Kreis Olpe. Jessica Bock aus Attendorn ist hauptberuflich Fitness-Influencerin und studiert nebenbei BWL in Köln. Sie verrät ihr Geheimrezept.
Ein Job, der riesengroßen Spaß macht, davon träumen die meisten. Und diesen Traum lebt Jessica Bock aus Attendorn. Die 21-Jährige ist von Hauptberuf Influencerin mit Leidenschaft, kann davon gut leben und studiert nebenbei Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule in Köln. Allerdings nur dann, wenn sie neben ihrem 24/7-Job als Influencerin noch Zeit findet.
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Auf Instagram und TikTok folgen ihr rund 350.000 Follower und lassen sich inspirieren von ihren Beiträgen. Meist sind es Videos, in denen sie die Entwicklung ihres Körpers darstellt. In Videosequenzen motiviert die muskulöse Sportskanone ihre Fans. Sie zeigt sich bei ihren Trainingseinheiten im Fitnessstudio. Jessica Bock stellt ihren Trainingsplan vor, in dem sie erklärt, mit welchen Gewichten sie an den unterschiedlichen Geräten, wie viele Wiederholungen macht. Sie präsentiert auf den Social-Media-Plattformen, wie sie ihren Körper trainiert, dass er genauso aussieht, wie er für sie selber perfekt erscheint.
Die 21-Jährige spricht mit ihrer Community über die Ernährung, sowohl wenn es um das Thema Abnehmen als auch um den Muskelaufbau geht – und bezieht ihre Follower immer wieder ein. „Ich nehme mir am Tag mindestens zwei bis drei Stunden Zeit, um mich mit meiner Community auseinanderzusetzen und ihre Fragen und Kommentare zu beantworten“, beschreibt Jessica Bock einen Teil ihres Arbeitsalltags. Denn ihre tägliche Hauptbeschäftigung ist es, sich in Videos beim Training zu zeigen. Dafür geht die junge Frau vier bis sechsmal wöchentlich ins Fitnessstudio.
Die sportlichen Anfänge
Als aktive Leichtathletin beim LC Attendorn stand der Sport schon immer im Vordergrund. Kurz vor dem Abitur am Rivius Gymnasium Attendorn im Jahr 2020, als der Corona-Lockdown für eine längere Isolation sorgte, entscheidet die Attendornerin ihren Körper zu definieren: „Ich wollte gerne Muckis haben und habe Papas alte Hanteln gefunden. Damit habe ich dann zu Hause trainiert“. Nach ihrem Abitur – mit einem Notendurchschnitt von 1,1 – geht ihr Weg als Au-pair-Mädchen für zehn Monate nach Irland, bevor sie sich für das BWL-Studium in Köln einschreibt.
Anfang 2022 gibt ihr 24-jähriger Bruder Niklas ihr den Rat, Videos von ihren Trainings bei TikTok hochzuladen. Gesagt, getan. Ihre sportlichen Beiträge gehen viral und begeistern Menschen in ganz Deutschland. Dass dahinter ein Algorithmus steckt, der sie so erfolgreich macht, erklärt sie so: „Wenn die Videos gerne geschaut werden, dann noch mit ‚gefällt mir‘ markiert werden und bis zum Ende angeschaut werden, wird dies bei TikTok und Instagram als positiv gewertet. Das bedeutet, dass die Videos eine größere Ausspielung finden. Und das bedeutet im Umkehrschluss für mich, dass die Follower auf meinem Account hängen bleiben.“
Die Motivation
Dass eine einfache Idee solche Wellen schlägt, hat Jessica Bock sich anfangs nicht träumen lassen. Sie erlebt, wie ihre Community wächst und ihr wird schnell klar: „Wenn ich mit diesem Business zukünftig mein Geld verdienen möchte, muss ich dafür einiges tun, um weitere User zu begeistern“. Sie zeigt eine Reise, ihre Reise – die Entwicklung ihres Körpers, ihre stetig wachsenden Muskeln. Sie zeigt, dass es sich lohnt, am Ball – besser gesagt an der Hantel – zu bleiben, auch wenn nicht gleich Erfolge sichtbar sind. Und das vermittelt die selbstbewusste Frau täglich in ihren Storys. Sie zeigt Fotos bevor sie mit dem Kraftsport begonnen hat und verleiht Ausdruck, dass es Zeit braucht, das nächste Level zu erreichen. „Man sieht nicht gleich aus, wie die Mädels bei Instagram. Dahinter steckt eine lange und eiserne Entwicklung. Wichtig ist es, die Motivation und sich selbst nicht zu verlieren“, spricht sie in ihren Videos zu ihren Followern.
