Finnentrop. Nina Hennken aus Finnentrop ist Physio- und Hippotherapeutin. Die 28-Jährige setzt auf neue Behandlungsmethoden. So funktioniert die Therapie.
„Eins, zwei, drei“, zählt der kleine Junge auf dem großen Pferd in Finnentrop, auf dem er sitzt. Er streckt abwechselnd seine Arme aus. Einmal nach rechts, dann nach links und zwischendurch greifen die kleinen Hände immer wieder zum Sattel. Im Takt des Pferdes, das ganz ruhig im Schritt läuft, zählt er bis zehn und wiederholt diese Übung, ganz langsam und vorsichtig. „Super machst du das“, lobt Nina Hennken den 5-jährigen Jonas am Ende der Therapiestunde.
Weitere Themen im Kreis Olpe
- Grill „Zur Brücke“ verabschiedet sich mit großer Final-Party
- Senkrechtstarter Mahmud Esat Yazlak: Top-Azubi bei Gedia
- Zweite Chance für exklusive Luxusmode: „Liebe meinen Job“
In Ortsrandlage liegt der kleine Reitplatz, angrenzend an ein Waldgebiet. Schon von weitem hört man die Pferde wiehern. Der Geruch eines frisch gestriegelten Pferdes macht sich in der Nase bemerkbar. Und da steht es: Das braun und weiß gescheckte, hübsche Pferd mit der langen Mähne. Ganz ruhig und abwartend, auf das, was jetzt passieren wird. Gallileo heißt das Pferd. Ein Lewitzer – eine Ponyrasse, die eigentlich nur 148 Zentimeter (Stockmaß) groß wird. Doch der 19-Jährige hat ein Stockmaß von 1,60 Meter und wirkt riesig. Hier hat Nina Hennken ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Auch interessant
Physiotherapeutin liebt die Natur und die Pferde
Seit dem Kindesalter reitet die 28-Jährige, die staatlich anerkannte Physiotherapeutin ist. Sie liebt die Natur und die Pferde. Schon während ihrer Arbeit in verschiedenen Physiotherapie-Praxen war es ihr Wunsch, mit neurologisch erkrankten Patienten zu arbeiten. Sie entschloss sich für eine Zusatzausbildung zur Hippo- und Reittherapeutin mit der Zusatzqualifikation heilpädagogisches Reiten und bildete ihre zwei Pferde Gallileo und Bandido zu Therapiepferden aus. Seit Sommer 2021 arbeitet sie im Nebenerwerb im Bereich tiergestützte, physiotherapeutische Therapie.
Eine Therapie, die durch die dreidimensionalen, rhythmischen Bewegungen des Pferderückens gezielt dafür genutzt werden, um physiologische Reaktionen auf den Patienten zu übertragen. Der 5-jährige Jonas kommt seit zweieinhalb Jahren zur Reittherapie und hat tolle Fortschritte gemacht. Das erzählt auch seine Mama Lena: „Er hat deutliche Fortschritte bezüglich der Motorik und des Körpergefühls gemacht. Insbesondere das Gleichgewicht kann er jetzt wesentlich besser halten, außerdem ist er viel selbstbewusster und seine Muskeln einiges stärker.“
Hippotherapie verbessert das Gleichgewicht
Erfolge, die auch Nina Hennken täglich bei ihren Patienten sieht: „Ich behandele Menschen mit Multipler Sklerose, mit Schlaganfällen oder Kinder mit Behinderungen. Es bestätigt mich, indem, was ich tue, wenn ich sehe, wie sich meine Patienten entwickeln.“ Durch Hippotherapie verbessert sich nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch die Sitzbalance. Nina Hennken ist es schon gelungen, mit ihrer ruhigen Art der Therapie Spastiken zu reduzieren. „Das ist für die Patienten und auch für die Pferde sehr anstrengend, weil gerade diese Patienten nicht vor einer eintretenden Spastik warnen“, erklärt die 28-Jährige.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Mit dabei ist immer Mama Ines. Sie arbeitet ebenfalls in einer Physiotherapiepraxis als Masseurin. Bei den Reittherapien ist es ihre Aufgabe, die Pferde zu führen. Denn Nina Hennken weicht weder ihren Patienten noch ihren Pferden von der Seite. Sie stabilisiert mit ihrer Hand den Rücken der Patienten. Die Erkrankungen sind unterschiedlicher Art. Neben neurologischen Problemen unterstützt sie auch Menschen mit Entwicklungsverzögerungen und psychischen Krankheitsbildern, wie Depressionen, Angstzuständen oder Traumata. „Viele Patienten fühlen sich auf dem Rücken eines Pferdes frei und öffnen sich mit der Zeit“, beschreibt die Therapeutin.
Und schon reicht sie dem 5-jährigen Jonas auf dem Reitplatz zwei bunte Tücher in die Hand und fordert ihn auf, seine Arme zu kreisen. Langsam und mutig hebt er seine Arme, obwohl das große Pferd Gallileo weiter läuft. In der linken Hand hat er ein blaues Tuch, in der rechten ein schwarzes. Jonas ist glücklich, er lacht ganz laut und kreist seine Arme. Die Tücher flattern in der Luft.