Repe/Attendorn. Jahrzehntelang hat Susanne Hallschmied aus Kirchhundem die verrücktesten Diäten ausprobiert. Diese Methode hat sich am Ende wirklich ausgezahlt.
Das vermeintliche „Wundermittel“ Apfelessig ist momentan in aller Munde. Kaum ein Tag vergeht ohne eine neue vermeintliche Abnehm-Erfolgsgeschichte in den Sozialen Medien oder Zeitschriften. Der gute alte Apfelessig soll besonders bei jungen Menschen maßgeblich dazu beitragen, in kurzer Zeit ohne großen Aufwand, an Gewicht zu verlieren, doch was kann das hochgepriesene „Wundermittel“ wirklich? Die Kirchhundemerin Susanne Hallschmied hat fast jede Diät-Idee ausprobiert. Im Gespräch spricht sie unter anderem über ihre persönlichen Erfahrungen mit Apfelessig.
Kein Erfolg mit Diäten
Susanne Hallschmied hat wirklich vieles ausprobiert – von einer Mayo-Diät bis zum Heilfasten war fast alles mit dabei. Über 40 Jahre ist sie bereits auf der Suche nach der perfekten Abnehm-Methode, doch wirklich dauerhaft fündig geworden, ist sie bis heute nicht. Als junge Erwachsene blättert sie in den 80ern gerne in Magazinen herum und liest die Erfolgsgeschichten der damaligen Stars und Sternchen. Die Geschichten prägen sie – Hallschmied glaubt, trotz normalen Gewichts, genau so aussehen zu müssen wie die Stars und beschließt daher verschiedene Diäten auszuprobieren. Doch die Diäten schlagen einfach nicht an. „Ich wollte mit möglichst wenig Aufwand, den größtmöglichen Erfolg“, spricht Hallschmied über ihre Intentionen.
Auf der Suche nach dem entspanntesten Weg, schnell Gewicht zu verlieren, entdeckt sie den Apfelessig. Die heute 66-Jährige fügt jeden Morgen ein bis zwei Esslöffel Apfelessig in ein Glas Wasser und ernährt sich dabei wie gewohnt weiter. Auch nach einiger Zeit tut sich jedoch überhaupt nichts an ihrem Gewicht. Dafür ist das morgendliche Trinken ein echter Kampf für die Rentnerin. Der intensive und starke Geschmack des Essigs geht nicht mehr so schnell aus dem Mund – zudem fällt es ihr schwer, das „Wundermittel“ überhaupt zu trinken. Hallschmied beschließt mangels Resultaten nach einiger Zeit, die Diät abzubrechen. „Ich habe mir damals die Sachen gekauft und probiert. Manchmal hat es wirklich widerlich geschmeckt. Das war für mich alles über einen längeren Zeitraum nicht durchführbar“, erinnert sie sich zurück.
Nachdem nichts wirklich funktionieren will, startet die 66-Jährige mit einer ärztlich überwachten BCM-Diät. Dabei soll täglich zu Tagesbeginn ein Eiweißshake zu sich genommen werden, dieser sättigt mehr und soll dafür sorgen, dass bei der späteren Mahlzeit so viel gegessen werden kann, bis das Sättigungsgefühl eintritt. Die sehr umstrittene Methode schlägt bei ihr über einen längeren Zeitraum an. Nachdem sie den Shake wieder absetzt, kommt es Jahre später zum Jo-Jo-Effekt. „Danach hat es wieder mit mehr Zwischenmahlzeiten angefangen“, betont sie. Inzwischen glaubt Hallschmied nicht mehr an die schnelle Wirksamkeit von ausgefallenen Diäten. „Die Diäten sind alle viel zu einseitig. Das macht auf Dauer krank.“ Und weiter: „Die Informationen fehlen und ob es Nebenwirkungen gibt, das steht nirgends“, betont die Rentnerin. Stattdessen setzt die 66-Jährige seit einem halben Jahr auf eine ausgewogenere Ernährung mit deutlich mehr kleinen Zwischenmahlzeiten, um überhaupt erst kein großes Heißhungergefühl aufkommen zu lassen. „Ich habe mich sehr müde gefühlt, jetzt habe ich deutlich mehr Energie“, sieht sie große Fortschritte.
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Apfelessig nur ein „Placebo“
Die studierte und zertifizierte Ernährungsberaterin Corinna Wiffel hat Hallschmied zu einer proteinreichen Ernährung mit kleinen Zwischenmahlzeiten geraten. Sie warnt eindringlich vor Diät-Methoden, wie BCM. Die eingesetzten Shakes könnten auf Dauer zu ernsthaften körperlichen Beschwerden oder auch Schäden führen. Dazu trete in den meisten Fällen ein noch stärkerer Jo-Jo-Effekt ein. Der Expertin ist der Hype um den Apfelessig nicht entgangen. Bereits in den 70ern sei das „Wundermittel“ angepriesen worden, doch eine tatsächliche Abnahmewirkung im Körper konnte bis zuletzt wissenschaftlich nicht festgestellt werden. „Solche Hypes sind zwischenzeitlich immer hochgepuscht. Man nimmt nicht vom Apfelessig ab, sondern aufgrund des Zusammenspiels der gesamten Ernährung. Apfelessig hat selber nur eine Placebo-Wirkung“, hält Wiffel fest.
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Viele würden einen Esslöffel Apfelessig in ein Glas Wasser beimischen und erwarten, dass sie nun von alleine abnehmen. Zu einer gesunden Gewichtsreduktion gehörten aber deutlich mehr Faktoren – angefangen mit der jeweiligen Ernährung. Besonders die Kombination aus Getreideprodukten (Ballaststoffen), Obst- und Gemüse sowie pflanzlichem und tierischem Eiweiß sei grundlegend für eine gesunde Ernährung, so Wiffel weiter. Zudem sorge die dauerhafte Einnahme von Apfelessig für ernste körperliche Probleme. Bei vielen Patienten käme es zu starkem Sodbrennen bis hin zu Magenproblemen. Dazu werde der Zahnschmelz angegriffen. Was die Nutzung von Apfelessig angeht, hat die 60-Jährige einen „echten Geheimtipp“: „Das ist wunderbar zur Salatzubereitung“, lächelt Wiffel, die in Repe eine Ernährungsberatung anbietet.