Kreis Olpe. Die effektive Abnehmspritze von Ozempic macht im Kreis Olpe die Runde. Die riesige Nachfrage hat ernsthafte Folgen für Typ-2 Diabetiker.

Die neue Abnehmspritze ist aktuell in aller Munde. Viele Menschen wollen in möglichst kurzer Zeit schnell abnehmen, und genau das versprechen die Medikamente „Wegovy“ und „Ozempic“. Das vermeintliche Wundermittel wird jedoch eigentlich schon viele Jahre bei der Behandlung von Diabetes Typ-2 Patienten eingesetzt. Die Zulassung für Personen mit starkem Übergewicht hat auch im Kreis Olpe einen wahren Boom ausgelöst und sorgt schon jetzt für einen dauerhaften Engpass bei der Verfügbarkeit des Ozempic-Medikaments – mit dramatischen Folgen für ernsthaft erkrankte Patienten.

Unverständnis über zu geringe Produktion

Ulf Ullenboom, Inhaber der Olper Apotheke am Markt, kann die Planung der Medikamentenhersteller nicht nachvollziehen – seit Wochen ist er damit beschäftigt, den Rezeptwünschen seiner Kunden nachzukommen. Bei der Abnehmspritze stoßen die örtlichen Apotheken jedoch an absolute Grenzen. „Im Prinzip braucht man seine Nachfolgeprodukte direkt nach dem ersten Kauf. Ich sage hier immer: Wenn die eine Spritze da ist, sollte die nächste geordert werden“, ordnet der erfahrene Apotheker ein. Nach der großen Werbeaktion des „Wegovy-Medikaments“ sei der Hersteller in der Produktion des Wirkstoffs nicht hinterhergekommen.

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Laut Ullenboom sei für Deutschland allein die drei- bis vierfache Produktionsmenge nötig gewesen. Das mache sich nun hinter der Ladentheke bemerkbar. Allein neuen Kunden befänden sich momentan auf der Warteliste für das Ozempic-Medikament (0,5er-Dosis) und auch bei „Wegovy“ sehe es kaum besser aus. Durchaus möglich, dass wegen der Knappheit bei „Wegovy“ auf das für Diabetes-Typ-2 Patienten lebenswichtige Ozempic-Medikament ausgewichen worden sei. Für Ullenboom eine unsägliche Situation: „Das Blöde ist, dass wir nicht wissen, für wen was ist. Ich habe auch nicht nachzufragen, warum und wieso?“ Aufgrund der Knappheit sind einige Typ-2 Diabetes Patienten von den Wartelisten betroffen und müssen auf die notwendige Einnahme des Wirkstoffs warten.

Apotheker Ulf Ullenboom hofft auf eine Verbesserung der Lage.
Apotheker Ulf Ullenboom hofft auf eine Verbesserung der Lage. © Olpe | Roland Vossel

Steigende Produktanfrage bei Patienten

Auch in den Arztpraxen hat die Nachfrage nach den Präparaten deutlich zugenommen – das bestätigt auch der Attendorner Allgemeinmediziner Dr. med. Martin Laufenberg: „Das ist ein neues Präparat, und es ist in aller Munde. Aktuell scheint es Lieferschwierigkeiten zu geben“, erzählt er aus dem Tagesgeschäft. Grundsätzlich sei es so, dass „Wegovy“ keinem Typ-2-Diabetes-Patienten wegen der höheren Dosis verschrieben werde. Beide Medikamente hätten jedoch die gleiche Grundwirkung. „Die Medikamente simulieren Sättigungen durch das Andocken an Rezeptoren“.

Tatsächlich wird durch den Wirkstoff die Wirkung eines Darmhormons nachgeahmt, wodurch deutlich mehr Insulin ausgeschüttet wird. Das führt dazu, dass das Sättigungsgefühl schon nach geringen Mengen einsetzt. In der Folge sind laut ersten Studien Gewichtsverluste von 10 bis 15 Prozent für Menschen mit Adipositas möglich. Martin Laufenberg ist der Nutzung des „Wundermittels“ nicht abgeneigt und sieht für Menschen mit Übergewicht deutliche Vorteile: „Es ist schon effektiv. Patienten mit Übergewicht haben erhebliche Probleme. Es ist schon eine gute Option. Was in 10 bis 15 Jahren passiert, wird sich natürlich erst zeigen“, spricht er mögliche Nebenwirkungen an.

Starke Nebenwirkungen möglich

Wirkliche Erfahrungswerte mit den Präparaten fehlen, auch weil die Medikamente bisher nicht in dieser Menge genutzt worden sind. Frühere Studien lassen jedoch vermuten, dass der Wirkstoff auf Dauer für gesunde Patienten starke Nebenwirkungen haben kann. Verstopfung, Übelkeit, Müdigkeit, Durchfall, Bauchkrämpfe und auch Gallensteine können nach längerem Gebrauch die Folge sein. Glaubt man der US-Arzneimittelbehörde, soll Ozempic sogar das Risiko auf Schilddrüsenkrebs erhöhen.

Wird die monatliche Spritze abgesetzt, droht der schnelle Jo-Jo-Effekt. Das alte Sättigungsgefühl kehrt zurück und in den meisten Fällen auch das vorherige Gewicht. Wer langfristig abnehmen will, muss die Abnehmspritze also bis zu seinem Lebensende nehmen.

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