Wenden. Über die Zukunft des Wendener Bades wurde lange Zeit heiß diskutiert. Jetzt hat der Rat eine Entscheidung getroffen. So fällt sie aus.
Es war eine denkwürdige Haushaltsdebatte am Mittwochabend im Wendener Ratssaal. Dreieinhalb Stunden gab es hitzige Wortgefechte. Heike Quast (UWG) sprach gar von einer „Schlammschlacht“ und lag mit dieser Einschätzung durchaus richtig. Der Neubau des Hallenbades schlug hohe Wellen und ließ das Fass beinahe zum Überlaufen bringen. Nachdem durchgesickert war, dass die CDU den Stopfen ziehen will, ist das Misstrauen bei SPD, UWG und Grünen groß. So groß, dass die drei Fraktionen zu einem ungewöhnlichen Mittel griffen. Sie beschlossen im Rat mit ihrer Mehrheit gegen die Union einen Sperrvermerk für andere Projekte im Haushaltsplan 2024 und setzten das neue Bad ganz nach oben auf die Agenda.
Dieser bereits im Haupt- und Finanzausschuss am Montagabend von SPD-Fraktionschef Ludger Reuber angekündigte Sperrvermerk hatte auch einige Feuerwehr-Kameraden auf den Plan gerufen, die die Ratssitzung von der Zuschauertribüne aus verfolgten. Für folgende Projekte beschlossen die drei Fraktionen den Sperrvermerk: Umbau/Erweiterung der Grundschule Wenden, Anbau der Grundschule Rothemühle, Anbau der Grundschule Gerlingen, Neubau der Feuerwehrgerätehäuser in Hillmicke und Hünsborn sowie Umbau der Gesamtschule Wenden.
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„Bei diesen Vorhaben der Investitionsstrategie steht die Ampel auf Rot. Diese Projekte können erst gestartet werden, nachdem die Sperre aufgehoben wurde. Wir nehmen die Verwaltung in die Pflicht. Sie soll uns sagen, was machbar ist. Zur Klarstellung: Der Sperrvermerk bedeutet nicht das Aus für diese Projekte. Sinnbildlich wird diesen zunächst ein Schloss angebracht. Es liegt an der Verwaltung, dieses wieder zu öffnen“, sagte SPD-Fraktionschef Ludger Reuber. Über die Auflösung des Sperrvermerkes berate der HFA auf Vorschlag des Bürgermeisters, so Thorsten Scheen (UWG).
Grünes Licht für vier Projekte
Für vier Projekte steht die Ampel hingegen auf grün. „Sie müssen fertiggestellt werden, bevor andere Projekte begonnen werden“, betonte Reuber. Ganz oben steht das neue Bad. „Die Planungen für den Neubau des Hallenbades sind weit vorangeschritten und der Baubeginn ist bereits für Mitte nächsten Jahres geplant. Das neue Hallenbad wertet nicht nur die Gesamtschule und deren Schulsport auf, sondern es ist ein Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger Wendens sowie für die DLRG und den Rehasport“, so Reuber. Weiter werden jetzt zunächst umgesetzt: Der bereits begonnene Umbau und die Sanierung der Grundschule Hünsborn, die Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses in Gerlingen sowie eine Interimslösung für einen weiteren Klassenraum an der Grundschule Rothemühle im Frühjahr 2024.
„Hat das kleine Einmaleins und das Alphabet für unsere Kinder Vorrang oder ist dies wirklich, wie von der Wendener Ampel favorisiert, der Erwerb des Seepferdchens?“, hatte Martin Solbach (CDU) in seiner Etatrede gesagt. Dies brachte Ludger Reuber in Rage: „Es gibt gar keinen Grund, das Schwimmbad ins Lächerliche zu ziehen.“ Der Neubau des Bades sei in einer „Nacht- und Nebelaktion“ beschlossen worden, meinte Bernd Clemens zu dem überraschenden Beschluss von SPD, UWG und Grünen in der Haushaltsdebatte im Februar 2021. Schon vor einem Jahr habe er gesagt, dass die Verwaltung nicht in der Lage sei, mit dem vorhandenen Personal die ganzen geplanten Investitionen umzusetzen, so der Bürgermeister.
„Wenn man nur das Wort Schwimmbad in den Mund nimmt, wird man überfahren. Das Bad ist die falsche Priorisierung“, sagte Jürgen Greis (CDU). „Die Feuerwehrgerätehäuser sind eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Das muss dringend umgesetzt werden“, betonte Wolfgang Solbach (CDU). Man müsse prüfen, zu welchen Konsequenzen dieser Sperrvermerk führe, meinte Bürgermeister Clemens: „Fakt ist: Die Arbeit an diesen Projekten wird erst mal auf Eis gelegt.“
Er verstehe nicht, wie man solch einen Antrag stellen könne, so Christian Stock (CDU): „Es geht um Investitionen in Schulen und Feuerwehrhäuser. Ich kann nicht verstehen, dass ein Schwimmbad wichtiger ist.“ Er beantragte, dass die Planungen zur Modernisierung der Schulen und Feuerwehrhäuser vorrangig behandelt werden sollen. Doch hierfür gab es nur die Stimmen der Union.
„Schwimmen ist auch Bildung. Das steht auf dem Stundenplan. Das sollten Sie als Lehrer wissen, Herr Stock“, sagte Ludger Reuber. Und zur Aussage von Martin Solbach, dass man doch auch in Gerlingen gut schwimmen könne, meinte Reuber: „Die Bäder sind zum Fremdschämen.“