Hachen. „Die Herausforderungen ändern sich jedes Jahr“: Der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe informierte über die aktuelle Situation der Bauern.

Kurz vor der Maisernte gab der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe zum Erntedankfest einen Überblick über die Ernte. Die Erntedank-Pressekonferenz findet seit 2007 jedes Jahr auf einem anderen Bauernhof im Kreis Olpe statt. Am Freitag war der Milchkuhbetrieb von Peter Steinhoff in Hachen an der Reihe. Rinder sind die Leidenschaft von Steinhoff, der gleichzeitig auch Kreislandwirt ist. Besonderheit: Es gibt sechs verschiedene Rassen und eine Kreuzung auf seinem Hof in Hachen.

„Die Herausforderungen ändern sich jedes Jahr. Nach der Trockenheit hatten wir jetzt ein typisches Sauerland-Jahr mit Regen“, sagte Peter Steinhoff, der nach eigener Aussage einen typischen Sauerländer Grünlandbetrieb in Familienhand betreibt. 100 Hektar ist dieser groß, es gibt 90 Milchkühe. Die Bewirtschaftung sei wegen der Hanglage nicht leicht: „Bei den feuchten Bedingungen konnte man nicht überall hinfahren.“

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Nach 60 Cent im vergangenen Jahr sei der Milchpreis wieder auf 40 Cent gesunken, so Steinhoff: „Das ist schon wieder sehr schwierig. Viele Kosten sind hoch. Es bleibt eine große Herausforderung, das aufrechtzuerhalten. Als Familienbetrieb gehen wir ans Limit.“ Es würden auch andere Einkommensquellen erschlossen. So gibt es auch Hühner („Einen kleinen Kundenstamm haben wir hier vor Ort“) und es werde auch ein bisschen Rindfleisch vermarktet.

Grasbestände sind gut

Die Haltung von noch mehr Kühen sei aber keine Option, berichtete Peter Steinhoff: „Die Baukosten für neue Ställe sind hoch. Unsere Arbeitszeit ist auch endlich. Wir arbeiten 24/7, das ganze Jahr durch.“ Nach dem Braunland als Folge der Trockenheit habe es in diesem Jahr mit dem Grünschnitt aber gut funktioniert. Schon seit 1000 Jahren gebe es hier Landwirtschaft, erzählte Steinhoff stolz und gab sich beim Betriebs-Rundgang kämpferisch: „Es kann doch nicht sein, dass einen jetzt Krieg und wirtschaftliche Zwänge in die Knie zwingen. Das spornt mich an.“

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Über die aktuelle Lage berichtete Ackerbauer Stefan Becker. Regen sei ein Dauerthema gewesen: „Es war schwierig zu planen. Teilweise haben wir Nachtschichten gemacht, um den Mais in den Boden zu bekommen.“ Durch das Wasser seien die Grasbestände aber gut. „Die Wintergerste hatte ein gutes Jahr“, so Becker. Auch bei der derzeitigen Ernte des Silomais sehe es gut aus. Das Getreide sei durch den Regen auf der Zielgerade gekippt, so der Ackerbauer weiter: „Es gab große Qualitätseinbußen. In der Regel ist Getreide Viehfutter, aber das war es auch nicht mehr. Das Getreide kam in die Biogasanlage. Das tut weh.“

Durch den Ukrainekrieg sei der Preis für eine Tonne Getreide im vergangenen Jahr auf 350 Euro gestiegen, jetzt liege er bei 170 Euro. „Das Getreide aus der Ukraine drückt nach uns. Es fließt nicht über die Seewege ab. Das überschwemmt bei uns den Markt“, erläuterte Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe.

Wolf aufs Auge gedrückt

Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender, berichtete über die aktuelle Lage beim Thema Wolf. „Es wird immer akuter. Die Wolfnachweise steigen. Ich erlebe, dass auch das Sauerland vom Wolf erobert wird“, so der Bio-Bauer aus Bebbingen. Es gebe im Kreis Olpe viele Weidetiere und mit den höchsten Anteil an Biobetrieben in NRW: „Hier wird das umgesetzt, was der Bürger will, aber jetzt kriegen wir den Wolf aufs Auge gedrückt. Das geht nicht. Wollen wir nachhaltige Weidehaltung oder nur noch Naturschutz?“

Es gehe an die Substanz vieler Betriebe, betonte Bernd Eichert: „Nur wegen eines Tieres wird das alles geopfert.“ Man wolle den Wolf nicht ausrotten, unterstrich Michael Richard: „Wir wollen ihn nur regulieren. Am Ende muss ein Wolf auch geschossen werden.“

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Peter Steinhoff wird Mitte Oktober nach einigen Jahren als Kreislandwirt aufhören. Der Fokus liegt dann ganz auf seinem Betrieb in Hachen. Und da gibt es gute Nachrichten, was die Zukunft des Hofes angeht. Sohn Johannes (17) und Tochter Maria (15) wollen den traditionellen Familienbetrieb weiterführen. Johannes ist bereits in der Ausbildung, Maria will diese im nächsten Jahr beginnen. „Das macht mich mächtig stolz, dass sie in unsere Fußstapfen treten“, sagte Peter Steinhoff.