Die Einnahmequelle
Dank der wachsenden Community melden sich mit ESN, einem Hersteller für Supplements (Sportnahrung und Nahrungsergänzung) und Oace (Sportmode) zwei Kooperationspartner bei Jessica Bock, die mit ihr zusammenarbeiten möchten. Produkte, die die 21-Jährige täglich in ihrem Alltag nutzt und zu 100 Prozent dahintersteht, sagt sie. Denn Influencer leben größtenteils von Provisionen aus sogenannten Kooperationsverträgen. Hier bewirbt die Attendornerin auf TikTok und Instagram die Produkte und bietet Rabattcodes an. Durch die Eingabe ihres persönlichen Codes erhält sie von den Kooperationspartnern eine Provision. Heißt: Ihre Follower haben die Möglichkeit, sie zu unterstützen.
„Für mich war das alles Neuland. Ich musste ein Gewerbe anmelden, weil du als Influencerin selbstständig bist. Im ersten Semester meines BWL-Studiums habe ich gelernt, wie ich ein eigenes Unternehmen gründe. Zu beachten gibt es da so viel. Denn anders, als im Anstellungsverhältnis musst du Einkommenssteuer, Umsatz- und Gewerbesteuer selbst an das Finanzamt abführen“, beschreibt Jessica Bock das Geschäft als Influencerin.
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Die Ziele
Den Beruf als Influencerin möchte Jessica Bock gerne weiter ausbauen. Weil es ihr Spaß macht, mit ihren Erfahrungen und ihrer Vision andere Menschen zu motivieren. Das Studium in Betriebswirtschaftslehre möchte sie mit dem Bachelor in den nächsten Jahren abschließen: „Das ist mein Notfall-Plan, wenn es mit dem Influencer-Dasein nicht mehr funktionieren sollte“. Doch bis dahin genießt es die 21-Jährige, ihr eigener Chef zu sein. Sie selbst bezeichnet sich als Marketingagentur, die sich als eigene Marke vermarktet. Und dabei macht sie stets ihr eigenes Ding, mit großer Freude, Hingabe und immer wieder neuen Ideen. Denn Stillstand ist in der Branche kontraproduktiv. Auch wenn sich das Geschäft als Influencerin durchaus lohnt, wirkt die 1,58 Meter große junge Persönlichkeit keineswegs abgehoben. Sie fährt den alten Skoda ihrer Oma, wohnt mit zwei Mädels in einer WG in Köln und finanziert sich ihren Unterhalt und ihr Studium. Alles andere legt sie sich vorsorglich auf die hohe Kante. Von ihrer Familie in Attendorn, die anfangs noch etwas skeptisch war, dass man vom Influencer-Dasein leben kann, erhält sie dabei große Unterstützung. „Ich möchte, dass mein Selbstbewusstsein die Leute motiviert, an sich zu glauben und den ersten Schritt zu machen. Ich weiß selber, wie schwierig dieser Schritt ist und es ist dafür umso motivierender, wenn ich die Entwicklung meiner Follower sehe, die sich trauen und dann auch Erfolge erzielen“, erzählt Jessica Bock.