Attendorn. Dennis Kujawa, Vorstand vom Cannabis Club Attendorn möchte ab Juli im großen Stil anbauen. Er träumt von einem riesigen Wirtschaftszweig.
Der Cannabis Social Club Attendorn „HanseBuds“ e.V. hat sich im November 2023 gegründet und ist bereits im Vereinsregister des Amtsgerichts Siegen eingetragen. Als Mission möchte der Club über die Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis informieren und die Sicherheit und Qualität des Konsums erhöhen. Über 100 Mitglieder hat der Verein bereits aufgenommen und sucht derzeit neben einem Vereinsraum in und um Attendorn eine Location, um Cannabis ab Juli anbauen zu können. Im Gespräch erzählt Vorstandsmitglied Dennis Kujawa, wie das Geschäft mit der Droge funktionieren soll.
Wann haben Sie zum ersten Mal gekifft?
Ich bin kein regelmäßiger Kiffer. In meiner Jugend mit 17 habe ich zum ersten Mal Cannabis probiert. Als Dauerkiffer bezeichne ich mich aber nicht.
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Und warum gründen Sie dann einen Cannabis Social Club?
Viele Bekannte sind Gelegenheitskiffer, die sich regelmäßig darüber beklagt haben, dass das Cannabis auf der Straße gestreckt ist und die Gesundheit gefährdet. Wir möchten unseren Mitgliedern qualitativ hochwertiges Cannabis zur Verfügung stellen. Gleichzeitig möchten wir aber auch unseren Präventionsauftrag erfüllen und Leuten den Umgang mit Cannabis näherbringen. Damit der Konsum nicht in der Sucht ausartet, die böse endet. Das ist mit Alkohol genauso. Den kann man in Maßen konsumieren, oder man übertreibt es eben. Wie bei jeder anderen Droge auch.
Sie wollen jetzt nicht den Konsum einer Droge mit Alkohol vergleichen?
Alkohol ist doch genauso eine Droge wie Cannabis. Wir befinden uns derzeit in einem Zeitalter, wie es früher in der Prohibition gewesen ist. Da war Alkohol verboten und die Leute haben schwarz gebrannt und den Konsum heimlich vollzogen. Und das ist heutzutage genau dasselbe Zeitalter, nur mit Cannabis. Wir befinden uns also gerade in einem Umbruch. Und da sehe ich auch den Auftrag unseres Clubs, den Menschen Cannabis näherzubringen. Dass der Konsum nicht so schlimm ist, wie es in der Vergangenheit in den Medien verbreitet wurde. In meinen Augen ist Alkohol die schlimmere Droge.
Heißt? Sie selbst greifen eher zum Joint als zu Alkohol?
Ich trinke weder Alkohol noch konsumiere ich regelmäßig Cannabis.
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Und warum gründen Sie dann einen Club, ohne selbst davon den Nutzen zu haben?
Viele Freunde konsumieren regelmäßig. Und mein Ansporn ist es einfach, dass unsere Mitglieder gutes Cannabis bekommen und nicht gestrecktes Cannabis aus Profitgier der Dealer. Denn meistens sind es die Chemikalien, die zu gesundheitlichen Problemen führen. Es soll mein Beitrag zur Gesellschaft sein, dass Cannabis nicht so schlimm ist, wie immer dargestellt.
Stichwort gesundheitliche Schäden: Bis zu 50 Gramm Cannabis kann man kaufen. Ist das noch gesund?
Die Dosis macht das Gift. Klar kann es böse enden, wenn man es übertreibt. Aber das ist mit Alkohol ja auch so. Leute, die ich kenne und Cannabis konsumieren, nehmen es um kreativer zu werden, aber auch zum Entspannen.
Dann fördern Sie also den Zustand des „Gut Fühlens“ mit dem Verkauf im Club, wenn ein Mitglied anfangs noch 10 Gramm bestellt und nachher 50 Gramm benötigt?
Wir fördern es nicht. Etwas Verbotenes zu konsumieren ist ein Anreiz für die Menschen, gerade wenn es jüngere Leute sind. Jetzt ist Cannabis legal und vielleicht rauchen dann auch weniger Menschen Cannabis, weil es jetzt erlaubt ist. Das ist auch ein psychologischer Hintergrund. In unserem Club wird es einen Präventionsbeauftragten geben und wir behalten das schon im Auge, ob ein Mitglied seinen Konsum steigert.
Wie läuft das denn in Ihrem Club künftig?
