Lennestadt. 193 Hektar Forst besitzt die Lennestadt. Ein Großteil davon ist derzeit Brache. Daraus soll ein zukunftsfähiger Wald werden.

Die Zahlen sind beeindruckend: Die Stadt Lennestadt besitzt stolze 193 Hektar Wald, hinzu kommen 51 Hektar an Wegeflächen, was einem Wert von 3,1 Millionen Euro entspricht. Doch starke Stürme in den Jahren 2017, 2018 und 2022, die extreme Dürre der vergangenen Jahre, verbunden mit dem explosionsartigen Auftreten des Borkenkäfers, haben wie im gesamten Sauerland auch beim Stadtwald von Lennestadt zu schweren Schäden geführt. Die Stadtverwaltung hat die Mitglieder des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Stadtentwicklung und Bauen nun ausführlich über den Zustand des Kommunalwalds informiert – und vor allem darüber, wie er sich entwickeln soll.

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Eine Übersicht zeigt, wie heftig die Waldschäden zugenommen haben. Wurden im Jahr 2018 gerade 70 Festmeter Holz nach Kalamitäten geschlagen, waren es im schlimmsten Jahr 2021 dann 3343 Festmeter. „Die komplett abgeholzten Wald- und Freiflächen bieten nun keine Auffangmöglichkeit des Niederschlagswassers mehr“, heißt es in der Bilanz, „auch Hangrutsche auf steileren Flächen sind nicht ausgeschlossen“. Schon aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen seien Waldarbeiten kaum noch ohne Vollerntemaschinen, sogenannte Harvester, machbar. Schon länger trocken stehende Bäume drohen, unkontrolliert abzubrechen. Der finanzielle Verlust für die Stadt halte sich bislang in Grenzen, weil durch den Verkauf des Holzes noch gute Preise erzielt worden seien. Mitte des Jahres jedoch sei die Vermarktung von Fichtenstammholz innerhalb kürzester Zeit zusammengebrochen.

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Rund 357.000 Quadratmeter der städtischen Waldflächen werden als Ausgleichsflächen für bauliche Eingriffe geführt. Der Zustand dieser Areale, so die Verwaltung, reiche von „erfolgreich entwickelt“ bis „mit einem erheblichen Nachbesserungsbedarf“, um das Standortziel „standortheimischer Laubwald“ zu erreichen. Allerdings habe fehlendes Personal dazu geführt, dass hier noch einige Überprüfungen ausstehen. Bei allen Ausgleichsflächen sei das Ziel, Fichtenjungwuchs zu entfernen, um den Anpflanzungen mehr Raum für ihre Entwicklung zu geben.

Gefährlicher Rüsselkäfer

Allerdings sei es schwierig geworden, mit heimischen Baumarten einen nachhaltigen Aufwuchs zu erreichen, weil die klimatischen Veränderungen viele eigentlich standorttypische Baumarten negativ beeinflussten. Mit Blick auf die klimatischen Veränderungen sei daher die Wiederaufforstung der großen Freiflächen sorgfältig zu planen. Verstärkt trete auf Schadflächen der Große Braune Rüsselkäfer auf, der neu angepflanzte Nadelbäume schädige.

Die Verwaltung entscheide bei jeder einzelnen Schadfläche in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Förster über die erfolgversprechendste Form der Wiederaufforstung. Auch die Stadt werde zunehmend mit der Forderung konfrontiert, auf eine aktive Wiederaufforstung zu verzichten und einfach wachsen zu lassen, was sich dort ansiedle. Dies könne im Einzelfall gelingen, habe aber häufig auch negative Folgen, weil sich Baumarten durchsetzten, die unerwünscht seien, beispielsweise Hasel oder Weide, die ökonomisch wertlos seien.

Daher beabsichtige die Stadt, ihre Schadflächen aktiv wiederaufzuforsten. Bereits jetzt werde in der Gemarkung Altenhundem mit ersten Flächen begonnen. Hier soll ein sogenannter Vorwald entstehen, der später alle Möglichkeiten der weiteren Entwicklung biete. Überlegt werde, hier eine Art Versuchsfeld anzulegen, um zu testen, welche Baumarten sich in dieser Region gut entwickeln. Überlegt werde auch an einer Kooperation mit dem Gymnasium der Stadt Lennestadt bezüglich einer Kooperation: Forscherteams der Schule könnten nach erfolgter Initialbepflanzung unterschiedliche Untersuchungen vornehmen. „Die Jugendlichen sollen daran arbeiten, die Standortbedingungen zu untersuchen und auf der Grundlage der Ergebnisse bestimmte Arten vorzuschlagen.“ Durch das Unterpflanzen von Eichen und Esskastanien könnten die Schüler unter Anleitung des Försters aktive und praktische Wiederaufforstung unterstützen.

Wir hätten uns einen Arbeitskreis gewünscht. Für uns stellt sich die Frage, was die Stadt will.
Andreas Verbeek, Grünen-Fraktion

Bislang sei in der Stadt Lennestadt die Waldbewirtschaftung eher unter ökologischen als unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt. Dies soll auch künftig gelten, „dabei sollen die Wälder fit für den Klimawandel gemacht werden. Eine Entwicklung weg von Nadelbaumreinbeständen hin zu standortgerechten, strukturreichen Mischwäldern muss das Ziel sein“, so die Information der Stadtverwaltung.

Statt wie von der Politik gefordert einen „Arbeitskreis Wald“ zu bilden, schlägt die Stadtverwaltung vor, stattdessen jede einzelne Maßnahme unter fachmännischer Beratung des Regionalforstamts zu planen. Für jede Einzelflächen sollen die Försterinnen und Förster Pflanzpläne, Leistungsverzeichnisse und die entsprechenden Förderunterlagen erstellen. Da dies für jede Einzelfläche separat erfolgen müsse, sei ein Arbeitskreis hier nicht sinnvoll.

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Im Ausschuss stieß dies auf überwiegende Zustimmung. SPD wie CDU erklärten, eine solche Aufforstung „wäre unser Mittel zur Wahl“, wie es die SPD formulierte. Gregor Schnütgen (CDU): „Wir sehen das ganz genau so. Die Förster sind die Fachleute.“ Nur Andreas Verbeek von den Grünen bedauerte: „Wir hätten uns einen Arbeitskreis gewünscht. Für uns stellt sich die Frage, was die Stadt will – Geld mit Holz verdienen? Einen Wald für den Tourismus? Für Ausgleichsflächen? Für Ökologie? Wohl am liebsten alles.“ Da es eine reine Informationsvorlage war, gab es keine Abstimmung – indes zeigte sich klar, dass die Verwaltnug eine breite Mehrheit für ihren Plan im Rat finden wird.