Kreis Olpe. Nach Ablehnung durch den Kreistag wollen BUND, NABU und Kreisheimatbund eine Einrichtung ohne Kreis-Beteiligung ermöglichen

Es war ein Schlag ins Kontor für die Naturschutzverbände im Kreis Olpe, als am Montag von einer satten Kreistags-Mehrheit die Pläne zur Gründung einer Biologischen Station sang- und klanglos zu Altpapier erklärt wurden. Über ein Jahr harter Arbeit, verbunden mit unzähligen Gesprächen, Konferenzen und Sitzungen, war damit vergebens – und, wie die Vertreter von Naturschutzbund (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) sowie Kreisheimatbund betonen, allesamt Gespräche, bei denen die Naturschutzverbände nicht unter sich waren: Von Anfang an seien Landrat und Kreisdirektor mit involviert gewesen, die Kreisverwaltung hatte nach zuvor jahrelanger Ablehnung auch klar kommuniziert, dass sie die Einrichtung einer Biologischen Station inzwischen begrüße. Auch die Landwirte waren mit am Tisch, und das grundlegende Papier, das zur Gründung eines Trägervereins hätte führen sollen, trug unter anderem auch die Handschrift der Landwirtschaftskammer, die energisch für die Einrichtung einer solchen Station plädiert.

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Verliererin der ganzen Angelegenheit, so das Fazit eines online geführten Gesprächs mit unserer Redaktion, seien die Natur und die biologische Vielfalt im Kreis Olpe: Eine Biologische Station sei das Mittel zum Zweck gewesen, um mit Fachkompetenz im Austausch mit den Landwirten dafür zu sorgen, dass die biologische Vielfalt mit der Nutzung der Landschaft einhergehen könne, und zwar einfacher und besser, als dies über Vorschriften oder Gesetze geregelt werden könne.

Mehr Einnahmen als Ausgaben

Die Naturschützer sind immer noch erschüttert, dass eine sachliche Begründung der Ablehnung ausfiel. Das öffentlich abrufbare Konzept sei von der CDU-Fraktion offenbar nicht zur Kenntnis genommen worden, denn die beiden Anhänge mit den fachlichen Grundlagen sprächen eine mehr als deutliche Sprache über den Sinn und Zweck einer solchen Biologischen Station und träten auch den Beweis an, dass die aufzuwendenden Mittel mehr als sinnvoll eingesetzt würden – abgesehen von der Tatsache, dass durch Zuschüsse, die nur die Biologische Station einwerben könne, deutlich mehr Geld hereinkomme als ausgegeben werden müsste.

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Der Kreis, so die eindeutige Meinung von Dr. Roswitha Kirsch-Stracke, Dario Wolbeck, Dr. Matthias Klein, Gerhard Hüttemann und Franz-Josef Göddecke, wäre großer Nutznießer einer Biologischen Station gewesen. Die Untere Naturschutzbehörde hätte zahlreiche Leistungen durch die Biologische Station erbringen lassen können, die nun weiterhin vom Kreis selbst erbracht werden müssten – Tendenz zunehmend. Die Beratung und Umweltbildung, die eine solche Station erledigen könnte, sei vom Kreis gar nicht leistbar.

Allein die Tatsache, dass alle anderen Kreise in Nordrhein-Westfalen, und das zum Teil seit Jahrzehnten, mit Biologischen Stationen ausgestattet seien, und zwar ausdrücklich auch alle CDU-geführten Kreise, sei wohl ein klares Beispiel dafür, dass die Olper Kreistags-Mehrheit mit ihrer Ablehnung falsch liege.

Wenn Arten und Lebensräume im Kreis nicht durch den freiwilligen Vertragsnaturschutz gefördert werden können, dann gewinnen die gesetzlichen Möglichkeiten Bedeutung.
BUND, NABU und Kreisheimatbund

Die Naturschutzverbände sehen sich nun gezwungen, einen mühsamen Weg einzuschlagen: Die Gründung einer Biologischen Station ohne Kreistags-Unterstützung. Wie Roswitha Kirsch-Stracke ausführte, sind rund 20 Prozent der Stationen im Land so aufgestellt, und auch diese Biologischen Stationen arbeiteten fachlich mit der jeweiligen Unteren Naturschutzbehörde (Kreisverwaltung) und der jeweiligen Landwirtschaftskammer zusammen, seien aber in keiner Weise an die Kreispolitik gebunden. Die Stationen Soest und Münsterland würden nun als Vorbilder genutzt, um zu versuchen, eine Biologische Station ins Leben zu rufen, die auf die Unterstützung des Kreistags verzichten kann. „Bis dahin gilt: Wenn Arten und Lebensräume im Kreis nicht durch den freiwilligen Vertragsnaturschutz, betreut durch eine Bio-Station, gefördert werden können, dann gewinnen die gesetzlichen Möglichkeiten Bedeutung“, so die Verbände in einem Schreiben, das im Nachgang der Kreistagssitzung zusammengestellt wurde.

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Auf einen Punkt legt Dr. Roswitha Kirsch-Stracke großen Wert: Sie war in der Sitzung des zuständigen Fachausschusses des Kreises von CDU-Fraktionschef Wolfgang Hesse kritisiert worden, weil sie als ehemalige Vorsitzende des Kreisheimatbundes ihre Privatsache habe durchsetzen wollen. Die in Hannover an der Leibniz-Universität lehrende, aus Wenden stammende und dort weiterhin verwurzelte Wissenschaftlerin betont, dass sie als Vorstandsmitglied des Kreisheimatbundes agiert habe und dieser als Mitgliedsverein des Westfälischen Heimatbundes auch Mitglied in der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt und damit anerkannter Naturschutzverband sei.

Die von der CDU angeführte angebliche Angst der Landwirte vor dem möglichen langen Arm einer solchen Biologischen Station sei von Anfang an genommen worden, weil, anders als in anderen Stationen, hier die Parität zwischen Nutzern und Schützern die ganz große Überschrift gewesen sei. Der Ausstieg der Waldbauern noch vor der Gründung sei zwar bedauerlich, aber kein Beinbruch. Dario Wolbeck: „Selbst der noch waldreichere Kreis Siegen-Wittgenstein hat eine Biologische Station ohne Beteiligung der Waldbauern. Der Schwerpunkt des Naturschutzes im Wald liegt in NRW beim Landesbetrieb Wald und Holz, und dem soll eine Biologische Station im Kreis Olpe ja keine Konkurrenz machen.“ Franz-Josef Göddecke: „Nur ist es im Kreis Olpe ja so, dass fast jeder Waldbauer auch Landwirt ist und umgekehrt, und da wäre es eben schön und sinnvoll gewesen, hier die Enden zusammenzubekommen. Aber selbst, wenn sie bei der Gründung nicht dabeigewesen wären, wäre die Tür ja nicht zu.“ Gerhard Hüttemann hat nur eine Erklärung, warum der Plan auf der Zielgeraden abgelehnt wurde: „Vermutlich, weil es nicht von der CDU kam. Etwas anderes kann ich mir nicht erklären.“