Finnentrop/Heggen. Klaus Müller gibt nach 33 Jahren sein Heizungs- und Sanitärinstallations-Unternehmen ab – er sieht seinen Kollegen als perfekten Nachfolger.
Klaus Müller aus Heggen, Inhaber des gleichnamigen Betriebes für Heizungs- und Sanitärinstallation, gehört zur sogenannten Babyboomer-Generation. Geboren Anfang der 1960er-Jahre, liegt für ihn der Gedanke an den Ruhestand ganz nah. Das Problem: Einen direkten Nachfolger in der Familie hat er nicht. Auch keinen Mitarbeiter mit solchen Ambitionen. Und bis ins hohe Alter weiterarbeiten in einem Beruf, der körperlich sehr fordert und eine hohe zeitliche Flexibilität benötigt, ist für ihn keine wirkliche Option. Was also soll aus seiner Firma werden?
Kein Einzelschicksal
Vor dieser Frage steht Müller keineswegs als einziger. Immer mehr Handwerksbetriebe, vom Maler bis zum Dachdecker, im ganzen Land und dabei insbesondere Kleinstbetriebe wie der von Müller werden in den kommenden Jahren vakant sein. Bei gleichzeitigem Mangel an Nachfolgern, Gründungs- und Übernahmewillen und sich verändernden Lebensentwürfen.
„In unserer Region ist die Lage in unserem Gewerk noch recht stabil“, sagt Michael Poggel, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik (SHK) für den Kreis Olpe. Was er meint: Auch wenn nicht mehr – wie es früher einmal war – in fast jedem Ort mehrere SHK-Betriebe ansässig sind, kann die Nachfrage gut bedient werden. Ebenso ist die Nachfolge bei einem Großteil der Firmen (schon) geregelt. Und auch darüber hinaus schaut Poggel ganz zuversichtlich in die Zukunft. „Natürlich erleben wir eine Konkurrenz um Auszubildende durch die Industrie. Gleichwohl konnten wir in dem jetzt begonnenen ersten Ausbildungsjahr 22 Auszubildende begrüßen. Es gibt wieder eine Bewegung weg vom Schreibtisch zurück zum Handwerk. Das hat auch mit Corona zu tun. Zudem ist unser Gewerk thematisch breit aufgestellt. Wir werden dringend gebraucht.“
Müller will Kundschaft nicht im Stich lassen
Zurück zu Müller und seinem Betrieb: „Die Firma einfach schließen und meine Kunden allein lassen, das möchte ich nicht“, erklärt er. Nach langem Ringen mit sich selbst hat er nun „eine gute Lösung gefunden“, wie er sagt. Seit einer Weile ist es offiziell: Seinen Betrieb übernimmt die Mantel Haustechnik GmbH aus Attendorn. Damit geht in Heggen eine 33-jährige Ära zu Ende. Für viele Privatkunden und einige renommierte Industrieunternehmen. Keine Frage, dass bei der Vertragsunterzeichnung auch etwas Wehmut mitspielt. Aber ebenso Freude darüber, dass es weitergeht. Verbunden damit sind auch viele Erinnerungen. Denn Klaus Müller und Thorsten Mantel (56) verbindet eine gemeinsame Geschichte.
Diese gemeinsame Geschichte beginnt schon im Kindesalter. Ihre Väter, Peter Müller und Bernd Mantel, hatten eine lange gemeinsame Zeit bei Ernst Vigener in Attendorn. Viele werden sich noch an den bekannten Großhandel für Heizung und Sanitär in der Waldemei erinnern. Ihren Söhnen legten sie die Liebe für das Metier in die Wiege und so machten die beiden ihre Lehre zum Installateur bei Eugen Plassmann in Neu-Listernohl.
Während sich Klaus Müller 1990, im Alter von 28 Jahren, selbstständig machte und seinen eigenen kleinen Betrieb aufbaute, zog es Thorsten Mantel zunächst ins Ruhrgebiet und später nach Köln, wo er sich zum Techniker weiterbildete. 1997 übernahm er das Planungsbüro seines Vaters, das heute unter GMG Gebäudetechnik Mantel firmiert und 17 Angestellte hat. Im Jahr 2010 gründete er die Mantel Haustechnik GmbH mit heute 26 Angestellten, darunter vier Azubis. „Damit wollte ich zurück ins klassische Handwerk rund um Heizung, Sanitär, Lüftung, Kälte- und Klimatechnik, das ich ja von der Pike auf gelernt habe und mir immer Spaß gemacht hat“, erklärt Mantel.
Richtige Entscheidung getroffen
„Ich denke, dass ich mit Thorsten den richtigen Nachfolger für meinen Betrieb gefunden habe. Und den besten Partner für meine Kunden, die bei Mantel genauso weiter betreut werden, wie sie es aus der Vergangenheit gewohnt sind“, so Müller. Was er ebenso schätzt: dass bei Mantel ausgebildet wird. Auch ein Anliegen Müllers, der selbst immer ausgebildet hat. Ein großes Danke für das ihm entgegengebrachte Vertrauen über mehr als drei Jahrzehnte schickt er nun an „seine“ Betriebe und Haushalte, in denen er sich zusammen mit seinem Team zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit, Werk- und Wochenendtags um Wasser, Gas und Wärme sorgte. Denn Haustechnik fragt nicht nach dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr funktionieren will. Für Klaus Müller wird es nach vielen Jahren wohl das erste Mal sein, dass er an den Weihnachtstagen nicht in Bereitschaft ist, damit niemand die „Stille Nacht“ in Kälte verbringen muss.