Attendorn. Ein knappes Vierteljahrhundert engagierte sich Jagusch als Stellvertretender Bürgermeister von Attendorn. Was ihm besonders in Erinnerung bleibt.

Mit warmen Worten und lang anhaltendem Applaus verabschiedete der Attendorner Stadtrat am Mittwochabend ein lokalpolitisches Urgestein: Horst-Peter Jagusch (78), seit beinahe 30 Jahren sachkundiger Bürger und Stadtverordneter der SPD, legt zum Ende des Jahres sein Ratsmandat nieder. Und nicht nur das: Der pensionierte Lehrer, dessen Wahlkreis das Schwalbenohl ist, war annährend 25 Jahre zunächst Zweiter (ab 1999) und anschließend (ab 2014) Erster Stellvertretender Bürgermeister der Hansestadt. „Dass du diese Ämter fast ein Vierteljahrhhundert geführt hast, ist beispielgebend dafür, dass es auch heute nicht ohne Menschen geht, die konstant und zuverlässig, mit Kompetenz und Erfahrung, ehrenamtliche Tätigkeiten übernehmen und sich eben nicht nur in Projekten engagieren“, würdigte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) seinen zuverlässigen Vertreter, der ihm und seinen Vorgängern stets den Rücken freigehalten habe.

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Pospischil attestierte dem verheirateten Familienvater von zwei Kindern eine sympathische und unaufgeregte Art, Ruhe und Sachlichkeit, genauso aber auch eine gehörige Portion Mutterwitz. Der Bürgermeister dankte dem nun auch „kommunalpolitischen Ruheständler“ für seine Arbeit in seinem Wahlkreis: „Zusammen mit deinem langjährigen Engagement als Vorsitzender des Bürgervereins Schwalbenohl warst du so etwas wie der Mister Schwalbenohl. Du hattest großen Anteil daran, dass das Schwalbenohl trotz der demografischen Veränderungen und des Wandels seiner Infrastruktur ein liebenswerter Teil unserer Stadt geblieben ist.“

Martin Bur am Orde wird Nachfolger

Von einer beeindruckenden kommunalpolitischen Karriere sprach SPD-Fraktionschef Uli Bock, denn Jagusch habe nicht nur mit seiner Expertise Eindruck hinterlassen: „Wir verabschieden heute einen Menschen, der durch seine Zielstrebigkeit Anerkennung und Respekt erworben hat, trotz seiner manchmal ziemlich knurrigen, aber immer korrekten Art im Umgang mit seinen Kolleginnen und Kollegen.“ Jagusch selbst sprach anschließend einen „Nachruf in eigener Sache“ aus und blickte zurück auf die besonderen, einprägsamen, mitunter bewegenden Erlebnisse vor allem als Stellvertretender Bürgermeister. Zum Beispiel auf jenen Tag kurz vor Weihnachten im Jahr 2007, als er in der Stadthalle bei einer Veranstaltung zu Seniorinnen und Senioren sprechen durfte. „Was mich besonders beeindruckte: Alle hörten zu. Das war ich in meinem Beruf als Lehrer gar nicht gewohnt“, plauderte Jagusch, der sich als „ruhiger Vertreter im Stadtrat“ bezeichnet, aus dem Nähkästchen.

Ich sollte allerdings eher sagen: Ich wurde getanzt. Denn es gab keine Chance, sich dem Zugriff der älteren Damen zu entziehen.
Horst-Peter Jagusch über eine Senioren-Veranstaltung in der Attendorner Stadthalle

Rund vier Jahre später fand an selber Stelle ein Schlesisches Oktoberfest statt, das sich ebenso in Jaguschs Gedächntnis eingebrannt hat, denn: „Ich habe sogar getanzt, obwohl ich eigentlich passionierter Nichttänzer bin. Ich sollte allerdings eher sagen: Ich wurde getanzt. Denn es gab keine Chance, sich dem Zugriff der älteren Damen zu entziehen.“ Das sozialdemokratische Urgestein wird genauso wenig die „normalen“ Veranstaltungen vergessen, zu denen er als Stellvertretender Bürgermeister eingeladen wurde: Hochzeitsjubiläen, Karnevals- und Schützenveranstaltungen, Begegnungen mit Schüler- und Jugendgruppen, die Teilnahme an westfälischen und internationalen Hansetagen, Einweihungen, Konzerte, Ausstellungseröffnungen und vieles mehr. Allein im Zeitraum von 2014 bis heute habe er mehr als 300 Termine wahrgenommen.

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Nachfolger im Amt des Stellvertretenden Bürgermeisters wird Martin Bur am Orde. Der Stadtrat wählte den Verwaltungsangestellten mit großer Mehrheit. „Ich freue mich, ab sofort die Arbeit von Horst-Peter Jagusch nahtlos fortführen zu dürfen“, erklärte der SPD-Politiker, der seit 2014 der Fraktion angehört. Bur am Orde, dem Fraktionschef Bock die „nötige Erfahrung und Souveränität“ attestiert, hatte sich vor einigen Wochen in einer SPD-fraktionsinternen Wahl knapp gegen Wolfgang Langenohl durchgesetzt. Jaguschs Ratsmandat übernimmt zum 1. Januar Hanna Wurm.