischen General- und Abbruchunternehmen geführt hätten. Dies habe sich so lange hingezogen, dass die Schutzzeit der Fledermäuse begonnen habe. „Deshalb stehen die Bagger jetzt seit fast einem halben Jahr“, so Beckehoff.

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Zwar werde ab dem 13. Mai wieder gearbeitet, dies beschränke sich dann aber auf den Rückbau der belasteten Dacheindeckungen. „Das ist mit sehr großem Aufwand verbunden, die belastete Dachpappe muss praktisch von Hand gelöst werden, die Arbeiter müssen spezielle Schutzanzüge tragen und das Material sofort sicher einlagern zum Abtransport für die Entsorgung“, erklärt Beckehoff. Auch sei dies mit enormen Mehrkosten für den Projektträger verbunden. Die eigentlichen Abbrucharbeiten hingegen müssten bis September warten, wenn die Schutzzeit der Fledermäuse und im dichten Bewuchs an der Wildenburger Straße brütender Vögel vorbei sei.

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Die Bezirksregierung in Arnsberg konkretisierte und bestätigte Beckehoffs Angaben. Seit 2023 seien „im Rahmen von Arbeitsschutzkontrollen die am Abbruch Beteiligen dezidiert darüber informiert“ worden, welche gesetzlichen Anforderungen erfüllt sein müssten, damit die Abbrucharbeiten sicher fortgesetzt werden können. Aufgrund dieser Informationen hätten die Beteiligten die Arbeiten eigenständig eingestellt, um gesetzeskonform zu handeln. „Es besteht somit kein behördlich angeordneter Baustopp, sondern es werden die gesetzlichen Vorschriften befolgt“, so Pressesprecher Christoph Söbbeler.