Windhausen. Ein Schützenbruder in Windhausen plädiert dafür, dass auch Frauen aufgenommen werden. Doch der Vereinsvorsitzende ist skeptisch.
Es wäre ein Novum in der Hansestadt: Als erster Schützenverein im Attendorner Stadtgebiet könnte die St.-Antonius-Schützenbruderschaft aus Windhausen Frauen den Weg zur Mitgliedschaft ebnen. Auf Wunsch von Mitglied Richard Hecker werden die Schützenbrüder in ihrer Jahreshauptversammlung Ende Januar (Samstag, 27. Januar, 19 Uhr in der Schützenhalle) über einen „Antrag auf Vorbereitung einer Satzungsänderung zur Aufnahme von Frauen in den Verein“ abstimmen. Andere Schützenvereine im Kreis Olpe, beispielsweise in Meggen, haben schon vor vielen Jahren die „Mitglieds-Tür“ für Frauen geöffnet. Das Thema hatte durch ein Urteil des Bundesfinanzhofes im Jahr 2017 für Schlagzeilen gesorgt. Damals hatte der Oberste Gerichtshof einer Freimaurerloge, die nur Männer als Mitglieder aufnimmt, die Gemeinnützigkeit abgesprochen, weil sie keine zwingenden sachlichen Gründe für den Ausschluss von Frauen anführen konnte. Damals betonten die Richter, dass auch anderen Vereinen wie den Schützen die Gemeinnützigkeit abgesprochen werden könnte, wenn sie Frauen die Mitgliedschaft verwehren. Passiert ist seitdem aber nichts.
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„Die Frauen gehören einfach dazu, sie machen häufig im Hintergrund die Arbeit, warum sollten sie nicht Mitglieder werden“, erklärt Antragssteller Richard Hecker, einer von insgesamt 285 Mitgliedern. Allerdings macht sich im Vorfeld auch Skepsis breit. Christoph Rauterkus, 1. Vorsitzender der Schützenbruderschaft, ist geteilter Meinung. Nicht etwa, weil er aus grundsätzlichen Motiven den Frauen den Weg in den Verein versperren will, sondern vielmehr aufgrund des bürokratischen Aufwandes. Denn sollten die Mitglieder aus Windhausen tatsächlich einer Satzungsänderung zustimmen - zunächst geht es Ende Januar aber „nur“ darum, ob der Vorstand einen Auftrag zur Vorbereitung einer solchen Änderung erhält -, müssten sie sich beispielsweise mit der Frage befassen, ob der Name Schützenbruderschaft noch tragbar sei oder die Fahnen ausgetauscht werden müssten. „Das hängt ein langer Rattenschwanz dran“, betont Rauterkus.
Rechtlich keinen Zwang zur Namensänderung
Rein rechtlich sieht Notar und Rechtswalt Sascha Koch aus Attendorn, bekanntlich auch Hauptmann der Attendorner Schützengesellschaft von 1222, keinen Zwang einer Namensänderung, sollte es so weit kommen. Viel mehr stehe die Frage im Raum, was die Mitglieder wollen. „Es geht für die Schützenbrüder um die Folgefragen, die sich durch einen solchen Beschluss ergeben würden.“ Der formale Akt der Satzungsänderung sei hingegen kein großes Problem. „In Windhausen geht es jetzt erstmal um das Votum der Mitglieder und einen möglichen Auftrag an den Vorstand. In einer weiteren Versammlung bräuchte es dann noch eine satzungsändernde Mehrheit zur Beschlussfähigkeit“, erklärt Koch.
Grundsätzlich befürwortet Martin Tillmann, Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes mit seinen etwa 350 Mitgliedsvereinen, den Trend, dass immer mehr Schützenvereine Frauen aufnehmen - eine Statistik führe der Sauerländer Schützenbund indes nicht. Allerdings bliebe ein nachhaltiger Erfolg bislang aus, erklärt Tillmann: „In den Vereinen, in die Frauen aufgenommen werden können, bleibt die große Eintrittswelle bislang aus.“ Vermutlich sehen viele Frauen schlicht keinen plausiblen Grund dafür, dem Verein als Mitglied anzugehören.
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Anders ist das im Meggener Schützenverein. Laut Thorsten Stachelscheid, Vereinsvorsitzender in dem Verein aus der Lennestadt, trat die erste Frau bereits im Jahr 1980 bei. Aktuell sind rund 100 Damen Mitglied in dem Verein, der insgesamt 850 Personen zählt. Die Frauen zahlen zwar nur den hälftigen Jahresbeitrag, besitzen ansonsten aber dieselben Rechte und Pflichten. „Sie können auf den Vogel schießen, an Hauptversammlungen teilnehmen oder sich im Vorstand engagieren“, erklärt Stachelscheid. So engagiert sich mit Nina Friedrichs eine Frau als Besitzerin in Meggen, die durchaus auch in Attendorn bekannt ist: Sie ist die Freundin des ehemaligen Vogelkönigs Marcel Louwen. „Das Einzige, was wir von unseren Mitgliedsdamen erwarten, ist, dass sie im Festzug mit weißer Hose und Bluse mitlaufen und nicht etwa im Kleid, also der Kleiderordnung angepasst“, betont Stachelscheid, der ergänzt: „Es geht doch darum, Positionen zu besetzen mit Leuten, die geeignet sind, unabhängig von der Frage des Geschlechts.“ So weit sind die Schützenbrüder aus Windhausen allerdings noch lange nicht.