Wir sind als Club eine Anbauvereinigung, bei der Mitglieder Cannabis legal erwerben können. Und beantragen ab 1. Juli eine Anbaugenehmigung, um selbst anbauen zu dürfen. Bislang sind wir nur ein Verein, der Mitglieder aufnimmt. Wir haben einen Anwalt aus Frankfurt, der uns dahingehend mit allen Formalitäten unterstützt. Außerdem brauchen wir in unserem Club einen Jugendschutzbeauftragten und einen Sucht- und Präventionsbeauftragten. Zurzeit suchen wir eine Location in der Größenordnung 150 bis 200 Quadratmeter in und um Attendorn, wo wir Cannabis anbauen können.
Und zusätzlich noch einen Vereinsraum?
Der Vereinsraum soll an unabhängiger Stelle sein. Wir sind uns darüber im Klaren, dass es ein Sicherheitsfaktor ist, wenn jeder weiß, wo wir anbauen. Das wird eine große Anlaufstelle für Kriminalität und Einbrüche sein und daher wollen wir versuchen, den Ort – so weit es uns möglich ist – geheim zu halten. Wir müssen bei der Zulassung auch ein Sicherheitskonzept vorlegen.
Wie viele Pflanzen dürfen Sie als Club denn anbauen? Und wann kann ich das erste Gramm kaufen?
Wir dürfen so viel anbauen, wie wir möchten. Wir müssen sicherstellen, dass wir keinen Überschuss produzieren. Wir verkaufen das Cannabis auch nur zum Selbstkostenpreis. Wenn wir ab 1. Juli anbauen dürfen, rechnen wir frühstens im September damit, unsere Mitglieder versorgen zu können.
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Was kostet ein Gramm bei Ihnen?
Höchstwahrscheinlich zwischen fünf und sechs Euro. Das müssen wir dann mit dem Steuerberater kalkulieren. Aber es wird nur halb so viel, wie auf der Straße kosten. Wir müssen dem Gesetzgeber genau auflisten, was und warum wir wie viel anbauen. Der Social Club ist ein großes Bürokratie-Monster mit vielen Dokumentationspflichten, Auflagen und Qualitätssicherung.
Und wie wollen Sie das nachweisen?
Wir nehmen schon Mitglieder auf, die ihre Beiträge bezahlen und haben das entsprechend gestaffelt. Die Aufnahmegebühr beträgt 100 Euro. Und die Monatsbeiträge haben wir sinnvoll gestaffelt, nach der Abnahmemenge der Mitglieder. Heißt: Wer zehn Gramm Cannabis im Monat kaufen möchte, zahlt zehn Euro Beitrag, bei 25 Gramm sind es 25 Euro und bei 50 Gramm Abnahme sind es 50 Euro Beitrag – also ein Euro pro Gramm. So können wir das dem Gesetzgeber einfacher nachweisen.
Wer kann Mitglied im Verein werden?
Wir nehmen Mitglieder ab 21 Jahren auf. Diese müssen vorab ein Online-Formular ausfüllen und werden dann zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wir sprechen mit jedem Mitglied persönlich, um zu schauen, ob es auch zwischenmenschlich passt und ob sich die Mitglieder im Verein engagieren möchten. Im Gespräch füllen sie eine Checkliste aus. In dieser fragen wir ab, auf welchem Gebiet Vorerfahrungen zum Beispiel im Anbau, Equipment, Verkaufs-, Gesundheits- oder Steuerbereich vorhanden sind, um im Bedarfsfall auf Personal aus den eigenen Reihen zurückgreifen zu können. Ein Verein bedeutet: alle zusammen.
100 Mitglieder mal 100 Euro Beitrag plus die Mitgliedsbeiträge. Eine nette Summe. Was passiert mit dem Geld?
Wir sind sieben Gründer, die alle mit 1500 Euro in Vorleistung getreten sind und dem Verein das Geld als Privatkredit zur Verfügung gestellt haben. Unsere Vision ist, es vernünftig zu machen. Daher arbeiten wir auch mit einem Anwalt zusammen, der uns berät und unterstützt und das kostet seinen Preis. Wir müssen bald für mindestens 100 Mitglieder anbauen, eine Location finden und das Equipment kaufen. Dafür brauchen wir eine hohe Anfangsinvestition.
Investitionen und viel Zeit, die sie in diesen Verein investieren. Das machen Sie doch nicht aus Jux und Tollerei. Was versprechen Sie sich davon?
Meine Intention ist, dass wir irgendwann Geld damit verdienen werden. Wir dürfen zwar keine Gewinne erwirtschaften, aber der Vorstand darf sich ein Gehalt auszahlen. Meine Idee ist, dass wir später einen großen, neuen Wirtschaftszweig damit erlangen werden, wodurch neue Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen werden.
