Gerlingen. Die GFO errichtet eine weitere Außenwohngruppe des Josefshauses für acht Kinder in der feudalen „Villa Kaufmann“ ein. Das sind die Pläne.
Ein Schmuckstück ist es nicht. Im Gegenteil. Beim Anblick des Gebäudes an der Lingensiepenstraße 1 in Gerlingen käme der neutrale Beobachter kaum auf den Gedanken, dass es sich hier um eine ehemalige Villa handelt. Dennoch: Einst war es die feudale „Villa Kaufmann“. Das verfallene und schon lange leerstehende Gebäude soll jetzt wieder auf Vordermann gebracht werden. „Als ich es das erste Mal gesehen habe, habe ich gedacht, das ist ein bisschen schaurig. Wir wollen es aus dem Dornröschenschlaf wecken“, sagte Reinhard Geuecke. Der Bereichsleiter Erziehungshilfen bei der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) stellte die Pläne mit Einrichtungsleiterin Eva Maubach im Wendener Bau- und Planungsausschuss vor.
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Der Eigentümer ist eine Kooperation mit der GFO eingegangen, die hier eine Außenwohnstelle des Josefshauses errichten will. Acht Kinder sollen die Wohngruppe bilden und im Rahmen der stationären Kinder- und Jugendhilfe bis zum Ausbildungsalter (etwa 16 Jahre) vollständig betreut werden. „200 Kinder leben bei uns. Wir haben bereits 20 Wohngruppen, in Gerlingen wird die 21. entstehen“, berichtete Geuecke. Statt in einem großen Komplex seien solche Wohngruppen heutzutage dezentralisiert platziert: „Sieben bis neun Kinder werden untergebracht und rund um die Uhr von fünf bis sechs pädagogischen Fachkräften betreut. Der Bedarf ist sehr groß.“ Es handele sich um Kinder von überforderten Eltern, bei denen das Kindeswohl gefährdet sei.
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„Wir wollen Kindern, die vorübergehend oder auch länger nicht in der Familie leben können, ein Zuhause geben. Wir starten in Gerlingen mit einer Gruppe von Kindern im Grundschulalter, höchstens bis zur fünften Klasse. Sie sollen die Möglichkeit haben, in der Gruppe großzuwerden“, teilte Einrichtungsleiterin Eva Maubach mit. Zur Gruppe sollen bewusst auch zwei, drei Kinder mit einem Handicap gehören, berichtete Reinhard Geuecke: „Die Grundschule Gerlingen ist die Nummer eins im Kreis Olpe, wenn es um Inklusion geht. Wir haben schon Kontakt aufgenommen. Wir wollen dafür sorgen, dass die Kinder Gerlinger werden.“
Ganz viel vom Objekt solle erhalten bleiben, so Geuecke weiter. Das gelte aber nicht für den baufälligen Schuppen. Auf drei Etagen sollen die Kinder in Einzelzimmern in dem sanierten und umgebauten Gebäude wohnen. Der Haupteingang wird zur Lingensiepenstraße hin sein, zur Elbener Straße hin wird es in einem Anbau ein Appartement und eine Terrasse geben. Hier könne eines der Kinder vielleicht später dauerhaft wohnen, sagte Geuecke: „Wir wollen das aber erst mal im Rohbau belassen. Die Kinder sollen erstmal in Ruhe ankommen. Es ist schon eine enorme Herausforderung für die Kinder. Jedes hat sein Päckchen zu tragen. Es muss exorbitant etwas vorliegen, wenn die Kinder nicht mehr in ihren Familien bleiben können.“
Es seien Kinder von Eltern mit einer Sucht- oder psychischen Erkrankung: „Bei uns sind auch Kinder, die geschlagen und missbraucht worden sind.“ Die Kinder stammen aus unterschiedlichsten Elternhäusern: „Arztkinder sind genauso dabei wie Kinder von Bürgergeld-Empfängern.“
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Die Substanz des Gebäudes sei gut, sagte Markus Hohmann, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung: „Es soll erhalten bleiben.“ Im hinteren Bereich zum Friedhof hin werde es einen Anbau mit einem Mehrzweckraum geben. Geplant seien großzügige Räume, im Erdgeschoss werde gekocht und gegessen. Drei Schlafräume sowie ein Besprechungs- und Betreuungsraum sind im Obergeschoss geplant, im Dachgeschoss fünf weitere Schlafräume. Im zweiten Dachgeschoss wird es ein Spielzimmer geben.
Die GFO sei zunächst zehn Jahre Mieter des Gebäudes, so Reinhard Geuecke: „Idee ist aber, langfristig Mieter zu bleiben und langfristig Teil des Ortes zu werden.“ Bei der Umsetzung des Projektes drückt die GFO aufs Gaspedal. „Wir hoffen, dass wir es bis Anfang des zweiten Halbjahres 2024 schaffen“, so Reinhard Geuecke.