Lennestadt/Kreis Olpe. Die urologische Belegabteilung in Altenhundem schließt zum Jahresende nach mehr als 50 Jahren. Patienten müssen sich umstellen.

Schlechte Nachrichten für das St. Josefs-Hospital in Altenhundem und viele Patienten in der Region. Zum 31. Dezember wird die Urologische Abteilung, die einzige im Kreis Olpe, geschlossen. Damit verliert das Krankenhaus nicht nur eines seiner Aushängeschilder, sondern die Region einen Pfeiler der ortsnahen medizinischen Versorgung.

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Die Katholische Hospitalgesellschaft (KHS) als Träger des Krankenhauses in Altenhundem und die Belegärzte der Urologie konnten keine Einigung über einen neuen Nutzungsvertrag erzielen, teilte die GFO, zu der die KHS gehört, als Grund mit. So geht am 31. Dezember eine lange Zusammenarbeit zu Ende. Neben der Behandlung in der eigenen Praxis an der Uferstraße in Altenhundem, mit einem Einzugsgebiet von rund 50.000 Patienten von Attendorn bis Winterberg, sind die Fachärzte Dr. Christian Büscher (60) und Dr. Joachim Roloff (64) auch Belegärzte am St. Josefs-Hospital. Hier operieren sie stationäre und ambulante Patienten im regulären OP-Betrieb des Krankenhauses, z. B. bei Prostatavergrößerungen, Blasentumoren oder Nierensteinen.

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Insgesamt sind es ca. 800 stationäre und ambulante Eingriffe im Jahr. „Je 50 Prozent unseres Jobs finden in der Praxis und im Krankenhaus statt“, erklärte Büscher noch im Juli im Rahmen der WP-Serie „Medizincheck Kreis Olpe“. Für die Patienten bedeutet dies bisher Diagnostik, Operation und Nachsorge aus einer Hand am gleichen Ort. Künftig sind ambulante Operationen und Maßnahmen wie Nierenkatheterwechsel sowie stationäre Eingriffe im Krankenhaus nicht mehr möglich. Die nächstgelegenen urologischen Abteilungen sind im Klinikum Siegen in Weidenau und im Diakonie-Klinikum Jung-Stilling, in Siegen, Fahrzeit von Altenhundem mindestens 50 Minuten. Noch weiter entfernt sind die urologischen Kliniken in Lüdenscheid, in Marburg und am Klinikum Hochsauerland in Arnsberg-Hüsten.

Wir bedauern diese Entwicklung. Wir hätten die urologische Abteilung gerne weitergeführt. Die Entscheidung hierzu lag jedoch nicht in unserer Hand.
Dr. Christian Büscher und Dr. Joachim Roloff

„Wir bedauern diese Entwicklung. Wir hätten die urologische Abteilung gerne weitergeführt. Die Entscheidung hierzu lag jedoch nicht in unserer Hand“, erklären die Belegärzte in einer Patienteninformation auf ihrer Homepage. Laut GFO erforderten die aktuellen gesetzlichen Regelungen eine Trennung der stationären von den ambulanten Leistungen, die im bestehenden System unterfinanziert seien. „Dies erforderte eine Neuverhandlung der auslaufenden Belegarzt- und Nutzungsverträge. Leider konnte keine Einigung über einen neuen Nutzungsvertrag erzielt werden, der sowohl den Belangen des Krankenhauses als auch der Praxisärzte entsprach“, so die GFO.

Leider konnte keine Einigung über einen neuen Nutzungsvertrag erzielt werden, der sowohl den Belangen des Krankenhauses als auch der Praxisärzte entsprach.
Geschäftsführung der GFO

Letztlich forderte die GFO in den Verhandlungen eine kostendeckende Vereinbarung über die ambulanten Eingriffe im Krankenhaus. „Wenn es für die GFO kostendeckend sein sollte, müssten wir draufzahlen dafür, dass wir ambulant operieren dürfen“, hält Dr. Büscher dagegen. Weil zunehmend ambulant statt stationär gearbeitet werde, „wäre das auf Dauer ruinös“, so Büscher. Es mache für beide Seiten nur Sinn, das Gesamtpaket, also ambulant und stationär, zu betrachten und zu verhandeln. Doch dazu sei die GFO nicht bereit gewesen.

Seit 2022 bilden die beiden Krankenhäuser in Olpe und Lennestadt offiziell die GFO Kliniken Südwestfalen. Das Bild zeigt Wilhelm Rücker, Markus Feldmann und Dr. Gereon Blum (von links) mit dem Schild, das seitdem am St.-Martinus-Hospital auf die Neuordnung hinweist.
Seit 2022 bilden die beiden Krankenhäuser in Olpe und Lennestadt offiziell die GFO Kliniken Südwestfalen. Das Bild zeigt Wilhelm Rücker, Markus Feldmann und Dr. Gereon Blum (von links) mit dem Schild, das seitdem am St.-Martinus-Hospital auf die Neuordnung hinweist. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Mit der Folge, „dass der Belegarztvertrag von Dr. Büscher zum 31. Dezember auslaufen wird. Damit ist der Weiterbetrieb der urologischen Belegabteilung am St. Josefs-Hospital ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Davon unberührt sind die ambulanten Leistungen, die Dr. Büscher und Dr. Roloff in ihrer urologischen Praxis erbringen, um die fachärztliche urologische Versorgung in der Region sicherzustellen: Diese sind nicht an den Weiterbetrieb der urologischen Belegabteilung des St. Josefs-Hospitals Lennestadt geknüpft“, teilte die GFO auf Anfrage mit. Dr. Büscher dagegen sieht in dem Wegfall der Krankenhausabteilung „eine deutliche Verschlechterung der urologische Patientenversorgung“, auch, wenn man in der Praxis weiterhin Sterilisationen, Prostata-Biopsien und gegebenenfalls Nierensteinzertrümmerungen anbieten werde.

Faktisch bedeutet die Schließung der Urologie im Krankenhaus auch eine nachhaltige Schwächung des Krankenhaus-Standorts Lennestadt. Zum Beispiel können die urologischen Beleg-Fachärzte nicht wie bisher bei der Behandlung von Patienten anderer Krankenhausabteilungen im Bedarfsfall schnell hinzugezogen werden.

Labor des Krankenhauses schließt bereits am 13. Dezember

Das Ende der urulogischen Krankenhausabteilung ist nicht der einzige „Nackenschlag“, den das Altenhundemer Krankenhaus zum Jahresende einstecken muss. Am Mittwoch, 13. Dezember, um 19 Uhr wird das Labor im St. Josefs-Hospital geschlossen. Ab sofort übernimmt das Labor im St. Martinus-Hospital Olpe die gesamte Diagnostik. Für Notfälle bzw. eine Basisversorgung von Patienten sei die Zentrale Notaufnahme in Altenhundem bereits seit April mit Geräten für die sogenannte Point-of-care-Diagnostik (POCT) ausgestattet. Diese Art der Labordiagnostik erlaube die zeitnahe Bestimmung von relevanten Parametern „am Ort des Geschehens“.

Die GFO begründet dies mit Synergieeffekten, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben und dem wachsenden Kostendruck entgegenzuwirken. Sieben Mitarbeitende sind von der Schließung betroffen, nur zwei davon wechseln nach Informationen dieser Zeitung in das Labor in Olpe.