Ausbildung zum Cannabis-Gärtner? Quasi wie beim Golfen der Greenkeeper?
Warum nicht? Das ist ein Vollzeit-Job, wenn wir demnächst im großen Stil anbauen. Es geht um die Pflanze an sich und das wird man später an den Qualitätsunterschieden merken, wenn jeder selbst anbaut. Da kann sich viel entwickeln. Deshalb haben wir uns den Namen „HanseBuds“ gegeben, um daraus eine Eigenmarke zu entwickeln. Das war bei Krombacher auch so, die haben klein angefangen und es groß gemacht. Warum soll das mit Cannabis nicht auch funktionieren? Einfach mal groß denken. Wir befinden uns noch am Anfang, aber zehn Jahre weiter werden die Leute sicher nicht mehr so abgeschreckt von Cannabis sein.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass ich einen großen Fuß in das Cannabis-Geschäft bekomme. Mein Traum ist es schon immer, selbstständig zu sein. Ich bin nicht der geborene Arbeitnehmer. Ich möchte neue Wege gehen, die vorher noch niemand gegangen ist. Die Traumvorstellung ist es – vielleicht als GmbH – irgendwann im großen Stil zu produzieren.
Neue Wege gehen, geht der Kreis Olpe bald zu Fuß, wenn immer mehr Menschen Cannabis konsumieren und die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigt ist?
Wenn es nach mir gehen würde, wäre bei Alkohol und Cannabis die 0,0 Grenze gesetzt. Man muss schon klar sein, wenn man ein Fahrzeug führt, um nicht sein eigenes Leben und das von vielen anderen zu versauen.
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Sie sagen, dass sie mit lokalen Institutionen zusammenarbeiten wollen, was heißt das?
Der Optimalfall wäre eine Zusammenarbeit mit der Caritas-Suchtberatung, um Schulungen und Veranstaltungen anzubieten. Unser Auftrag ist es, den Leuten einen verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis nahezubringen, damit nach Cannabis nicht zu Kokain oder Heroin gegriffen wird. Wobei das Gesetz dahingehend nicht ausgereift genug ist.
Was meinen Sie damit?
Wir brauchen einen Sucht- und Präventionsbeauftragten, dürfen aber in unseren Vereinsräumen nicht konsumieren. Was bringt das, wenn er gar nicht eingreifen kann oder das Konsumverhalten vor Ort sieht, wenn ein Konsument beispielsweise total kaputt auf der Couch liegt.
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Wie wollen Sie Missverständnisse und Vorurteile zum Thema Cannabis aus dem Weg räumen?
Gerade hier im Sauerland, wo die Leute noch sehr konservativ denken und es noch Generationskonflikte gibt, ist die Toleranz für Cannabis gerade bei älteren Leuten nicht sehr hoch. Da wird Alkohol mehr toleriert und auch konsumiert. Wir wollen erklären, dass Cannabis eben nicht das Teufelszeug und keine Einstiegsdroge ist. Alkohol und Nikotin sind auch Drogen und eine Sucht findet im Kopf statt. Nur an Cannabis ist nachweislich noch niemand verstorben.
An einer Psychose, die durch Cannabis ausgelöst wurde und im Suizid endete, aber schon.
Als kleines Beispiel: Nehmen wir fünf Personen. Die eine Gruppe trinkt Alkohol und die andere Gruppe konsumiert Cannabis. Die Gruppe, die Alkohol trinkt, wird anfangen rumzupöbeln oder etwas kaputtzumachen, weil das Aggressionsverhalten unter Alkohol so hoch ist. Die Cannabis-Gruppe wird lachen und im schlimmsten Fall einschlafen. Beides ist eine Droge.
Cannabis Club als Anbauvereinigung – rauchen Sie bei den Ernten dann wieder häufiger den ein oder anderen Joint, um die Qualität vor der Abgabe an die Kunden zu prüfen?
Wir müssen das Cannabis qualitativ hochwertig anbauen. Wir werden hohe Auflagen haben und die Reinheit und den THC-Gehalt prüfen und dokumentieren. Cannabis ist und bleibt eine Droge, aber die Gesundheit gefährden oft Chemikalien, die Straßenhändler zum Strecken von Cannabis verwenden. Ich selbst habe einen verantwortungsvollen Umgang und konsumiere kaum bis wenig. Für mich ist es zum Entspannen, herunterkommen, weil ich sehr viel in meinem Kopf habe. Einfach, um mich einmal zu resetten.