Attendorn. Im September 2023 begannen die Arbeiten im Industriegebiet Fernholte in Attendorn. Doch seit Monaten tut sich nichts mehr. Woran liegt das?
Wie kaum eine andere Berufsgruppe sind die Tiefbauer abhängig vom Wetter. Spielt es nicht mit, bleiben Baustellen über Tage oder Wochen verwaist. Die Stadt Attendorn hat diese leidige Erfahrung in der jüngeren Vergangenheit mehrfach gemacht. So verzögerte sich beispielsweise die Fertigstellung des Parkdecks Feuerteich, das eine neue Asphaltschicht bekommen hat und nun, nach letzten Markierungsarbeiten, vor der Wiedereröffnung steht. Nach monatelangem Warten, denn immer wieder legten die Bauarbeiter wetterbedingt eine Pause ein. Bis Mitte Mai soll der zentrumsnahe Parkplatz aber wieder geöffnet sein.
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Der andauernde Regen sorgte auch bei einem anderen Projekt im Stadtgebiet, das jedoch weniger wahrgenommen wird, für eine zeitliche Verschiebung: Es geht um den Bau des neuen Industriegebietes Fernholte im Eckenbachtal. Hier soll sich ab 2027 auf einer Netto-Baufläche von rund 26 Hektar Industrie ansiedeln. Um das Eckenbachtal baureif zu machen, muss zunächst ein kleines Gewässer, das bislang mitten durch das Plangebiet verlief, an dessen Rand verlegt werden. Die Arbeiten dazu starteten im September vergangenen Jahres und fanden Anfang November witterungsbedingt ihr abruptes Ende.
Umlegung im „meteorologischen Winterhalbjahr“
„Nachdem zunächst zügig große Abschnitte des neu herzustellenden Gewässerbetts modelliert werden konnten, folgten längere Niederschlagsperioden, die eine Weiterarbeit pausieren ließen. Die Wiederaufnahme der Arbeiten war mehrfach geplant, musste aber aufgrund der nahezu durchgehend nassen Witterung immer wieder verschoben werden“, gab Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Montagabend im zuständigen Planungsausschuss bekannt. Die Folge: Das Umklemmen des alten Gewässers in den neuen, rund 750 Meter langen Bachlauf wird nicht mehr im Frühjahr, sondern erst im Herbst diesen Jahres erfolgen. Hintergrund ist, dass besagtes Umklemmen „nur im meteorologischen Winterhalbjahr“ vonstatten gehen darf, „damit durch ein ausreichendes Wasserdargebot eine Konsolidierung des neuen Gewässers geschehen kann“, erklärte der Bürgermeister.
Wichtig: Die nun auf Herbst verschobene Gewässerverlegung habe keine Auswirkungen auf den für nächstes Jahr geplanten Beginn der massiven Erdarbeiten. Um das neue Industriegebiet „glatt zu ziehen“, müssen im hügeligen Eckenbachtal nicht weniger als 700.000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Die Stadt wird laut Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt in diesem Jahr die europaweite Ausschreibung auf den Markt bringen und die Aufträge vergeben, ehe nächstes Jahr Baubeginn sein soll. Zu diesem Zeitpunkt wird das kleine Bachlauf verlegt sein.
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Gegen diese Gewässerverlegung hatte vor Jahren die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) im Namen der hiesigen Initiative zur Erhaltung des Eckenbachtals geklagt. Nach zwei Niederlagen für die Umweltschützer im Eilverfahren, hatte das Verwaltungsgericht Arnsberg letztlich auch im Hauptverfahren im Spätsommer 2023 zugunsten der Stadt entschieden, die dringend Gewerbeflächen benötigt.
Die Richter in Arnsberg gaben der Klägerin jedoch die Möglichkeit, einen sogenannten Berufungszulassungsantrag beim Oberverwaltungsgericht in Münster stellen, was die LNU auch tat. Ihr Geschäftsführer Rainer Fischer betonte damals auf Nachfrage dieser Redaktion: „Wir sehen eine gewisse Chance und verlassen uns auf die Expertise unseres Fachanwaltes.“ Über die Berufungszulassung haben die Richter bislang noch nicht entschieden. Unabhängig davon laufen die Arbeiten im Eckenbachtal weiter – sofern der Wettergott ein Nachsehen hat.