Finnentrop. Zum Schuljahr 2026/27 sollen die ersten Schülerinnen und Schüler in die gymnasiale Oberstufe der Gesamtschule wechseln. Das müssen Sie wissen.

Im Normalfall können Schülerinnen und Schüler an einer Gesamtschule alle Abschlüsse erlangen, also auch das Abitur. In Finnentrop ist das nicht der Fall, nach Klasse zehn ist hier Schluss. Allerdings darf die Gesamtschule dank einer Ausnahmeregelung auch ohne Oberstufe unterrichten. Nun stehen die Chancen, dass Jugendliche für ihr Abitur nicht mehr an ein Gymnasium in einer Nachbarkommune wechseln müssen, so gut wie nie zuvor. „Wir trauen uns und unseren Schülern diesen Schritt zu und wollen eine kleine, aber feine Oberstufe etablieren“, betont Schulleiter Thorsten Vietor. Mit dem jetzigen achten Jahrgang soll die gymnasiale Oberstufe zum Schuljahr 2026/27 an der Bigge-Lenne Gesamtschule Einzug halten.

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Es ist nicht der erste Versuch, den die Finnentroper Gesamtschule unternimmt. Bereits zum Schuljahr 2019/20 sollte die gymnasiale Oberstufe durch eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Gesamtschule aus Werdohl aus der Taufe gehoben werden, seinerzeit scheiterten die Bemühungen aber schlicht an den Schülerzahlen. Genau das ist nun anders. Der jetzige Jahrgang acht bietet mit seinen 105 Jungen und Mädchen eine äußerst solide Grundlage, zumal die Schülerzahlen in den Stufen fünf bis sieben auf ähnlichem Niveau liegen. Die Schule hat es offenbar geschafft, durch ihr pädagogisches Konzept und ihre Ausstattung, vor allem im Bereich der IT-Infrastruktur, wieder mehr Kinder an sich zu ziehen. Das war vor vielen Jahren noch anders.

Richtwert: 42 Schülerinnen und Schüler

Das pädagogische Konzept zeichnet sich im Kern dadurch aus, dass die Schülerinnen und Schüler in den Hauptfächern in drei Niveaustufen unterrichtet werden – abhängig von der Leistungsstärke und natürlich mit der Chance, sich qualitativ nach oben zu arbeiten. „Das hat den Vorteil, dass alle Schüler in ihren Niveaustufen eine Eins schreiben können“, erklärt der Schulleiter und ergänzt: „Diese Art, zu arbeiten, unterscheidet unsere Schule am deutlichsten von anderen. Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern und fordern, um Bildungsbiografien möglichst lange offen zu halten und um den höchstmöglichen Schulabschluss zu ermöglichen.“

Wir trauen uns und unseren Schülern diesen Schritt zu und wollen eine kleine, aber feine Oberstufe etablieren.
Schulleiter Thorsten Vietor

Vietor erlebe immer wieder, dass „seine“ Schülerinnen und Schüler die Finnentroper Gesamtschule mit einem Qualifikationsvermerk verlassen und auf ein Gymnasium in Lennestadt oder Attendorn wechseln. „Das kostet zwangsläufig Zeit. Wir wollen ihnen diese Fahrtwege ersparen und haben den Anspruch, dass sie in Finnentrop ihr Abitur erlangen können“, ergänzt Vietor, der seit 2019 Schulleiter ist.

Begeistert über die Entwicklung der Schule ist auch Bürgermeister Achim Henkel (CDU), der in den vergangenen drei Jahren immer vier neue fünfte Klassen begrüßen durfte – und jeweils nur drei zehnte Jahrgänge verabschieden musste. „Deswegen bin ich guter Dinge“, sagt Henkel mit Blick auf die geplante Oberstufe. In diesem Zusammenhang weist er auf die vorhandene Infrastruktur hin: In unmittelbarer Nähe zum Schulcampus samt Mensa liegen Sportplatz, Turnhalle und das Erlebnisbad „Finto“. Das könne sich allemal sehen lassen.

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Damit die Oberstufe, die sich aus Einführungsphase (EF) und Sekundarstufe II zusammensetzt, tatsächlich zum Schuljahr 2026/27 starten kann, müssen sich mindestens 42 Jungen und Mädchen anmelden. Diese Richtzahl nennt Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung in Arnsberg als Schulaufsichtsbehörde, auf Nachfrage. „Stand heute scheint diese Anzahl sehr realistisch, sodass alle Beteiligten den Plan hin zur Oberstufe nun gemeinsam vorantreiben.“ Falls genügend Schüler vorhanden sind, wird die gymnasiale Oberstufe auch nicht an der Raumausstattung und dem Lehrerkontingent scheitern, ist Vietor zuversichtlich, wenngleich er weiß, dass es zurzeit zu wenig Lehrpersonal gibt – auch in Finnentrop, wo ab Klasse acht etwas verkürzt unterrichtet werden muss (allerdings nicht in den Hauptfächern). Doch daran soll und wird das Projekt gymnasiale Oberstufe nicht scheitern.

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