Olpe. Dr. Clemens Müller-Naendrup, Facharzt für Onkologie im MVZ in Olpe, klärt über die Therapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs auf.

In Deutschland kommt es jährlich zu ungefähr 9.000 Neuerkrankungen bei Männern und ca. 8.500 bei Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter bei Diagnose liegt bei Männern bei 72, bei Frauen um 75 Jahre. Die meisten Erkrankungen treten bei beiden Geschlechtern in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren auf

Unabhängig des Alters gelten Übergewicht, Typ 2 Diabetes, Nikotin- und hoher Alkoholkonsum, die Ernährung (viel rotes Fleisch, wenig Obst und Gemüse) sowie chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse als Risikofaktoren, erklärt Dr. Clemens Müller-Neandrup, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Olpe. Etwa vier bis zehn Prozent der Fälle seien erblich bedingt und meistens auf die sogenannten BRCA1/2-Mutationen zurückzuführen.

Verschiedene Herangehensweisen

Müller-Neandrup erklärt: „Die Therapiestrategie hängt von der Tumorausbreitung ab. Operable, lokal begrenzte Tumore werden chirurgisch entfernt. Anschließend erfolgt eine sogenannte adjuvante Chemotherapie für sechs Monate, um das Risiko eines Tumorrezidivs zu senken. In bestimmten Fällen kann mit einer neoadjuvanten Chemotherapie vor Operation eine technische Operabilität erreicht werden, sodass anschließend der Tumor chirurgisch entfernt wird.“

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In allen anderen Situationen könne man eine Chemotherapie mit dem Ziel der längstmöglichen Tumorkontrolle, Verbesserung tumorbedingter Beschwerden und vor allem des Erhaltes der Lebensqualität anbieten, erklärt der Spezialist. Im Falle des Vorhandenseins einer BRCA1/2-Mutation könne nach der Chemotherapie eine zielgerichtete Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor erfolgen. In bestimmten Fällen könne auch die Strahlentherapie mit oder ohne Chemotherapie zum Einsatz kommen. Für den Facharzt ist zudem wichtig, dass aufgrund der komplexen Therapieentscheidungen das therapeutische Vorgehen in einer interdisziplinär besetzten Tumorkonferenz diskutiert und entschieden werden sollte.